Letzte Aktualisierung: um 14:19 Uhr

Wartungshangar eröffnet

Easyjet setzt auf Berlin – und fliegt trotzdem weniger vom BER

Easyjet eröffnet in Berlin pünktlich ihren Wartungshangar für die Europa-Flotte der Airline. Am Flughafen BER zieht sich die Airline aber immer weiter zurück. Denn Geld verdient sie hier nicht.

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Die Kombination aus Berlin, Baustelle und Flughafen sorgte jahrelang weltweit für Spott. Der Flughafenbau war geprägt von Planungsfehlern, technischen Problemen und Baumängeln. Sechs Mal wurde die Eröffnung verschoben. Easyjet beweist jetzt, dass es auch anders geht und hat planmäßig ihren Wartungshangar am Hauptstadtflughafen eröffnet.

Vom Spatenstich bis zur Inbetriebnahme sind nur 15 Monate vergangen. Auf diesen Fakt war bei der offiziellen Einwohnung die aktuelle Flughafenchefin Aletta von Massenbach stolz. Easyjet-Europa-Chef Thomas Haagensen spricht von einem starken Signal für den Standort Berlin.

Erster Standort außerhalb Großbritanniens

Es ist der erste Wartungsstandort der Fluggesellschaft außerhalb von Großbritannien. Gekostet hat das Gebäude rund 20 Millionen Euro, wie Deutschland-Chef Stephan Erler bei der Einweihung erklärt. Der Hangar ist in Zusammenarbeit mit der Berliner Flughafengesellschaft entstanden. Diese will ihren Investitionsanteil durch Mietzahlungen der Airline refinanzieren.

Easyjet wird am neuen Wartungsbetrieb alle 135 Jets der österreichischen Tochter Easyjet Europe, also alle, die ein OE-Kennzeichen tragen, warten und instand setzen lassen. In der rund 10.000 Quadratmeter großen Halle können bis zu vier Airbus A321 gleichzeitig gewartet werden. «Der Hangar wurde in den vergangenen Wochen getestet und wird jetzt sukzessive in Betrieb genommen», so Haagensen im Gespräch mit aeroTELEGRAPH.

Line Maintenance seit 2020

2020 hat der Billigflieger in Berlin eine Line-Maintenance-Station eröffnet. Das beschreibt die wieder-Bereitstellung von Fliegern sowie kleinere Reparaturen, die man auf dem Vorfeld vornehmen kann. Rund 80 Frauen und Männer beschäftigt Easyjet seitdem vor Ort. Mit der Eröffnung des neuen Hangars ist die Zahl auf 100 Mitarbeitende gewachsen. Größere Wartungsarbeiten wurden in Berlin bisher von Lufthansa Technik durchgeführt. Mit Eröffnung der neuen Halle ist das vorbei.

Zwar kann der neue Hangar als Zeichen für den Standort Berlin gesehen werden, gleichzeitig täuscht die Investition aber nicht darüber hinweg, dass die Fluggesellschaft sich immer mehr vom Berliner Flughafen zurückzieht.

Niedrigster Stand an Flugzeugen

Zum Start des aktuellen Winterflugplans folgte die bisher größte Reduktion: sieben der bisher 18 stationierten Jets wurden abgezogen, damit fällt Easyjet auf den bisher niedrigsten Stand in Berlin zurück. 2020 waren an den damaligen Flughäfen Tegel und Schönefeld noch insgesamt 34 Maschinen stationiert.

Deutschland für paneuropäische Airlines wenig attraktiv

Der Rückzug am BER liege nicht zwingend an Berlin. Die Industrie habe in den letzten Jahren durch die Pandemie stark gelitten. Easyjet habe die Nachfrage an allen Basen analysiert und dabei habe sich gezeigt, dass die Kapazität in Berlin reduziert werden musste, so Haagensen. «Auch weil wir kein Geld in Berlin verdient haben und verdienen», wie der Europa-Chef zugibt. Dennoch sei Berlin für die Fluggesellschaft «immer noch sehr wichtig».

Paneuropäische Airlines stationieren ihre Maschinen an Standorten, an denen sie am meisten Geld verdienen können. Easyjet hat erst kürzlich mit drei Flugzeugen eine Basis in Lissabon  eröffnet. Auch in Malaga betreibt der Billigflieger jetzt mehr Maschinen. Nach der Pandemie haben sich Feriendestinationen als erste erholt, daher ist dort für Easyjet und ihre Konkurrenten am meisten Geld zu holen. Und das braucht die Fluggesellschaft, die stark von der Pandemie getroffen wurde.

60 Verbindungen ab Berlin

Im kommenden Sommer wird die Airline noch rund 60 Verbindungen von und nach Berlin anbieten. Künftiges Wachstum schließt man bei der Fluggesellschaft aber nicht aus. «Wir beobachten jedoch kontinuierlich die Nachfrageentwicklung und passen unser Flugprogamm, sofern es operativ und wirtschaftlich sinnvoll ist, entsprechend an», so kürzlich eine Sprecherin zu aeroTELEGRAPH.