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Kolumbien

Der Krimi um Aviancas versuchte Übernahme

Kolumbiens größte Airline will die zweitgrößte schlucken. Doch die Behörden sagen Nein und auch ein Konkurrent legt sich quer. Doch Avianca versucht die Übernahme von Viva Air zu retten.

Eine Stärkung für die Corona-geplagte Luftfahrt, niedrigere Preise für die Verbraucher, mehr direkte Verbindungen – mit diesen Argumenten warben Avianca und Viva Air im April für einen Zusammenschluss. In die Fusion der beiden größten kolumbianischen Fluggesellschaften sollte auch die Tochter Viva Air Peru einfließen.

Allerdings stand für den Zusammenschluss noch die Freigabe der Behörden aus, als Avianca im Mai bereits einen noch größeren Plan verkündete: Die Gründung einer neuen Luftfahrtgruppe namens Abra Group mit der brasilianischen Gol Linhas Aéreas. Doch während die Fluglinie bereits diesen zweiten Schritt tat, ging beim ersten etwas schief.

Viva wackelt

Am 8. August teilte Avianca mit, man habe bei der kolumbianischen Luftfahrtbehörde einen dringlichen Antrag gestellt, die Integration von Viva Air freizugegeben. Grund sei eine «heikle finanzielle Situation», in die Viva unerwartet geraten sei. Dazu hätten die gestiegenen Kerosinpreise, die Inflation und der Dollar-Kurs beigetragen. Avianca selber verfüge dennoch über eine «solide Finanzlage» und könne das Überleben von Viva sichern.

An dieser Stelle schaltete sich der Chef einer dritten Airline ein und die Angelegenheit wurde persönlich. Denn William Shaw hatte Viva Air einst mitgegründet, war aber später ausgestiegen. 2020 gründete er mit Ultra Air eine neue kolumbianische Billigairline.

Ultra-Air-Chef attackiert

Keine zwei Wochen nach dem Eilantrag von Avianca zur Viva-Integration meldete sich Shaw zu Wort. In einem Interview sagte der Ultra-Air-Chef, seine Konkurrenten würden Druck auf den Staat machen nach dem Prinzip «Lasst uns fusionieren oder wir gehen bankrott». Deren Ziel sei es, ein Monopol zu errichten, das 65 Prozent der Routen im kolumbianischen Markt kontrolliere, so Shaw. Aber das war noch nicht alles.

Der Ultra-Air-Chef deutete an, dass Avianca und Viva womöglich schon zusammenarbeiten würden – vor einer Entscheidung der Behörden. Avianca ging laut der Nachrichtenagentur Efe sogar rechtlich gegen Shaw vor und warf ihm vor. Die Fluggesellschaft warf dem Ultra-Air-Chef demnach vor, gegenüber der Luftfahrtbehörde behauptet zu haben, Avianca und Viva würden bereits gemeinsam Strecken betreiben und Preise festsetzen.

Behörde sagt Nein, Avianca reagiert

Das Verkehrsministerium und die Luftfahrtbehörde entschieden am 8. November schließlich, dass Avianca und Viva nicht fusionieren dürfen. Ein Zusammenschluss würde «Risiken für den Wettbewerb in der Branche und für das Wohl der Verbraucher» bergen, so die Begründung. Das fusionierte Unternehmen hätte auf 16 Inlandsrouten einen Marktanteil von 100 Prozent. Viva Air sei ein für den Wettbewerb wichtiger Akteur.

Doch Avianca gibt nicht auf. Am 23. November teilte sie mit, man fechte die Entscheidung an und lege einen Fünf-Punkte-Plan vor, um die Bedenken zu zerstreuen: 1. Man gibt eine relevante Anzahl an Slots am Flughafen Bogotá zurück. 2. Viva behält ihren Markenamen, ihr Low-Cost-Modell, möglichst viele Arbeitsplätze, eine Reihe von Flugzeugen und die Strecken, auf denen nur sie fliegt bisher. 3. Es gibt einen Preisschutz auf den – laut Avianca – drei Routen, auf denen das fusionierte Unternehmen 100 Prozent Marktanteil hat. 4. Förderung der regionalen Konnektivität durch Codeshare- oder Interline-Abkommen mit der staatlichen Regionalfluglinie Satena auf Strecken, auf denen diese die einzige Betreiberin ist. 5. Beibehaltung der Interline-Abkommen von Viva mit anderen Airlines.