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75 Jahre Flughafen Zürich

Wie Berner Bauern Zürich zum interkontinentalen Drehkreuz machten

Ein neuer Zentralflughafen in der Mitte der Schweiz - das war einmal der Plan. Doch daraus wurde nichts. Und so begann die wechselvolle Geschichte des Flughafens Zürich, der dieses Jahr 75-jährig wird.

Es war ein Großprojekt. 1942 suchte die Schweiz einen neuen Flughafen, der sie auf die Karte der Länder mit Interkontinentalverbindungen setzt. Verschiedene Standorte bewarben sich. So auch der Kanton Berns. 23 Kilometer nördlich der Hauptstadt und zehn Kilometer südlich von Solothurn hätte der Schweizer Zentralflughafen Utzenstorf entstehen sollen.

Für damalige Zeiten waren es riesige Dimensionen. Drei Pisten, ein Mal 2800 und zwei Mal 1700 Meter lang, sollte der Flughafen haben, eine vollwertige Infrastruktur mit Restaurants, Hangars, Frachtbereich, einem großzügigen Vorfeld. Doch daraus wurde nichts. Die Bauern der Region wehrten sich derart vehement, dass die Wahl des Standortes für den neuen Airport auf das Gelände zwischen Kloten und Rümlang im Kanton Zürich fiel.

In drei Jahren von Null auf ZRH

Vergleicht man die Geschichte mit dem, was man von heutigen Flughafenprojekten kennt, ging dann alles ziemlich schnell. Das Schweizer Parlament erklärte Zürich 1945 offiziell zum Standort des Interkontinentalflughafens. Im Juli 1946 begann der Bau. Und der erste Flug hob am 14. Juni 1948 ab. Damit feiert der Flughafen Zürich in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen.


1948 – der erste Flug am Flughafen Zürich. Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz/CC BY-SA 4.0/CC-BY-SA 2.0

Als erstes Flugzeug startete damals auf der 1900 Meter langen Westpiste eine Douglas DC-4 von Swissair in Richtung London. Die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs ist bis heute eine der am meisten angeflogenen Destination ab dem Airport mit dem Iata-Code ZRH.

Großes Volksfest und diverse Unfälle

Die richtige Eröffnung erfolgte jedoch erst fünf Jahre später – als das erste Terminal fertig gebaut war. Es gab ein großes Volksfest mit Sonderflügen und Flugschau, das von Zehntausenden Menschen besucht wurde.  Vier Jahre später war die Euphorie bereits verflogen und die Stimmberechtigten des Kantons Zürich lehnten einen Kredit für einen Ausbau ab. Zu teuer sei er, heiß es. Ein verkleinerter Vorschlag kam ein Jahr später durch.

Von schlimmen Ereignissen blieb der Flughafen schon früh nicht verschont. Im November 1951 stürzte eine Douglas DC-4 von El Al auf einem Frachtflug aus Rom kurz vor der Landung drei Kilometer nordöstlich des Flughafens in einen Wald und sechs Menschen starben. Im Dezember 1953 knallte eine Convair CV-240 von Sabena im Anflug 2,5 Kilometer vor der Landebahn 16 in den Boden. Und im November 1956 stürzte eine Ilyushin Il-12 von ČSA wegen Triebwerksproblemen 13 Kilometer nach dem Start ab und 23 Menschen starben.

Ein erstes Terrorattentat

Weltweit Aufsehen erregte ein anderer Zwischenfall. Am 18. Februar 1961 sollte eine Boeing 720 von El Al nach Tel Aviv starten. Als sie sich auf dem Rollweg befand, eröffneten zwei Terroristen von einem Parkplatz außerhalb des Geländes mit Maschinenpistolen das Feuer aufs Cockpit. Von einer anderen Seite aus wurden ebenfalls Geschosse auf die Maschine abgefeuert. Sechs Menschen wurden teilweise schwere verletzt, so auch der Kopilot. Der Flieger war von 50 Kugeln getroffen worden.


