Mit 3850 Metern groß genug für alle gängigen Verkehrsflugzeuge.

Mit 3850 Metern groß genug für alle gängigen Verkehrsflugzeuge.

Martin Dichler

Zvartnots International Airport

5,2 Millionen Passagiere, ein Lost Place und eine argentinische Vision

Wachstum auf der einen, Verfall auf der anderen Seite: Armeniens Hauptstadtflughafen stößt an seine Grenzen – und trägt noch immer die Schatten der Sowjetzeit.

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Der internationale Flughafen von Jerewan liegt rund zehn Kilometer westlich des Stadtzentrums und wurde im Jahr 1981 eröffnet. Bis zur Inbetriebnahme des heutigen Zvartnots International Airport – benannt nach dem angrenzenden Vorort – wurde der Flugverkehr über den 1938 eröffneten Flughafen Erebuni abgewickelt. Auch wenn Erebuni bis heute existiert, dient er seit 1995 ausschließlich als russischer Militärstützpunkt – in einem Land, das sich 1991 offiziell aus der Sowjetunion gelöst hatte.

Die Stationierung russischer Kampfflugzeuge und Truppen an Armeniens Grenzen wurde durch ein bilaterales Abkommen aus dem Jahr 1995 möglich. Da die armenische Armee ihren Nachbarn Aserbaidschan und der Türkei militärisch unterlegen ist, versprach man sich durch die Präsenz russischer Streitkräfte mehr Sicherheit.

FSB übernimmt Grenzkontrollen in Zvarnots

Wenig bekannt ist, dass in den vergangenen drei Jahrzehnten die Einreisekontrollen am Zvartnots International Airport nicht von armenischen, sondern von russischen FSB-Grenzbeamten durchgeführt wurden. Erst im August des vergangenen Jahres übernahm die Republik Armenien selbst die Kontrolle über ihre Staatsgrenze – möglich wurde dies durch ein Abkommen mit Russlands Präsident Vladimir Putin.

Seit dem Ende der COVID-19-Pandemie verzeichnet der private Flughafenbetreiber Armenia International Airports ein starkes Passagierwachstum. Im Jahr 2024 zählte man rund 5,2 Millionen Fluggäste – ein Zuwachs von 63,1 Prozent im Vergleich zu 2019.

Umsteigeverkehr hat sich verdreifacht

Dieses Wachstum ist vor allem zwei Faktoren geschuldet: dem Ukrainekrieg, der zahlreiche Verkehrsströme zwischen Russland und Europa umleitete, und der steigenden Anzahl von Billigflugverbindungen ab Zvartnots. Auch wenn der Umsteigeverkehr mit etwa 165.000 Passagieren noch überschaubar ist, hat er sich in den letzten drei Jahren verdreifacht.

Zu Spitzenzeiten während den Nachtstunden können die 6 Gates schon einmal zuwenig werden.

Bereits 2002 wurde der ehemals staatliche Flughafen an einen privaten Betreiber übergeben. Die argentinische Corporación América, deren Eigentümer Eduardo Eurnekian armenische Wurzeln hat, erhielt den Zuschlag für eine 30-jährige Konzession. Das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg verfügte damals bereits über Erfahrung im Flughafenbetrieb: Seit 1998 betreibt es die 33 wichtigsten Flughäfen Argentiniens – heute sind es weltweit 52.

Das größte Bauprojekt des Landes

Die armenische Konzession umfasste neben dem Hauptstadtflughafen auch den Regionalflughafen in Gjumri im Norden des Landes. Die neue Betreibergesellschaft firmiert seither unter dem Namen Armenia International Airports. Eines der ersten Großprojekte war der Bau eines neuen Terminals in Jerewan.

Nach mehrjähriger Bauzeit wurde das 160 Millionen US-Dollar teure Gebäude im September 2011 eröffnet. Mit 50.000 Quadratmetern Fläche ist es das größte Bauprojekt des Landes seit der Unabhängigkeit und wurde erdbebensicher errichtet. Das lichtdurchflutete Terminal verfügt über 68 Check-in-Schalter, sechs Fluggastbrücken, eine 150-sitzige Business Lounge, Duty-Free-Bereiche, VIP-Services und gastronomische Einrichtungen. Für Transitpassagiere steht im Ankunftsbereich sogar ein Kapselhotel zur Verfügung.

