Der Chef eines Leasingunternehmens und der Chef einer Airline loben Boeing für stabile 737-Max-Auslieferungen. Airbus kommt weniger gut weg.
Nachdem eine Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines im Januar 2024 eine Stecktür im Flug verloren hatte, führte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA strengere Regeln für den Hersteller ein. So wurde die 737-Max-Produktion auf 38 Exemplare pro Monat beschränkt.
Doch während der Konzern die Sicherheitskultur der Produktion auf den Prüfstand stellte, schöpfte er auch das nicht aus. «Wenn ich mir mal den Produktionsoutput angucke in den letzten zwei, drei Monaten, sind wir da nicht bei 38», sagte im Mai 2024 Sun-Express-Chef Max Kownatzki im aeroTELEGRAPH-Podcast Luftraum. «Der macht uns wirklich Sorge.»
Im zweiten Quartal 2025 lag die Produktionsrate der 737 Max nun aber bei 38 Flugzeugen. Und auch Kunden äußern sich zufrieden mit dem, was Boeing ankündigt und dann liefert.
«Wir haben zuletzt im November 2024 von Boeing unsere Auslieferungsprognose erhalten», sagte Anfang der Woche John Plueger, Chef des Leasingriesen Air Lease Corporation ALC. «Ich muss sagen, sie haben diese eingehalten, und die Qualität war gut und hoch.»
Etwas kritischer äußerte sich Plueger zu Airbus und den Auslieferungen von Flugzeugen der A320-Neo-Familie. Zwar habe sich auch dabei im zweiten Quartal nichts geändert, aber im ersten. Im Februar/März sei Air Lease Corp vom europäischen Flugzeugbauer «zu unserer großen Überraschung über eine einjährige Auslieferungsverzögerung für die meisten unserer Schmalrumpfflugzeuge in den Jahren 2026 und 2027» informiert worden, sagte Plueger.
Der ALC-Chef gab zu Bedenken, «dass Airbus heute eine deutlich höhere Produktionsrate für Schmalrumpfflugzeuge hat als Boeing. Allein deshalb würde ich sagen, dass die Airbus-Produktionsrate vielleicht noch etwas riskanter ist.» Er könne sich dabei aber auch irren, schränkte Plueger gleich ein. «Ich gebe Ihnen hier nur mein Bauchgefühl wieder.»
Airbus nennt keine konkrete Produktionsrate, sondern erklärte in den Zahlen zum zweiten Quartal lediglich, dass man auf dem Weg sei, die Rate wie geplant bis 2027 auf 75 Jets pro Monat zu steigern. Anfang Juni hatte Christian Scherer, Chef der Passagierflugzeug-Sparte, gesagt, man liege derzeit bei einer Rate von rund 60 Flugzeugen der A320-Neo-Familie.
Deutlich verärgert zeigte sich Anfang Juni Steven Greenway, Chef von Saudia-Tochter Flyadeal, die eine reine Airbus-Flotte betreibt. Er sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von unentschuldbaren Verspätungen beim A320 Neo und sagte: «Ehrlich gesagt fehlt es an Transparenz, und wir werden unruhig. Wie sollen wir sonst planen?»
Man habe im ersten Halbjahr nur zwei von vier geplanten Flugzeugen erhalten, so Greenway, die anderen beiden würden weiterhin in Toulouse am Boden stehen. Ende Juli ging der Flyadeal-Chef im Podcast The Air Show nun auf weitere Details ein. Seine Aussagen im Juni habe er aus «purer Frustration» getätigt und neben Airbus auch den Triebwerksbauer CFM International gemeint, der bei der Lieferung der Motoren für die Jets Verspätung habe.
Greenway sagte, er sei nicht der Einzige, dem es so gehe, sondern auch etlichen anderen Airline-Chefs, gerade von kleineren Fluglinien. Er fürchte, dass sich das Problem auf mindestens drei bis fünf weitere Jahre erstrecken werde. «Das kann nicht so weitergehen», appellierte er. Auch der Flyadeal-Chef blickt auf Boeing, auch wenn seine Fluglinie dort gar nicht Kundin ist. «So schmerzhaft der 'Neustart' bei Boeing im vergangenen Jahr auch war, die heutigen Ergebnisse und die Produktion, insbesondere der 737-Linie, scheinen sich recht gut zu entwickeln», so Greenway. Der Weg scheine sich auszuzahlen. Zwar wolle er Airbus nicht empfehlen, ebenso vorzugehen, «aber ich glaube, wir brauchen eine Art Neustart».
Flyadeal hat im Juli einen weiteren A320 Neo erhalten - es ist der dritte in diesem Jahr der 29. insgesamt. Die saudische Billigfluglinie wird auch A321 Neo bekommen. Greenway sagte, dass dies eigentlich ab 2026 geplant war, er nun aber Zweifel habe, ob das gelinge.
Airbus erklärte kürzlich: «Wir produzieren Flugzeuge planmäßig, aber die Auslieferungen verzögern sich aufgrund anhaltender Probleme mit der Triebwerksversorgung des A320-Programms.» Konzernchef Guillaume Faury sagte, dies sei auch der wesentliche Grund dafür, dass Airbus zum Ende des ersten Halbjahres 60 sogenannte Segelflieger hatte - also Jets, die fertig sind, aber noch keine Triebwerke haben. Bis Jahresende wolle man keine Gleiter mehr haben, der Plan von CFM dazu stehe. «Ich möchte aber nicht verschweigen, dass das kein Spaziergang wird und der Auftragsrückstau größer ist, als uns lieb ist», so Faury.
CFM International ist ein amerikanisch-französisches Gemeinschaftsunternehmen von GE Aviation und Safran. Faury erklärte, Anfang 2025 habe es ein Problem bei GE gegeben, später einen langen Streik bei Safran. Das seien die Gründe für die Verzögerungen.
Derweil erhält Boeing auch ein Lob von der Fluggesellschaft Copa aus Panama, die im ersten Halbjahr 2025 drei weitere Boeing 737 Max 8 erhalten hat. Die «Auslieferungen erfolgten vorzeitig», sagte Copa-Chef Pedro Heilbron laut dem Magazin Aviation Week. «Alles kam ein bis zwei Wochen früher als geplant.» Gemessen am ursprünglichen Zeitplan handele es sich zwar weiterhin um Verspätungen, gemessen an der aktuellen Planung aber nicht - da gelte, dass Boeing seine Flugzeuge dieses Jahr pünktlich ausliefere.