Thomas Mayer, Luftbild des Flughafens Hahn: «Lassen Sie uns alle Verkehrsträger gesamt-ökologisch untersuchen und bewerten.»

Thomas Mayer, Interessengemeinschaft regionaler Flugplätze«Die meisten kleinen Flughäfen sind nicht defizitär»

Eine Studie hält viele deutsche Regionalflughäfen für unnötig. Die Analyse sei falsch und tendenziös, antwortet Thomas Mayer von der Interessengemeinschaft regionaler Flugplätze.

Top-Jobs

Aerologic

First Officer (m/f/x) - B777 type rated

Leipzig / Halle Airport
Feste Anstellung
Aerologic GmbH
Deutschland
Vollzeit
Top jobs
logo mjet

CAMO ENGINEER m/f/d

Schwechat, Wien
Feste Anstellung
Business Aviation
MJET GmbH
Österreich
Vollzeit
Top jobs
Zimex logo

Administrator AVOR & CAMO

Vollzeit
Zimex Aviation Ltd.
Flugoperationen
Feste Anstellung
Top jobs
Altenrhein
Schweiz

Eine neue Studie zweier Umweltorganisationen spricht gleich sieben deutschen Regionalflughäfen die Existenzberechtigung ab. Überrascht?

Thomas Mayer*: Nein, ich bin gar nicht überrascht. Die Studie ist ja auch keine wissenschaftliche, sondern eine oberflächliche Auftragsarbeit. Sie leidet von Seite 1 an unter tendenziösem, unwissenschaftlichem Ausdruck. Beispiel Seite 6: «Zusätzlich zählen wir das prominenteste Menetekel einer Fehlinvestition» und viele weitere Beispiele. Ergebnisse werden vorweggenommen; es werden einseitige Beispiele geliefert. Mit anderen Worten. Es handelt ich nicht um eine wissenschaftliche Studie, sondern um den Versuch, eine feststehende Meinung mit Argumenten zu unterfüttern. Dies zeigt auch, dass das Fazit Punkte wie die Kerosinsteuer enthält, die in der Studie gar nicht thematisiert werden. Und darüber hinaus werden die Negativwirkungen anderer Verkehrsträger still und klammheimlich unterschlagen.

Aber viele Flughäfen erbringen zwar eine Wertschöpfung, arbeiten jedoch mit hohen Verlusten. Sie überleben nur dank laufender Unterstützung der öffentlichen Hand. Das ist doch ein Nullsummenspiel.

Da stützen Sie sich auf falsche Daten. Die meisten kleinen Flughäfen und Flugplätze sind wenig bis gar nicht defizitär. Problematisch sind nur die, die den vollen Aufwand für Linienverkehr vorhalten müssen und einen kleinen Kostenteiler haben. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, der kleine Verkehrslandeplatz Mannheim mit gerade mal 30.000 Passagieren pro Jahr trägt sich trotz Linienverkehr. Ich muss allerdings zugeben, dass das keineswegs alle Regionen in Deutschland hinbekommen können. Dafür braucht es einen hohen Bedarf an schneller Mobilität mit der Bereitschaft deutlich höhere Preise für den Beschleunigungseffekt zu entrichten. Das funktioniert nur mit einem hohen Anteil an Geschäftsreisenden.

Gibt es in Deutschland nicht ganz einfach zu viele Flughäfen? Einige liegen ja sehr nahe beieinander und viele zählen nur sehr wenige Passagiere.

Nein, es gibt lediglich kaum passendes Angebot an Regionalverbindungen. Der Bedarf ist vorhanden. Eine Studie mehrerer unabhängiger wissenschaftlicher Einrichtungen beziffert 300 nicht bediente Strecken allein innerhalb Deutschlands. Unser Problem sind also nicht die vielen Flugplätze, sondern die schlechte Auslastung wegen fehlenden Angebots und das wiederum wegen fehlender Luftverkehrskonzepte außerhalb der klassischen Netzwerk- und Billigairlines.

Die Umwelt würde durch Umwege unnötig belastet.

Ist es in der Tat nicht besser, den Flugverkehr an den großen Flughäfen zu zentralisieren?

Für die Netzwerkanbieter wäre das vielleicht noch eine interessante Variante. Nicht jedoch für die Umwelt und Gesellschaft. Letztere verliert Zeit und gleiche Lebensverhältnisse in allen Regionen, während die Umwelt durch Umwege unnötig belastet würde. Der Verkehr sollte dort abgewickelt werden wo der Bedarf dafür entsteht.  Das ist übrigens eine wesentliche Erkenntnis einer wirklich wissenschaftlichen Befassung der Europäischen Kommission mit Mobilitätsfragen; veröffentlicht im sogenannten TEN-T-Papier.

Was ist denn für Sie das Kriterium, ob es einen Flughafen wirklich braucht?

Der Bedarf an schneller, zuverlässiger, sicherer und flexibler Mobilität.

Was können die Flughäfen tun, um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen?

Mit der Politik einen sozio-ökonomischen Deal eingehen. Lassen Sie uns den Mobilitätsbedarf unter Berücksichtigung der Vorgabe ähnlicher Lebensverhältnisse analysieren, alle Verkehrsträger gesamt-ökologisch untersuchen und bewerten. Darüber hinaus muss das Verbesserungspotenzial jedes Verkehrsträgers hinsichtlich seiner Öko-Bilanz evaluiert und ausgehoben werden. Da kommen Sie nicht mehr um einen dezentralen Luftverkehr umhin. Allein schon, wenn sie bedenken, dass mit zwei Kilometer Startbahn jeder Punkt in Europa erreicht werden kann, mit zwei Kilometer Straße oder Bahn kommen sie eben nur zwei Kilometer weit.

* Thomas Mayer ist Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der regionalen Flugplätze in Deutschland.

Mehr zum Thema

Familie am Flughafen Kassel: Braucht es den Airport?

Sind sieben deutsche Regionalflughäfen überflüssig?

Airport Friedrichshafen: Gehört hier alles bald einem neuen Eigentümer?

Bundesland hält Darlehen für Bodensee-Airport zurück

Flughafen Hahn droht Verlust der wichtigsten Airline

Flughafen Hahn droht Verlust der wichtigsten Airline

ticker-deutschland

BDL: Dezentrale Strecken abseits der Drehkreuze Frankfurt und München stagnieren weiterhin

Video

Szene aus dem Original-Werbespot von Jet 2: WUrde im Netz umgedeutet.
Der Popsong Hold My Hand wurde 2015 ein respektabler Chart-Erfolg. Doch erst ein Werbespot des britischen Ferienfliegers Jet 2 machte ihn international bekannt – ironischerweise nicht wegen des Urlaubsgefühls, sondern seiner Zweitverwertung in sozialen Medien.
Stefan Eiselin
Stefan Eiselin
hose runter
Da wollte jemand eine klare Botschaft übermitteln: Ein Video zeigt, wie ein Bodenmitarbeiter vor einem Flugzeug die Hose herunterlässt.
Timo Nowack
Timo Nowack
Il-114-300 soll eine höherer Reichweite bekommen.
Ilyushin plant die Auslieferung der ersten drei Il-114-300 für das Jahr 2026. Bis 2028 soll die Reichweite des Turbopropflugzeuges um fast ein Drittel steigen.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies