Die Gespräche zwischen den Eigentümern der spanischen Fluggesellschaft und neuen Investoren verlaufen harzig. Air France-KLM hat bereits abgesagt. Lufthansa Group spricht von schwierigen Verhandlungen bei Air Europa. Und die anderen Interessenten sind entweder gar keine oder passen nicht.
Wenn es um Verbindungen nach Lateinamerika geht, sind Portugal und Spanien eine Macht. Die drei großen Fluggesellschaften aus den beiden Ländern bieten mehr Flüge in die Region zwischen Chihuahua und Feuerland an als alle anderen in Europa. Und das macht sie begehrt.
Iberia hat sich British Airways bei der Gründung von IAG geschnappt. Tap und Air Europa jedoch sind weiter zu haben. Während der Privatisierungsprozess bei der portugiesischen Nationalairline nach den Wahlen vom Mai erst langsam wieder in Fahrt kommt, ist er bei der Fluggesellschaft aus Mallorca in vollem Gange.
Doch glatt scheint es nicht zu laufen. Denn einer der zwei stärksten Interessenten hat jetzt abgesagt. Man habe sich aus dem Verfahren zum Kauf einer Beteiligung an Air Europa zurückgezogen, teilte ein Sprecher von Air France-KLM der Nachrichtenagentur Reuters mit. Man habe keine Einigung mit Eigentümerin Globalia erzielen können.
Und auch der zweite starke Interessent klingt wenig zuversichtlich. Die Verhandlungen mit Globalia über Air Europa seien «mühsam», sagte am Donnerstag (31. Juli) Lufthansa-Group-Chef Carsten Spohr bei einem Pressegespräch. «Ich kann bestätigten, dass es sehr schwierig ist, diese Gespräche vielleicht zu einem potenziellen Erfolg zu führen», so Spohr.
Dadurch wird das Feld der Unternehmen, die ernsthaft um Air Europa buhlen, immer kleiner. Iberia-Mutter IAG ist bereits draußen, nachdem der letzte Übernahmeversuch an der Opposition der EU-Wettbewerbshüter gescheitert ist.
Immer wieder wird in Spanien Etihad als Interessent für einen Einstieg genannt. Doch mehr als Gerüchte sind das nicht. Die Golfairline arbeitet zwar mit Air Europa zusammen. Sie konzentriert sich derzeit aber ganz auf die Expansion aus eigener Kraft. Und nach ihren schlechten Erfahrungen mit Beteiligungen wie etwa Air Berlin oder Alitalia in der Vergangenheit wird sie sich hüten, wieder bei Fluglinien in anderen Ländern einzusteigen.
Bleibt noch Turkish Airlines. Die türkische Nationalairline hat «unverbindliche Gespräche» mit Globalia bestätigt. Aber auch für sie wäre der Einstieg in Spanien ein Novum. Beteiligungen an anderen Fluggesellschaften gehören nicht zu ihrer Strategie. Zudem dürfte sie als Nicht-EU-Unternehmen auch in Zukunft keine Kontrollmehrheit an Air Europa übernehmen.
Gründe für die zähen Verhandlungen gibt es einige. Einer ist gemäß der spanischen Presse, dass die Gründerfamilie Hidalgo als Globalia-Eigner einen sehr hohen Preis verlangt. Zudem ist sie offenbar nicht bereit, mehr als 50 Prozent abzugeben. Auch gibt es Berichte über eine mögliche juristische Untersuchung der Air-Europa-Rettung in der Pandemie. Nicht zuletzt gibt es auch einen strategischen Grund: Ein Erfolg bei Air Europa könnte die Chancen mindern, bei Tap Erfolg zu haben.