Die drei Pisten im Jahr 1953. Deutlich zu sehen die bald nicht mehr benutzte Piste 02/20. Bild: Flughafen Zürich

Dem Erfolg tat das aber keinen Abbruch und das Wachstum und der Ausbau ging weiter. 1971 begann der Flughafen Zürich sein zweites Terminal zu bauen, das vier Jahre später als Terminal B eröffnet wurde. 1976 bekam er eine größere dritte Piste, die heute aus 14/32 bekannt ist. Sie ersetzte die ehemalige Piste 02/20, die schon seit 1958 nicht mehr genutzt wurde.

Großes Volksfest mit dem ersten Terminal

Ein wichtiger Schritt war 1980 der Anschluss des Flughafens ans nationale Schienennetz – etwas, was viele große europäische Flughäfen bis heute nicht geschafft haben. Der neue Tiefbahnhof des Flughafens wurde damals von Queen Elizabeth eingeweiht, die eben zu einem Staatsbesuch angereist war. Heute steigen dort täglich fast 22.000 Menschen ein und aus.

In insgesamt fünf Etappen wurde der Airport seit seinem Start 1948 immer wieder erweitert – und die Träume, welche die Regierung in den 40er-Jahren hatte, haben sich erfüllt. Der Flughafen ist zu einem beliebten Umsteigeflughafen geworden. 187 verschiedene Flugziele in 71 Ländern werden in diesem Sommerflugplan von rund 60 unterschiedlichen Airlines angeflogen.

Swissair-Grounding als Schock

Ein dafür wesentliches Bauprojekt hieß Airport 2000. 2,4 Milliarden Franken investierte der Flughafen Zürich, um Systeme zu modernisieren und um das dritte Terminal E zu bauen. Fluggäste reisen dort mit der Skymetro ab Terminal A hin. Bekannt ist diese bei Reisenden für die Videoinstallationen, die während der Fahrt vor dem Fenster zu sehen sind und die Schweizer Kultur thematisieren. 2004 wurde dieses Bauprojekt beendet – in unsicheren Zeiten.

Denn das wohl einschneidendste Ereignis in der bisherigen Geschichte des Zürcher Flughafens geschah drei jahre zuvor. «Meine Damen und Herren, liebe Fluggäste, aus finanziellen Gründen ist die Swissair nicht mehr in der Lage, ihre Flüge durchzuführen. Wir müssen Sie bitten, Ihre Reisepläne mit einer anderen Fluggesellschaft zu tätigen.» Diese Nachricht musste Marianne Cochran Crespo de la Serna, die zum Mikrofon-Diensteingeteilt war, am 2. Oktober 2001 den Fluggästen verkünden. Die Swissair war am Boden und die Weltöffentlichkeit schaute zu.

Terminal E ab 2004

Am Flughafen befürchtet man eine tiefe Krise. Und einige Investitionen wurden aufgeschoben. Doch die Passagierzahlen erholten sich erstaunlich rasch, schon 2007 zählte der Airport wieder über 20 Millionen Reisende wie vor dem Grounding und den Anschlägen vom 11. September 2001. Auch dank der neu gegründeten Fluggesellschaft  Swiss International Air Lines.

Mittlerweile ist die Nachfolgerin Teil der Lufthansa Group. Und gilt inzwischen als Ertragsperle im Portfolio der deutschen Airlinegruppe. Die Einbindung in die Drehkreuzstrategie der Lufthansa verhilft dem Flughafen ebenfalls zu zahlreichen Umsteigereisenden. Rund ein Drittel der Reisenden steigen am Zürcher Airport um.

Frühester Baubeginn 2030

Das nächste große Projekt des Airports sind die Pistenverlängerungen  der Pisten 28 und 32. Sie sollen helfen, den Betrieb stabiler zu gestalten, wenn eine Piste aus meteorologischen oder anderen Gründen nicht nutzbar ist. Bei diesem Projekt zeigt sich allerdings, wie viel schneller früher alles ging. Die Pläne für die Pistenverlängerungen stehen schon eine ganze Weile. Doch der früheste Baubeginn am ZRH ist 2030.

Bereits früher baut der Flughafen Zürich einen neuen Flugsteig und Kontrollturm, weil das jetzige Dock A inzwischen zu klein und technisch veraltet ist. Dabei setzt er Zürich auf Glas und Holz. Er soll ab 2030 in Betrieb gehen.