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Emirate und Indien

Behörden glauben nicht an schnelle Max-Rückkehr

Immer mehr Luftfahrtbehörden prüfen die Boeing 737 Max selber eingehend. Das verzögert die Freigabe, dürfte Boeing aber nicht ungelegen kommen.

Boeing rechnet damit, dass die 737 Max noch in diesem Jahr wieder fliegen wird. Zuvor hatte man in Chicago und Seattle sogar von einer möglichen Rückkehr bereits im Oktober gesprochen. Das ist inzwischen nicht mehr sehr wahrscheinlich.

Boeing-Chef Dennis Muilenburg sagte vergangene Woche, dass das Flugverbot für das Modell rund um den Globus schrittweise aufgehoben werden könnte. Die europäische Luftfahrtbehörde Easa hatte zuvor klar gemacht, dass sie eine Freigabe der Max durch ihr amerikanisches Pendant Federal Aviation Administration FAA nicht einfach übernehmen, sondern den Flieger selber eingehend prüfen wird. Auch separate Vorgaben wären demnach möglich. Ein Zeitrahmen für die Aufhebung des Groundings sei noch nicht abzusehen, so Easa-Chef Patrick Ky.

Auch Indien will selber testen

Nun zieht die Luftfahrtbehörde GCAA der Vereinigten Arabischen Emirate nach.  Ihr Chef Saif Al Suwaidi erklärte laut der Zeitung The National, man werde die Boeing 737 Max ebenfalls eigenen Tests unterziehen, bevor man sie wieder zulasse. Er zeigte sich «nicht sehr optimistisch», dass die Max noch im laufenden Jahr wieder abhebt. Mit 251 bestellten Boeing 737 Max ist der staatliche Billigflieger Flydubai aus den Vereinigten Arabischen Emiraten der zweitgrößte Kunde des Modells nach Southwest Airlines.

Auch die indische Luftfahrtbehörde DGCA will gemäß lokalen Berichten die Max selber prüfen, nachdem die FAA dies getan hat. Sie rechnet ebenfalls nicht mit einem Neustart des Modells in Indien vor Anfang 2020. Spicejet hat insgesamt 136 Exemplare der 737 Max geordert. Auch Jet Airways, die seit April nicht mehr fliegt, steht noch mit 125 bestellten 737 Max in Boeings Büchern.

Boeing vor riesiger Herausforderung

Sollten all diese Behörden dem Flieger nach eigenen Tests grünes Licht geben, aber einfach ein Quartal später als die amerikanische FAA, könnte das Boeing sogar zu­gu­te­kom­men. Denn zum einen könnte der Flugzeugbauer die 737 Max dann als das am intensivsten getestete Flugzeug der Welt vermarkten. Zum anderen würde eine weltweite Starterlaubnis zu einem einzigen Zeitpunkt zu einer noch größeren Herausforderung, als sie Boeing eh schon meistern muss.

Schon jetzt bereitet sich der Hersteller auf eine riesige Aktion vor, um die 250 Boeing 737 Max, die seit dem Grounding im März produziert wurden und an verschiedenen Standorten geparkt sind, mit der neuen Software auszustatten, sobald diese von den Behörden freigegeben ist. Danach müssen die Jets betriebsbereit gemacht werden und Testflüge absolvieren, bevor sie an die Kunden gehen können. Eine Herausforderung soll es dabei sein, genügend Piloten für diese Testflüge zu finden.

100 bis 150 Stunden Vorbereitung pro Jet

Auch für die Airlines müssen die Auslieferungen schrittweise erfolgen. So sagte Ryanair-Chef Michael O-Leary etwa, man könne nur sechs bis acht 737 Max pro Monat in Empfang nehmen aufgrund des Aufwandes des Lieferprozesses und der Verfügbarkeit trainierter Max-Piloten. Noch größer wird der Aufwand für Fluggesellschaften, die nicht nur wie Ryanair neue 737 Max erhalten, sondern zusätzlich auch bereits Exemplare des Fliegers in der Flotte haben und diese nun wieder betriebsbereit machen müssen.

Weltweit sind 387 Boeing 737 Max gegroundet. Der Hersteller hat laut der Nachrichtenagentur Reuters schon Teams zusammengestellt, um die Kunden weltweit dabei zu unterstützen, die Flieger fit zu machen. 100 bis 150 Stunden Vorbereitung werden pro Jet nötig sein. In dieser Zeit werden unter anderem Flüssigkeiten in den Flugzeugen gewechselt, Triebwerke überprüft und das Softwareupdate für das Flugsteuerungssystem MCAS aufgespielt und getestet.