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Was Indigo richtig macht

Mit großer Mühe halten sich indische Airlines über Wasser - mit einer Ausnahme. Der Indigo-Chef hat prominente Vorbilder.

Es scheint ganz einfach: «Wir bleiben einfach bei unserem Geschäftsmodell.» So erklärt Indigo-Präsident Aditya Ghosh, wie seine Airline es schafft, der Konkurrenz in Indien einen großen Schritt voraus zu sein. «Unsere Flieger sind pünktlich, das Reiseerlebnis angenehm und unsere Preise sind konsequent niedriger als die der Konkurrenz», so der 36-Jährige gegenüber der Wirtschaftszeitung Financial Times. Und das ist in Indien momentan eine ziemliche Leistung. Mit Ausnahme von Indigo schreiben alle sechs großen Anbieter (Air India, Go, Indigo, Jet Airways, Kingfisher und Spicejet) hohe Verluste. Steuern und hohe Treibstoffkosten und ein ruinöser Preiskrieg drücken sie in die roten Zahlen. Allein die Ausgaben für Treibstoff machen in Indien über 40 Prozent der variablen Kosten aus. Ein Grund dafür ist auch die schwache Rupie. Durch den Wechselkurs wird der importierte Treibstoff zusätzlich teurer. Hinzu kommen überhöhte Steuern auf dem Kerosin. Und auch andere Kosten, wie etwa die Wartung, gehen dadurch in die Höhe. Rund 70 Prozent der Ausgaben indischer Airlines werden in Dollar abgerechnet.

Auch wenn die Regierung nun den Markt für ausländische Investoren öffnen will und mit weiteren Lockerungen den Airlines aus der Krise zu helfen versucht – so richtig kann sich niemand aufrappeln. Eine Negativschlagzeile jagt die andere – streikende Piloten, ausgefallene Flüge, Groundings. Neben Indiens Nationalairline Air India hat vor allem auch Kingfisher zu kämpfen. Seit Jahren schreibt die Gesellschaft aus dem gleichnamigen Bierkonzerns rote Zahlen. Auch an Marktanteil musste die Fluggesellschaft daher massiv einbüßen – zu Gunsten auch von Indigo. Sie rutschte vom zweiten auf den dritten Platz ab und liegt nun erstmals hinter den Billigfliegern Jet Airways und Indigo. Indiens einst allmächtige Nationalairline Air India liegt nur noch auf dem vierten Platz.

Eigentlich simpel

Vielleicht könnten sich die schwächelnden Konkurrenten etwas von Indigo abgucken. Denn eigentlich hört sich die Strategie ziemlich simpel an: Sich auf die profitabelsten Destinationen festlegen, niedrige Preise durch niedrige Kosten rechtfertigen – unter anderem dadurch, dass nur ein Flugzeugtyp genutzt wird. Bei Indigo ist das der Airbus A320. 56 davon fliegen momentan mit der Bemalung, doch die Flotte soll sich massiv vergrößern. 180 A320Neo hat die Airline bereits bestellt. Mit dieser «Stick-to-the-basics»-Strategie, wie Ghosh sie nennt, orientiert er sich an prominenten Beispielen. Auch die irische Ryanair, Easyjet und Amerikas Billigfluglinie Southwest haben sie gewählt.

Dass sie greift, beweisen die Zahlen. Die 56 Flieger erreichen auf 26 Routen einen Marktanteil von 21.9 Prozent – ungefähr genausoviel wie Billigkonkurrent Jet Airways, der mit 100 Fliegern 60 Routen bedient. Was die Reisenden zu IndiGo zieht ist zum einen die Pünktlichkeit. Wie die indische Luftfahrtbehörde DCGA errechnet hat, starten 96 Prozent der Flieger auf den Mumbai- und Delhi-Routen nach Plan. Bei Jet Airways sind es gerade mal 84 Prozent. Kingfisher fliegt mit 56 Prozent bereits in einer ganz anderen Liga. Aber auch der Service an Bord und die schicken Uniformen der Flugbegleiterinnen ziehen vor allem Geschäftsreisende zunehmend zu Indigo. «Sie sind definitiv auf dem Weg, Indiens Southwest zu werden», so ein Analyst gegenüber der Financial Times. Trotzdem solle man die Schwierigkeiten im Markt nicht unterschätzen. «Ob sie das also wirklich schaffen, wird sich mit der Zeit noch zeigen.»