Letzte Aktualisierung: um 7:32 Uhr

Von Rovaniemi bis Sonnenblume

Wie Flugzeuge zu ihren Namen kommen

Ein prominenter Pate taufte eine Boeing 737 Max von Tui auf den Namen Rovaniemi. Doch wie entscheiden Airlines eigentlich, was auf ihren Fliegern steht?

Die Kinder, die am vergangenen Sonntagmittag aus dem finnischen Rovaniemi mit dem Flugzeug wieder heim reisten, werden den Aufenthalt am kleinen Regionalflughafen in Lapland nicht so schnell vergessen. Vorbei an den Gates mit wartenden Familien spazierte der Weihnachtsmann, gemeinsam mit dem Elf Giggles. Vorbei an gezückten Handys, winkenden und hüpfenden Kindern bahnte sich der massive Mann mit weißem Bart den Weg – um schließlich aufs Vorfeld zu gelangen.

Denn: Der Weihnachtsmann hatte in seiner wohl geschäftigsten Zeit des Jahres noch eine zusätzliche wichtige Aufgabe. Er war Taufpate einer neuen Boeing 737 Max von Tui. Getauft wurde das Flugzeug mit dem Kennzeichen G-TUMU von ihm, vom Tui-Vorstandsvorsitzenden Sebastian Ebel und von der Bürgermeisterin der Stadt, die sich als offiziellen Wohnort des Weihnachtsmannes vermarktet, auf den Namen «Rovaniemi».

Früher gab es andere Namen

Neben Rovaniemi fliegt Tui diesen Winter auch Kittilä und Ivalo an. Rund 50.000 Urlauberinnen und Urlauber werden diese Wintersaison zum Polarkreis fliegen. Dort gibt es einerseits weihnachtsspezifische Reisen – ins Weihnachtsdorf in Rovaniemi zum Beispiel – und andererseits Wintersportmöglichkeiten wie Langlauf und Schneeschuhwanderungen.


Taufzertifikat für den Flieger: Der Weihnachtsmann als Taufpate. (Bild: aeroTELEGRAPH)

Dass Tui die Flieger nach Destinationen benennt, ist eine neue Tradition. Früher suchte der Reisekonzern Namen wie «Emotion», «Desire» oder «Affection» aus. Auch «Freedom» und «Wanderlust» heißen Flugzeuge der Airline des Reisekonzerns. Doch mit der Einführung der Boeing 737 Max ist man dazu übergegangen, Destinationen als Namensgeber auszuwählen. Welche, wird im globalen Kommunikationsteam des Unternehmens entschieden, erklärt ein Sprecher.

Lufthansa nimmt deutsche Städte

Dahinter steckt auch die Absicht, die Ziele zu vermarkten. «Ein Flugzeug ist ein guter Botschafter», so Tui-Chef Sebastian Ebel bei einer Ansprache vor der Unterzeichnung des Taufzertifikats. Es werde dabei helfen, Lapland und vor allem Rovaniemi als Tourismusdestination bekannter und beliebter zu machen. Auch Kittilä hat bereits einen Flieger – ebenfalls mit dem erfahrenen Taufpaten Weihnachtsmann.

Auch andere prominente Taufpaten hat Tui schon für die Benennung der Flieger gewinnen können. So etwa die CSU-Politikerin und Ex-Miss Germany Dagmar Wöhrl. Sie taufte die «Mallorca».


Die «Berlin» von Lufthansa: Taufpatin Franziska Giffey taufte mit Berliner Weisse. Bild: Lufthansa

Auch bei Lufthansa tragen die Flugzeuge Namen. Doch es handelt sich nicht um Destinationen, sondern Städte in Deutschland. Wittenberg/Lutherstadt, Idar-Oberstein oder Frankenthal (Pfalz) heißen Flugzeuge der Airline. Der erste Dreamliner von Lufthansa erhielt den Namen «Berlin». Tochter Swiss hat Namen wie Le Grand-Saconnex, Schrattenflue oder Delémont gewählt. Austrian nennt ihre Flugzeuge Pyhrn-Eisenwurzen, Wörthersee oder auch Dnepropetrovsk.

Nationalparks für Austrians Neos

Austrians vier Airbus A320 Neo sollen alle nach Nationalparks im Land benannt werden. Der erste wurde auf den Namen Donau-Auen getauft – das war das Ergebnis einer Ausschreibung unter den Mitarbeitenden. Edelweiss Air lässt ihre Facebook-Fans oder auch mal ihre Mitarbeitenden Namen für neue Flieger vorschlagen und sie dann auch darüber abstimmen. Die Jets heißen dann etwa Kiburi oder Shayan.


Airbus A320 Neo von Austrian: Die Flugzeuge des Typs werden nach Nationalparks benannt. Bild: aeroTELEGRAPH

Geografische Bezeichnungen sind als Flugzeugnamen beliebt, doch es gibt auch Airlines, die auf anderes setzen. Aer Lingus etwa nutzt irische Heilige als Namensgeber, so hießen Flieger schon St Declan oder St Mobhi. TAP setzt auf portugiesische Schriftsteller wie José Samarago oder Miguel Torga, SAS auf Wikingerpersönlichkeiten wie Tyra Haraldsdatter oder Øystein Magnusson.

Ausgeklügeltes System bei KLM

Bei KLM hält man sich an ein anderes System bei der Namensgebung. Je nach Flugzeugtyp gibt es andere Regeln. Die Boeing 737 werden nach Vogelarten benannt, so fliegen «Swan», «Falcon» und «Goose» für die Fluggesellschaft. Die Airbus A330 tragen Namen von bekannten Plätze in Städten auf der ganzen Welt wie «Times Square» oder «Piazza Navona», die Boeing 777 von Weltkulturerbe-Monumenten wie «Galápagos Island».

Nur bei einer Maschine gibt es eine Ausnahme: Die erste Maschine der  777er-Baureihe, die für KLM flog, wurde nach dem Gründer der KLM, Albert Plesman, benannt. Die Boeing 787 erhalten Blumennamen – etwa «Sonnenblume». Bei KLMs Schwester Air France war die Tradition lange eingeschlafen. Erst 2019 belebte sie sie wieder, als die Airline ihren ersten Airbus A350 auf seinen «Geburtsort» Toulouse taufte.

Kaum Namen in den USA und Asien

In den USA und Asien sieht es anders aus. Dort erhalten Flugzeuge nur selten Namen. In Asien ist Thai Airways eine Ausnahme. Auch die Fluggesellschaft aus Bangkok hat sich dafür entschieden, ihre Flieger nach Orten zu benennen – beispielsweise Lam Plai Mat oder Si Ayutthaya.