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Ferienflieger

Bei Tui Airlines steht bald die nächste Flottenerneuerung an

Tui betreibt fünf Fluglinien. Airline-Chef Marco Ciomperlik erklärt die Vorteile der Zusammenlegung, die Pläne für den Sommer und verrät, wie er sich das Wachstum der deutschen Tuifly vorstellt.

Wir haben Was verbindet Euravia, Britannia Airways, Thomson Airways, Hapag-Lloyd Flug, Jetairfly oder Arkefly? Alle Fluggesellschaften sind direkt oder indirekt Vorgängerinnen der fünf Tui-Fluggesellschaften in Belgien, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden.

Der Reisekonzern hat seine Airlines in den vergangenen Jahren immer weiter zusammengeführt. «Intern agieren wir schon länger als eine Tui-Airline», so Marco Ciomperlik im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. Er ist seit 2021 Chef aller Tui-Fluglinien. Besonders alle nicht direkt für die lokalen Betriebsgenehmigungen relevanten Themen sind vereinheitlicht worden, unter anderem die Logistik und die Wartung.

Kein AOC auf Malta

«Das bietet uns die Möglichkeit, schnell reagieren zu können, sollte ein Flugzeug nicht zur Verfügung stehen», so der Airline-Chef. Tui hat dazu in den vergangenen Jahren auch das Erscheinungsbild der Flieger immer weiter zusammengeführt. So steht auch auf allen Flugzeugen nur noch Tui. Eine Zusammenlegung aller Airlines schließt Ciomperlik jedoch aus. «Wir planen nicht, unsere fünf Airlines zusammenzulegen. Eine AOC-Gründung auf Malta ist nicht vorgesehen», so der Manager mit Verweis auf Eurowings, Ryanair und Co., die sich längst auf der Mittelmeerinsel niedergelassen haben.

Neben all der Vereinheitlichung sei es aber wichtig, die regionalen Unterschiede ernst zu nehmen. So sei es für die Britinnen und Briten ganz normal, Essen an Bord zu kaufen, während die Belgier auf qualitativ hochwertiges Essen setzen, so der Tui-Airlines-Chef im Gespräch.

Mehr Standby-Flugzeuge

In diesem Sommer werden alle Tui-Airlines zusammen rund 130 Flieger betreiben, elf davon sind Standby-Flugzeuge. Generell will der Konzern bis 2028 «Wir prüfen bis Ende des Jahrzehnts alle fünf Tui Fluglinien auf die Boeing 737-8 oder Boeing 737-10 umzurüsten» haben. Neben der Max 8, hat Tui auch die größere Max 10 bestellt. «Wir rechnen aktuell damit, dass wir die Maschinen im Winter 2024/25 einflotten können», so Ciomperlik.

Die Flottenerneuerung ist beim Konzern auch ein Teil eines Programms zur Senkung des CO2-Abdrucks. Ursprünglich wollte Tui den Ausstoß bis 2030 um 24 Prozent senken. Das Ziel wurde auf 2028 vorgezogen. Ob das in der aktuellen Phase jedoch klappt, hängt nicht nur an Tui. «Wir sind davon abhängig, wann Boeing liefern kann», so der Chef. Erst dann könne man die Leasingverträge der aktuellen Flotte kündigen.

Tuifly setzt auf 23 Maschinen

Die deutsche Tuifly erhält in diesem Sommer ein zusätzliches Flugzeug. Damit wächst die Flotte von 22 auf 23 Maschinen. Laut Ciomperlik geht sie diesen Schritt, um ihre «Reservekapazität» für den Sommer zu erhöhen. Die Flotte besteht aus sechs Boeing 737 Max 8 und 17 Boeing 737-800. Die zusätzliche Maschine wird eine Boeing 737-800, deren Leasing über den Sommer hinaus verlängert wird.


Marco Ciomperlik ist seit 2021 Chef aller Tui-Fluglinien. Bild: Tui

Dass Tuifly nicht mehr als eigene 23 Flugzeuge in Deutschland betreibt, hat laut Ciomperlik zwei Gründe. Die Kapazität, welche die Maschinen bieten, kann Tui ganzjährig profitabel betreiben. Das wesentliche Argument sei jedoch das kommerzielle: «Im Winter ist der Bedarf nicht hoch genug, um kleinere Quellmärkte wie Nürnberger oder Paderborn zu betreiben». Operativ sei es zudem besser, nur fünf statt elf Basen zu betreiben.

Kaum Unterschiede für die Reisenden

Sollte dennoch Bedarf bestehen, least Tui Kapazitäten hinzu. Bei 80 Prozent der hinzu gemieteten Maschinen handelt es sich um ein sogenanntes Damp Leasing. Dabei wird das Flugzeug mit Cockpitcrew, aber ohne Kabinenpersonal gemietet. So sollen die Reisenden den Unterschied kaum wahrnehmen.

«Wet-Lease-Anbieter, die für die Tui Group fliegen, sind geprüft. Wir checken im Vorfeld, wie die Maschinen gewartet werden, wir checken die Kabine, den Personaleinsatz und natürlich auch den  Preis», so Ciomperlik. In Deutschland werden im Normalfall  keine Wet-Leases eingesetzt. Voll- bzw. Teilcharterflüge in der Hochsaison werden durch den Reiseveranstalter Tui Deutschland eingekauft.

Ziel ist eine junge Flotte

Langstrecken ab Deutschland wird es vorerst weiterhin nicht geben, auch wenn das früher einmal geplant war. «Deutschland ist ein anderer, komplexer Markt. Wir analysieren immer, ob es sinnvoll wäre auch Überseeflüge aufzunehmen. Aktuell sehen wir aber keinen Bedarf», so der Tui-Airlines-Chef.

«Wir schauen uns aber aktuell an, wie wir die Langstrecke gruppenweit weiterentwickeln», so Ciomperlik. Tui betreibt rund 20 Langstreckenflieger, die im Wesentlichen von Großbritannien und den Niederlanden aus fliegen. Auf der Insel wird die erste Boeing 787 in diesem Jahr zehn Jahre alt. «Da steht die nächste Flottenerneuerung an». Tui will eine möglichst junge Flotte. Daher schließt der Konzern Leasingverträge für zehn Jahre plus eine Option für maximal weitere fünf Jahre. «Dann ist in der Regel Schluss», sagt Ciomperlik.