Der ungarische Billigflieger verabschiedet sich von seinem Abu-Dhabi-Geschäft und will sich strategisch neu aufstellten. Dafür braucht Wizz Air weniger Airbus A321 XLR als bisher geplant.
Billigfluggesellschaften und Langstrecken - diese Kombination hat bisher selten zum Erfolg geführt. Doch Dinge ändern sich. Mit Southwest Airlines schaut sich sogar die Pionierin des Low-Cost-Geschäfts an, ob sich Flüge aus in den USA nach Europa lohnen könnten. Und der Airbus A321 XLR macht lange Strecken mit kleineren Flugzeugen möglich.
Und so bestellte auch Wizz Air 47 Airbus A321 XLR. Im Mai nahm der ungarische Billigflieger das erste Exemplar in Empfang - als erste Airline mit Triebwerken von Pratt & Whitney. Der Jet mit der Kennung G-XLRA fliegt seitdem für Wizz Air UK auf der Route London - Jeddah.
Luftlinie sind die englische und die saudi-arabische Stadt rund 4700 Kilometer voneinander entfernt. Airbus gibt für den A321 XLR eine maximale Reichweite von 8700 Kilometern an, XLR-Erstbetreiberin-Iberia nennt dagegen bisher nur einen Wert von bis zu 7500 Kilometern.
Von Wizz Air gab es seit ihrer ersten XLR-Auslieferung weitere große Nachrichten. Zum einen teilte die Fluggesellschaft Mitte Juni mit, GTF-Triebwerke von Pratt & Whitney für 177 weitere A321 Neo zu kaufen - trotz großen Problemen mit den Motoren des Herstellers.
Zum anderen verkündete Wizz Air Mitte Juli, zum 1. September den Betrieb von Wizz Air Abu Dhabi vollständig einzustellen. Die Entscheidung sei Teil einer strategischen Neuausrichtung, mit der man sich künftig wieder stärker auf die europäischen Kernmärkte konzentrieren wolle. Konkrete Gründe seien wiederkehrende Probleme mit der Triebwerksleistung in heißen Klimazonen, geopolitische Spannungen mit Luftraumsperrungen und regulatorische Hürden.
Wizz-Air-Chef József Váradi erklärte, man wolle die frei werdenden Ressourcen nun in Märkte wie Polen, Rumänien, Italien, Österreich und Großbritannien fließen lassen. Und dort braucht die Fluglinie offenbar nicht mehr so viele Jet mit Langstreckenfähigkeiten.
«Wir haben 47 XLR bestellt. Wir werden das reduzieren», sagte Váradi laut der Nachrichtenagentur Reuters. Man verfüge über entsprechende Rechte für Umwandlungen in normale Airbus A321 Neo und verhandele derzeit mit dem Flugzeugbauer darüber.
Im Airbus-Orderbuch standen Ende Juni 2025 für Wizz Air offene Bestellungen für 289 weitere A321 Neo (inklusive der offenen A321-XLR-Orders, die nicht separat ausgewiesen werden). Offene Aufträge für A320 Neo oder andere Modelle hat die Airline nicht.
Am Dienstag (15. Juli) nahm Wizz Air dann ihren zweiten A321 XLR in Empfang. Das auf Malta registrierte Flugzeug mit dem Kennzeichen 9H-XLA wurde nach Mailand ausgeliefert. Zu geplanten Routen äußert sich die Fluggesellschaft in ihrer aktuellen Mitteilung nicht. Eingeplant war der A321 XLR aber eigentlich für die Strecke Mailand - Abu Dhabi.
Airbus nennt keine genaue Zahl der Bestellung für den A321 XLR, die dem Konzern insgesamt vorliegen. Ende Juni sprach der Hersteller von «mehr als 500». Anfang Juli verkündete Air Asia die feste Order von 50 A321XLR. Auch bei ihr handelt es sich um eine Billigfluglinie, die in Asien allerdings in einem ganz anderen Markt operiert als Wizz Air.