Am Flughafen Newark herrscht seit Tagen Chaos: Flüge sind verspätet oder fallen aus. Ursache ist akuter Personalmangel in der Flugsicherung. Ausgelöst wurde der durch ein dramatisches Ereignis, das viele Lotsinnen und Lotsen an ihre Grenzen brachte.
Er ist mit 49 Millionen Reisenden jährlich nach JFK der zweitgrößte Flughafen der Metropolregion New York City. Jeden Tag zählt der Newark Liberty International Airport 1000 Starts und Landungen. Doch seit mehr als einer Woche sind es deutlich weniger. Hunderte von Flügen sind jeden Tag massiv verspätet oder werden gleich ganz annulliert.
Auch am Montag (5. Mai) hielt das Chaos an. Gemäß dem Flugdatendienst Flightaware wurden am Tag 15 Prozent aller Flüge ab und zum Flughafen Newark gestrichen. Mehr als ein Drittel waren verspätet. Und das nicht nur um ein paar Minuten. Rund vier Stunden betrug die durchschnittliche Verzögerung.
Das liegt nur zu einem kleinen Teil an Bauarbeiten an einer der drei Pisten und am aktuell eher garstigen Wetter in der Region. Vor allem hat das Chaos seine Ursache in einem akuten Mangel an Fluglotsinnen und Fluglotsen. Ein Fünftel des Flugsicherungspersonals für Newark arbeite derzeit nicht, behauptet United Airlines. Die Fluggesellschaft hatte am Wochenende deshalb zehn Prozent aller Flüge zum Flughafen aus dem Flugplan vorsorglich gestrichen.
Genaue Zahlen gibt es zwar nicht. Doch klar ist, dass eine übermäßige Belastung das Personal auslaugt. Häufige Aussetzer bei Ausrüstung und Telekommunikation könnten sehr belastend sein, so die Federal Aviation Administration FAA. Einige Lotsinnen und Lotsen der Anflugkontrolle Philadelphia (offiziell Philadelphia Terminal Radar Approach Control Facility oder Tracon), die für die An- und Abflüge in Newark zuständig ist, hätten deshalb eine Auszeit genommen, bestätigte sie nun erstmals. So würden sie sich «vom Stress der zahlreichen Ausfälle der letzten Zeit erholen», so die Luftfahrtbehörde der USA.
Ein dramatischer Ausfall ereignete sich demnach am 28. April. Wie die National Air Traffic Controllers Association Natca, die Vereinigung der Mitarbeitenden der Flugsicherung in den USA, bekannt gab, fiel damals wegen eines Kabelbrandes für 90 Sekunden die gesamte Radarkontrolle und Kommunikation aus. Die Lotsinnen und Lotsen seien deshalb nicht mehr in der Lage gewesen, die kontrollierten Flugzeuge «zu sehen, zu hören oder mit ihnen zu sprechen».
Aufgrund des Ereignisses hätten die Mitarbeitenden Urlaub im Rahmen des Federal Employees Compensation Act genommen, so die Natca. «Dieses Programm deckt alle Bundesbediensteten ab, die bei ihrer Arbeit körperlich verletzt werden oder ein traumatisches Ereignis erleben.»