Im Konkurrenzkampf zwischen Airbus und Boeing ging es zuerst darum, die Flugzeuge mit sparsameren Triebwerken auszustatten. Der europäische Flugzeugbauer legte vor, indem er seiner A320-Familie neue Motoren verpasste. Unter dem Druck des A320 Neo (New Engine Option) rüstete Boeing die 737 mit neuen Triebwerken aus und schuf die 737 Max.
Bei den Langstreckenmaschinen legte Boeing mit einer Neuentwicklung vor: Der Dreamliner zeichnete sich zuerst durch die Verwendung von Verbundwerkstoffen aus, Airbus zog mit dem A350 nach. Jetzt hat sich der europäische Hersteller das nächste Feld gesucht, auf dem er einen Schritt in die Zukunft machen möchte: die Flügel.
Drei Prototypen in Originalgröße
Das Programm trägt den Namen Wing of Tomorrow, Flügel von morgen. Am Mittwoch (22. September) gab Airbus bekannt, mit der Montage des ersten Prototyps in Originalgröße zu beginnen. Insgesamt will der Konzern drei solcher Tragflächen bauen: eine für strukturelle Tests; eine für ein besseres Verständnis der Integration ins Gesamtsystem; eine, deren Zusammenbau dazu dient, die Produktion im industriellen Maßstab zu optimieren.
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«Die hochleistungsfähige Flügeltechnologie ist eine von mehreren Lösungen - neben nachhaltigen Flugkraftstoffen und Wasserstoff -, die wir umsetzen können, um zur Dekarbonisierung der Luftfahrt beizutragen», sagt Airbus-Technikchefin Sabine Klauke. An dem Programm sind Teams an allen europäischen Airbus-Standorten beteiligt.
Der Adler als Vorbild
Die drei Flügel-Demonstratoren sollen mehr als 100 neue Technologien zusammenführen. Die Verwendung der neuesten Verbundwerkstoffe ist dabei ein Aspekt. Airbus interessiert sich aber beispielsweise auch für Biomimikry, also die Übertragung von Lösungen aus der Natur auf die Technik.
Der Flugzeugbauer nennt als Beispiel Adler, welche die Form, Spannweite und Oberfläche ihrer Flügel anpassen können. Um so auch Flugzeugflügel aktiv steuern zu können, werden Böensensoren, aufklappbare Spoiler, multifunktionale Hinterkanten, Gelenke und alternative Flügeloberflächen erforscht.
Cessna Citation für Tests in der Luft
Schon früher hatte Airbus Konzepte vorgestellt, die von Vögeln und ihren Flügeln inspiriert waren: Albatross One und Bird of Prey. Bei beiden ging es um flexible Flügelspitzen.
Um all diese Ideen nicht nur am Computer, an ferngesteuerten Modellen und und an riesigen Flügelprototypen zu testen, stellt der Flugzeugbauer jetzt einen eigenen Testflieger für die Flügelforschung ab: eine Cessna Citation VII. Hoffnungsvolle Technologien sollen an dem Businessjet schnell in der Praxis getestet werden.
Neuer Flügel für längeren A321?