Blick in die neue Kommandozentrale: Von hier managt Easyjet bis zu 1950 Flüge pro Tag.

London-LutonIm Herzen von Easyjets neuer Kommandozentrale

Die Billigairline führt pro Tag bis zu 1950 Flüge durch. Damit alles reibungslos funktioniert, hat Easyjet ein neues Kontrollzentrum eingeweiht. aeroTELEGRAPH hat es sich angesehen.

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Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Der Airbus A320 mit dem Kennzeichen OE-LSM ist nach der Landung in Hurghada mit einem technischen Defekt ausgefallen. Vor 16:00 Uhr UTC wird die Maschine nicht einsatzfähig sein. Der Rückflug nach Mailand verzögert sich voraussichtlich um 5 Stunden und 35 Minuten. Damit fällt OE-LSM für die geplante Rotation Mailand-Gatwick-Mailand aus. Die Flüge müssen aber unbedingt stattfinden.

Um Lösungen zu finden, müssen viele Parameter beachtet werden: Wo sind die Flugzeuge registriert? Durch den Brexit dürfen Personal und Flugzeuge aus Großbritannien nicht mehr in der EU eingesetzt werden. Wie steht es um die Arbeitszeiten der Crews? Wie lange dürfen sie noch eingesetzt werden?

Easyjet führt bis 1950 Flüge pro Tag durch

Ein Ersatzflugzeug stünde in Berlin bereit, aber dort sind keine Crews auf Abruf. Passendes Personal gäbe es in Paris oder in Luton. Allerdings streiken in Frankreich die Fluglotsen. Möglich wäre es auch, Flüge zu verschieben, die Easyjet an dem Tag noch von ihrer Mailänder Basis plant. Helfen könnten Flüge nach Brindisi und Malaga. Die Aufgabe: Wie kann ein Ausfall der Mailand-London Flüge verhindert werden?

Solche Probleme lösen bei Easyjet täglich 250 Spezialisten der Netzwerkkontrolle. Sie sorgen dafür, dass die Flüge sicher und pünktlich abheben und ihr Ziel erreichen. Und es sind viele. «Unsere Flotte besteht aus knapp 340 Flugzeugen. Jedes führt im Schnitt sieben Flüge pro Tag durch. Es passiert also immer was», sagt Gil Baudot, Chefin der Network Control bei Easyjet. Die Billigairline managt zwischen 1700 und 1950 Flüge pro Tag.

Neues Integrated Control Center

Der Arbeitsplatz der Problemlöser ist das neue Integrated Control Center, kurz ICC. Die erst im Februar eröffnete Kommandozentrale liegt in einem unscheinbaren Bürogebäude in einem Businesspark, rund 15 Minuten von der Firmenzentrale am Flughafen London-Luton entfernt. «Wir hatten schon vorher etwas Vergleichbares, aber jetzt haben wir alles an einem Ort und mehr Platz, den wir brauchen, weil wir wachsen», so Baudot.

Ein Mitarbeiter der Netzwerkkontrolle bei der Arbeit. Bild: aeroTELEGRAPH.

Kern der Kommandozentrale sind zwei große Räume mit dunklen Wänden. An der Stirnseite hängen große Bildschirme. Gezeigt werden alle Easyjet-Flüge in der Luft, alle Maschinen mit dem Status AOG (Aircraft On Ground), sprich Flugzeuge, die nicht abheben können, sowie internationale Nachrichten in Dauerschleife, die Uhrzeit und das Wetter.

Alle Flugbetriebe werden aus Luton gemanagt

In einem Raum ist das Network Control Center untergebracht. Hier arbeiten zeitgleich immer 50 bis 70 Personen in einem Zweischichtsystem. Von hier aus überwachen sie das ganze Easyjet-Netzwerk, also alle drei Flugbetriebe Easyjet UK, Easyjet Europe und Easyjet Switzerland, um Probleme am besten schon zu erkennen, bevor sie passieren.

Im Network Control Center gibt es fünf Teams. Crew-Planer kümmern sich um die Arbeitszeiten und alle rechtlichen Fragen. Flottenplaner haben die Flotten der drei Flugbetriebe im Auge. Custumor interruption Officer beantworten Fragen von Kunden. Dazu sitzen Crew-Planer und Flottenplaner nebeneinander, an einer Arbeitsinsel. Viel Zeit pro Störung bleibt nicht. «Im Schnitt haben die Teams zehn Minuten Zeit, um eine Lösung zu finden», sagt Gill Baudot.

Easyjet setzt auf KI

Jeder Mitarbeitende ist für eine Basis verantwortlich. Um immer konzentriert und auf dem neuesten Stand zu bleiben, wird in regelmäßigen Abständen gewechselt. Kurz vor dem Umzug ins neue ICC hat die Airline das Programm Jetstream eingeführt. Jetstream soll mit Hilfe von künstlicher Intelligenz den Mitarbeitenden Vorschläge zur Problemlösung unterbreiten. Abgesegnet werden alle Anpassungen immer durch einen Supervisor.

Blick in den Bereich Wartungsorganisation. Zu dem Zeitpunkt waren fünf Flugzeuge am Boden. Bild: aeroTELEGRAPH

Im Bereich Engineering im Raum nebenan setzt Easyjet schon seit längerem auf  Künstliche Intelligenz. «Im Prinzip ist Predictive Maintenance nichts anderes», erklärt Aidan Kearney, Leiter der Wartungsorganisation bei Easyjet. Alle Easyjet-Flugzeuge sind mit einem System ausgestattet, das alle Verbrauchsdaten erfasst und nach jeder Landung automatisch in unsere Systeme speist. «Ergibt die Analyse, dass ein Teil getauscht werden muss, setzen wir das um».

Flotte zu 98,72 Prozent in der Luft

«Wir tun alles dafür, um AOGs zu verhindern», sagt Kearney. Easyjet hat an allen 155 Flughäfen, die von der Airline angeflogen werden, Verträge mit Wartungsunternehmen. In Berlin betreibt die Fluggesellschaft den einzigen Wartungshangar außerhalb des Vereinigen Königreichs. In Mailand betreibt die Airline zudem einen Privatjet vom Typ King Air, um Techniker und Ersatzteile bei Bedarf schnellstmöglich dahin zu bringen, wo sie gebraucht werden. Easyjet beschäftigt dafür sechs Techniker auf Abruf.

Das Team plant zudem aus dem ICC die täglichen Checks sowie die Langzeit-Checks der Flotte. «Wir kontrollieren jedes Flugzeug in jeder Nacht mindestens 1,5 Stunden», so Kearney. Unser Ziel war es, eine Verfügbarkeit von 98,72 Prozent der Flotte sicherzustellen. «Das haben wir geschafft».

Flüge werden verschoben

Und zum Schluss noch die Auflösung der Aufgabe, wie die Mailand-Gatwick-Mailand-Umläufe gerettet werden können. Es muss kein Ersatzflugzeug aus Berlin kommen und keine Crew aus Luton geshuttelt werden.

Die Lösung liegt in den Dienstzeiten der Besatzungen, die noch ab Mailand starten. Die Mitarbeitenden nach Brindisi haben die längsten Dienstzeiten - daher übernimmt diese Besatzung erst die Flüge nach Luton und fliegt dann im Anschluss und damit später als geplant nach Brindisi. So fällt kein Flug aus.

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