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Hongkong

China verbannt protestierende Cathay-Pacific-Crews

Piloten und Flugbegleiter von Cathay Pacific dürfen nicht mehr auf Flügen nach Festlandchina zum Einsatz kommen, wenn sie an Protesten teilgenommen haben.

Die Proteste in Hongkong haben immer größeren Einfluss auf die Luftfahrt. Nachdem die heimische Cathay Pacific bereits einen Rückgang der Buchungen verkündet hatte, starteten Demonstranten am Freitag (9. August) einen Sitzstreik im Flughafen. Der Protest für Demokratie und gegen Regierungschefin Carrie Lam dort soll drei Tage dauern.

Die politische Führung in Peking hatte in den vergangenen Tagen den Ton gegenüber den Protestierenden verschärft. Sie hat die Demonstranten als Kriminelle bezeichnet. Nun geht auch die Luftfahrtbehörde Civil Aviation Administration of China CAAC gegen Angestellte von Cathay Pacific vor, die sich an den Protesten beteiligen.

Ohne Crewlisten droht Luftraum-Verbot

Wie die Zeitung South China Morning Post berichtet, erließ die Behörde die Anordnung, dass Piloten und Flugbegleiter von Cathay Pacific nicht auf Flügen zu Zielen in Festlandchina zum Einsatz kommen dürfen, wenn sie an «radikalen Aktivitäten», «illegalen Protesten» oder «gewalttätigen Aktionen» teilgenommen haben. Ab Sonntag fordert die CAAC von der Fluglinie zudem Crewlisten mit Informationen. Liegen diese nicht vor, dürfen die Flugzeuge nicht in den chinesischen Luftraum einfliegen.

Bis kommenden Donnerstag muss Cathay Pacific zudem darlegen, wie sie ihre internen Sicherheitskontrollen verschärft. «Vor Kurzem wurde ein Pilot von Cathay Pacific, der an gewalttätigen Aktivitäten beteiligt war, wegen Unruhen angeklagt, aber die Person wurde nicht vom Flugdienst suspendiert», zitiert die Zeitung aus dem Schreiben der Behörde. Zudem hätten Airline-Mitarbeiter böswillig Informationen über Passagiere durchsickern lassen. All das stelle ein Sicherheitsrisiko dar, so die CAAC.

Informationen über Polizisten veröffentlicht

Gemäß dem Blatt war ein Pilot der Airline neben Dutzenden anderen Leuten nach Polizeirazzien gegen Protestierende angeklagt worden. Cathay Pacific hatte vor der aktuellen Anordnung der Behörde erklärt, man werde Mitarbeiter nicht daran hindern, an den Protesten teilzunehmen. Die Airline geriet auch in die Kritik, weil in sozialen Netzwerken Informationen über die Flüge von Hongkonger Polizeibeamten auftauchten. Die Fluggesellschaft erklärte nun, sie studiere die aktuelle Anweisung sehr genau und nehme sie sehr ernst. Die Sicherheit habe stets oberste Priorität.

Hongkong ist eine ehemalige britische Kronkolonie. 1997 ging sie an China zurück und ist seitdem eine Sonderverwaltungszone mit eigener Regierung und freier Marktwirtschaft. Garantiert ist das allerdings nur bis 2047. Im Gegensatz zu den Menschen in der kommunistischen Volksrepublik China haben die Einwohner Hongkongs Freiheiten bei Meinungsäußerungen und Versammlungen.