Wer in den Vereinigten Staaten mit einem zivilen Überschallflugzeug abheben möchte, hat derzeit ziemlich schlechte Karten. Seit den 1970er-Jahren gelten in den USA strikte Regelungen, die Flüge jenseits der Schallmauer über Land aufgrund des ohrenbetäubenden Knalls verbieten. Sie machen es überschallfähigen Fliegern mit strengen Lärmauflagen beinahe unmöglich, überhaupt abzuheben.
Die Einführung der Regelungen sollten ursprünglich der europäischen Concorde das Leben schwer machen. Das Gegenstück zum nie realisierten, amerikanischen Mach-2-Flugzeug Boeing 2707 durfte nur mit einer Ausnahmeregelung innerhalb der USA fliegen. Seit dem letzten Flug der Concorde vor mehr als 16 Jahren sind die Auflagen bisher keinem anderen Flieger in die Quere gekommen.
Behörden gehen von baldigen Testflügen aus
Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA beantragt deshalb nun Gesetzesänderungen vorantreiben, die den Flugzeugbauern vorerst die Entwicklung ihrer neuen Überschallflieger erleichtern. Dazu plant die Behörde, vorerst zwei Regelungen zu ändern, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Zu einem sollen Lärmzertifikate angepasst werden.
Immer noch viel Lärm
Die neuen Überschallflieger Boom Ouverture und Aerion AS-2 sollen durch moderne Triebwerke und dank neuer Erkenntnisse in den Bereichen Aerodynamik und Akustik zwar deutlich leiser als die Concorde werden. Dennoch sind sie lauter als andere Flugzeuge, und könnten mit den bisher geltenden Limits für gewöhnliche Passagierflugzeuge an ihre Limits stoßen.
Eine weitere Änderung soll Herstellern vereinfachen, eine Erlaubnis für Testflüge von zivilen Überschallfliegern zu erhalten. Insbesondere für Boom wird diese Neuordnung erfreulich sein, da das junge Unternehmen 2020 die kleinere Testversion XB-1 des geplanten Überschall-Passagierflugzeuges Overture abheben lassen will – der Starttermin war zuvor schon von 2017 auf 2018 und dann auf 2019 verlegt worden.
Frage nach dem Knall weiterhin ungeklärt
Ob künftig einmal Überschallflüge über Land möglich sein werden, lässt die Behörde bislang offen. Zwar gibt es ebenfalls neue Ansätze, den problematischen Überschallknall durch ausgefeilte Rumpfformen zu dämmen. Ob sich diese Lösungen jedoch mit den stetig steigenden Umweltschutz-Auflagen vereinbaren lässt, ist nach wie vor unklar.