Als es noch gut lief, schmiedete das Management in Oslo ehrgeizige Wachstumspläne. Norwegian Air Shuttle bestellte 110 Boeing 737 Max und wollte mit den neuen, effizienten Flugzeugen ihr Streckennetz kräftig ausbauen. Doch dann wurde die Billigairline gleich von drei Rückschlägen getroffen: Sie selbst bekam finanzielle Probleme, die 737 Max wurde gegroundet und schließlich sorgte auch noch die Corona-Krise für einen Betriebsstopp.
Die vielen bestellten Flugzeuge kann die Fluggesellschaft deshalb nicht mehr brauchen und auch nicht mehr wirklich bezahlen. Man habe Boeing mitgeteilt, die verbleibenden 92 Exemplare der 737 Max nicht mehr abzunehmen, teilte Norwegian am Montagabend (29. Juni) mit. Bis zum weltweiten Grounding im März 2019 hatte die Fluggesellschaft 18 Flugzeuge des Typs erhalten.
Auch letzte fünf Dreamliner abbestellt
Nicht nur die restlichen 737 Max will Norwegian nicht mehr. Auch die fünf verbleibenden 787 Dreamliner wollen die Norweger abbestellen. Zudem möchten sie den Servicevertrag für die Flugzeuge annullieren, wie es in der Mitteilung heißt.
Norwegian hat mit Boeing aber noch mehr zu besprechen. Das Grounding der 737 Max habe «den Betrieb gestört und erhebliche Verluste verursacht», so das Unternehmen. Zugleich hätten die Probleme mit der Zuverlässigkeit der Dreamliner-Triebwerke vom Typ Rolls-Royce Trent ebenfalls zu Betriebsstörungen und Verlusten geführt, schreibt es weiter. Dafür will Norwegian entschädigt werden.
Gespräche sind in Gang, aber...
Die Gespräche über die Entschädigungen laufen bereits. Man sei aber bisher nicht zu einer Einigung gekommen, die eine «vernünftige» Entschädigung beinhalte. Zugleich hat Norwegian rechtliche Schritte unternommen, um Anzahlungen für die bestellten Flugzeuge zurück zu erhalten.