Boeing-Produktion: Topingenieure sollen einen neuen ersten Ansprechpartner bekommen.

Ausschuss schlägt drei Verbesserungen vorBoeing stellt Design des Cockpits auf Prüfstand

Ein Ausschuss des Boeing-Aufsichtsrates nimmt die Sicherheitskultur im Konzern unter die Lupe. Er wird offenbar bedeutende Änderungen empfehlen - auch bei der Entwicklung künftiger Modelle.

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Nach zwei Abstürzen von 737 Max mit insgesamt 346 Toten steht nicht nur der gegroundete Kurz- und  Mittelstreckenjet auf dem Prüfstand. Die gesamte Sicherheitskultur von Boeing ist in die Kritik geraten, zumal schon früher und inzwischen vermehrt auch in der Produktion des Dreamliners Missstände bekannt geworden sind. Deshalb hinterfragt sich der Flugzeugbauer auch selber.

Wie die Zeitung New York Times unter Berufung auf drei Informanten berichtet, hat Boeing-Chef Dennis Muilenburg bereits im April vier Aufsichtsratsmitglieder unter Führung von Ex-Navy-General Edmund Giambastiani beauftragt, die Sicherheitsstrukturen zu überprüfen. In dieser Woche soll der Ausschuss dem Verwaltungsrat Bericht erstatten. Die vier Ausschussmitglieder untersuchten demnach nicht die 737-Max-Unglücke, sondern nahmen die Organisation des Konzerns mit seinen mehr als 100.000 Mitarbeitern unter die Lupe. Sie werden laut der Bericht bedeutende Änderungen empfehlen.

Änderungen im Cockpit

Eine Änderung soll die Berichtskette der Spitzeningenieure betreffen. Diese rapportieren zuerst an den Leiter des jeweiligen Modells, erst dann an Boeings Chefingenieur. Die Befürchtung: Entdeckt einer der Ingenieure ein Problem, das die Entwicklung verlangsamen könnte, stößt er bei Vorgesetzten, die für die Einhaltung von Fristen verantwortlich sind, womöglich auf Widerstand. Daher soll die Reihenfolge umgedreht werden.

Ebenfalls hat der Ausschuss laut dem Bericht Kommunikationsprobleme zwischen Boeing in Seattle und der Konzernzentrale in Chicago ausgemacht. Daher laute eine Empfehlung, eine neue Sicherheitsabteilung zu gründen, welche die Oberaufsicht über die einzelnen Sicherheitsinitiativen im Konzern hat und dafür sorgt, dass Informationen die richtigen Wege nehmen. Diese Abteilung soll sowohl an Boeings operative Führung berichten als auch an einen neuen permanenten Sicherheitsausschuss im Aufsichtsrat.

Für weniger erfahrene Piloten noch sicherer

Die dritte große Neuerung soll bei der Flugzeugentwicklung selber erfolgen. Der Ausschuss wird demnach vorschlagen, Design und Funktionalität des Cockpits für künftige Modelle auf den Prüfstand zu stellen. Dabei geht es laut New York Times um die Idee, die Systeme auch für weniger erfahrene Piloten noch sicherer zu machen, da das Trainingsniveau von Land zu Land variiert. Die Zeitung verweist darauf, dass etwa der Kopilot beim Ethiopian-Airlines-Absturz nur etwas mehr als 200 Flugstunden mit Boeing 737 vorweisen konnte.

Der Ausschuss erlangte seine Erkenntnisse unter anderem durch Gespräche mit Dutzenden Boeing-Mitarbeitern. Er zog aber auch externe Experten zu, die Erfahrung mit Unglücken wie der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon oder dem Atomunglück in Fukushima haben. Zusätzlich beriet man sich mit Führungskräften unter anderem von der US-Weltraumbehörde Nasa, dem Konzern General Electric und der Armee der USA.

Frust über Boeing

Dass strukturelle Änderung im Konzern nötig sind, zeigte sich dem Blatt zufolge auch in jüngster Vergangenheit. So sagte der Vorsitzende des Transportausschusses im Repräsentantenhaus, Peter DeFazio, Boeing sei im Rahmen der Untersuchung zur Zertifizierung der 737 Max nicht besonders kooperativ. Auch die FAA, die Luftfahrtbehörde der USA, und andere internationale Luftfahrtbehörden sollen demnach frustriert sein. So seien Boeing-Vertreter bei einem Treffen mit den Behörden im August nicht in der Lage gewesen sein, detaillierte Fragen zur 737 Max zu beantworten. Die Behörden hätten das Treffen schließlich abgebrochen, aber auch Wochen später noch nicht Antworten auf alle ihre Fragen erhalten.

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