Starke Verbindungen nach Russland – und darüber hinaus

Im vergangenen Jahr verzeichnete der Flughafen regelmäßige Verbindungen durch rund 49 Fluggesellschaften. Darunter auch Mitglieder der Lufthansa Group wie Austrian Airlines – bereits seit den 1990er-Jahren in Jerewan präsent –, Lufthansa (Frankfurt), Eurowings (Berlin) und Brussels Airlines (Brüssel). Auch Air France, Transavia, China Southern Airlines (Urumqi) und Qatar Airways (Doha) bedienen regelmäßig den Airport.

Russische Airlines prägen das Geschehen am Vorfeld in Zvarnots.

Russische Fluggesellschaften wie Aeroflot/Rossiya, S7, Azimut, Ural Airlines, Pobeda oder Red Wings machen mittlerweile rund 40 Prozent des gesamten Flugverkehrs am Flughafen aus. Allein rund 110 wöchentliche Flüge starten zu den drei großen Moskauer Flughäfen. Dies spiegelt sich auch im Ranking der beliebtesten Ziele wider: Moskau (1,47 Mio. Passagiere), Sochi (242.000) und Mineralnye Vody (193.000) führen die Statistik an.

Starke Präsenz von Low-Cost-Airlines

Dank des Low-Cost-Booms – befeuert durch die starke Präsenz von Wizz Air und Fly One Armenia – wuchs auch die Nachfrage nach Verbindungen nach Larnaka (242.000), Abu Dhabi (232.000) und Wien (189.000). Im Jahr 2024 konnte der Flughafen gleich fünf neue Airlines begrüßen, darunter mit China Southern Airlines erstmals eine regelmäßige Verbindung nach China.

Auch Verbindungen aus dem arabischen Raum gewinnen an Bedeutung. Airlines wie Flydubai, Air Arabia, Aseman Airlines und Chaspian Airways weiten ihr Angebot aus. Jazeera Airways wird demnächst Flüge nach Kuwait aufnehmen, Air Arabia bedient künftig neben Sharjah auch Abu Dhabi.

Für alle gängigen Verkehrsflugzeuge ausgelegt

Dank einer großzügigen Start- und Landebahn (3.850 x 56 Meter) sowie 32 Abstellpositionen – fünf davon für Frachtflugzeuge – ist Zvartnots für alle gängigen Verkehrsflugzeuge ausgelegt. Unter anderem führt Lufthansa Cargo seit fast zwei Jahren regelmäßige Luftfrachtverbindungen zwischen Frankfurt und Jerewan durch.

Beim Besuch des Flughafens wird Journalisten nahegelegt, keine Fotos vom alten Terminalgebäude aus Sowjetzeiten zu machen – eine Bitte, die sich nur schwer umsetzen lässt: Das kreisrunde Gebäude ragt noch immer deutlich über den modernen Terminal hinaus und ist aus fast jeder Perspektive sichtbar.

Ein typischer Lost Place

Bis zur Inbetriebnahme des neuen Terminals im Jahr 2011 diente das alte Gebäude dem Flugbetrieb. Seither steht es leer und verfällt zusehends – ein typischer Lost Place. Bereits im April 2013 beantragte der Flughafenbetreiber die Genehmigung zum Abriss, was einen öffentlichen Aufschrei zur Folge hatte. Architekten und NGOs forderten den Erhalt des Gebäudes als Denkmal sowjetischer Architektur.

Die Regierung lehnte den Antrag ab, der damalige Bürgermeister Jerewans setzte sich sogar für die Umnutzung als öffentliche Einrichtung ein. Geschehen ist seither nichts – der Baukörper steht weiter ungenutzt und gilt als Schandfleck aus Sicht des Betreibers.

Kapazitätsengpass – Ausbau in Planung

Als Corporación América Mitte der 2000er-Jahre die Planungen für das neue Terminal begann, lag das Passagieraufkommen bei nur 1,1 Millionen jährlich. Bereits 2022 wurde die ursprünglich ausgelegte Kapazität von 3,5 Millionen Passagieren überschritten. Heute frequentieren 5,2 Millionen Fluggäste jährlich den Flughafen – ein Ausbau ist dringend notwendig.

Bislang gelingt es dem Flughafenpersonal, mit modernster Zugangstechnik und organisatorischen Maßnahmen die Lage zu bewältigen. Doch auf Dauer ist das keine Lösung. Kürzlich wurde bekannt, dass Corporación América der armenischen Regierung ein umfassendes Investitionsprogramm vorgeschlagen hat, das auch den Ausbau der bestehenden Terminalinfrastruktur vorsieht. Es gibt Hoffnung, dass Zvartnots seinen eingeschlagenen Expansionskurs auch in den kommenden Jahren erfolgreich fortsetzen kann.

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