Nachdem eine Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines im Januar 2024 eine Stecktür im Flug verloren hatte, führte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA strengere Regeln für den Hersteller ein. So wurde die 737-Max-Produktion auf 38 Exemplare pro Monat beschränkt.
Boeing erhält Lob vom ALC-Chef für 737-Max-Auslieferungen
«Wir haben zuletzt im November 2024 von Boeing unsere Auslieferungsprognose erhalten», sagte Anfang der Woche John Plueger, Chef des Leasingriesen Air Lease Corporation ALC. «Ich muss sagen, sie haben diese eingehalten, und die Qualität war gut und hoch.»
Airbus teilte ALC Auslieferungsverzögerung für A320 Neo mit
Etwas kritischer äußerte sich Plueger zu Airbus und den Auslieferungen von Flugzeugen der A320-Neo-Familie. Zwar habe sich auch dabei im zweiten Quartal nichts geändert, aber im ersten. Im Februar/März sei Air Lease Corp vom europäischen Flugzeugbauer «zu unserer großen Überraschung über eine einjährige Auslieferungsverzögerung für die meisten unserer Schmalrumpfflugzeuge in den Jahren 2026 und 2027» informiert worden, sagte Plueger.
Der ALC-Chef gab zu Bedenken, «dass Airbus heute eine deutlich höhere Produktionsrate für Schmalrumpfflugzeuge hat als Boeing. Allein deshalb würde ich sagen, dass die Airbus-Produktionsrate vielleicht noch etwas riskanter ist.» Er könne sich dabei aber auch irren, schränkte Plueger gleich ein. «Ich gebe Ihnen hier nur mein Bauchgefühl wieder.»
Boeing baut pro Monat 38 Flugzeuge, Airbus etwa 60
Airbus nennt keine konkrete Produktionsrate, sondern erklärte in den Zahlen zum zweiten Quartal lediglich, dass man auf dem Weg sei, die Rate wie geplant bis 2027 auf 75 Jets pro Monat zu steigern. Anfang Juni hatte Christian Scherer, Chef der Passagierflugzeug-Sparte, gesagt, man liege derzeit bei einer Rate von rund 60 Flugzeugen der A320-Neo-Familie.
Deutlich verärgert zeigte sich Anfang Juni Steven Greenway, Chef von Saudia-Tochter Flyadeal, die eine reine Airbus-Flotte betreibt. Er sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von unentschuldbaren Verspätungen beim A320 Neo und sagte: «Ehrlich gesagt fehlt es an Transparenz, und wir werden unruhig. Wie sollen wir sonst planen?»
Flyadeal-Chef zu Airbus: «Das kann nicht so weitergehen»
Man habe im ersten Halbjahr nur zwei von vier geplanten Flugzeugen erhalten, so Greenway, die anderen beiden würden weiterhin in Toulouse am Boden stehen. Ende Juli ging der Flyadeal-Chef im Podcast The Air Show nun auf weitere Details ein. Seine Aussagen im Juni habe er aus «purer Frustration» getätigt und neben Airbus auch den Triebwerksbauer CFM International gemeint, der bei der Lieferung der Motoren für die Jets Verspätung habe.
Greenway sagte, er sei nicht der Einzige, dem es so gehe, sondern auch etlichen anderen Airline-Chefs, gerade von kleineren Fluglinien. Er fürchte, dass sich das Problem auf mindestens drei bis fünf weitere Jahre erstrecken werde. «Das kann nicht so weitergehen», appellierte er. Auch der Flyadeal-Chef blickt auf Boeing, auch wenn seine Fluglinie dort gar nicht Kundin ist. «So schmerzhaft der 'Neustart' bei Boeing im vergangenen Jahr auch war, die heutigen Ergebnisse und die Produktion, insbesondere der 737-Linie, scheinen sich recht gut zu entwickeln», so Greenway. Der Weg scheine sich auszuzahlen. Zwar wolle er Airbus nicht empfehlen, ebenso vorzugehen, «aber ich glaube, wir brauchen eine Art Neustart».
Airbus hat 60 Flugzeuge ohne Triebwerke
Airbus erklärte kürzlich: «Wir produzieren Flugzeuge planmäßig, aber die Auslieferungen verzögern sich aufgrund anhaltender Probleme mit der Triebwerksversorgung des A320-Programms.» Konzernchef Guillaume Faury sagte, dies sei auch der wesentliche Grund dafür, dass Airbus zum Ende des ersten Halbjahres 60 sogenannte Segelflieger hatte - also Jets, die fertig sind, aber noch keine Triebwerke haben. Bis Jahresende wolle man keine Gleiter mehr haben, der Plan von CFM dazu stehe. «Ich möchte aber nicht verschweigen, dass das kein Spaziergang wird und der Auftragsrückstau größer ist, als uns lieb ist», so Faury.
Die Probleme beim Triebwerksbauer CFM
CFM International ist ein amerikanisch-französisches Gemeinschaftsunternehmen von GE Aviation und Safran. Faury erklärte, Anfang 2025 habe es ein Problem bei GE gegeben, später einen langen Streik bei Safran. Das seien die Gründe für die Verzögerungen.
Derweil erhält Boeing auch ein Lob von der Fluggesellschaft Copa aus Panama, die im ersten Halbjahr 2025 drei weitere Boeing 737 Max 8 erhalten hat. Die «Auslieferungen erfolgten vorzeitig», sagte Copa-Chef Pedro Heilbron laut dem Magazin Aviation Week. «Alles kam ein bis zwei Wochen früher als geplant.» Gemessen am ursprünglichen Zeitplan handele es sich zwar weiterhin um Verspätungen, gemessen an der aktuellen Planung aber nicht - da gelte, dass Boeing seine Flugzeuge dieses Jahr pünktlich ausliefere.