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Nur eine Auslieferung 2023

Warum Embraers E190-E2 ein Ladenhüter ist

Die Embraer E190-E2 weckt bisher das Interesse weniger Fluggesellschaften. Der Markt hat sich zu Ungunsten der Flugzeugvariante entwickelt.

Ein einziges Flugzeug, nicht mehr. Embraer wies in seiner Jahresbilanz diese Woche aus, dass er im vergangenen Jahr nur ein Exemplar der E190-E2 ausgeliefert hat – und damit genauso wenig wie schon 2022.

Der Blick auf den gesamten Order- und Kundenbestand des brasilianischen Flugzeugherstellers zeigt, dass auch dieser klein ist: Embraer konnte bisher lediglich 18 E190-E2 ausliefern – acht an Helvetic Airways, drei an Widerøe, eine an Pionair Australia, eine an Placar Linhas Aéreas aus Brasilien sowie fünf an Air Astana. Die kasachische Fluglinie ist allerdings unzufrieden und plant die Ausflottung.

Nicht viele offene Bestellungen

Offene Bestellungen hat Embraer für die E190-E2 nur 15 – neun von Scoot, drei von Royal Jordanien, drei von einem nicht benannten Kunden. Hinzu kommt ein Jet, dessen geplante Auslieferung an Madagascar Airlines zuletzt gescheitert ist.

Embraer lieferte 2023 zwei andere kommerzielle Modellvarianten deutlich erfolgreicher aus. Der Hersteller übergab 38 E195-E2 an Kunden sowie 25 E175. Die modernere Version E175-E2 ist nicht im Angebot, weil sie im wichtigsten Markt USA kein grünes Licht hat.

E190 war erfolgreicher als E195

In der vorherigen Generation sah es anders aus. Da war die E190 das zweiterfolgreichste Modell – hinter der E175 mit 746 Auslieferungen, aber vor der E170 mit 191 und der E195 mit 172 Auslieferungen. Warum ist die E190-E2 also so erfolglos?

Es geht dabei um Reichweite, Größe und Konkurrenz. Denn Airlines können sich für die E190-E2 mit 5278 Kilometern Reichweite (bei voller Besetzung) und mit bis zu 114 Sitzen entscheiden, oder für die E195-E2 mit 4815 Kilometern Reichweite und bis zu 146 Plätzen. Wer mehr Sitze will, kauft die E195-E2, wer mehr Reichweite bevorzugt, wählt die E190-E2.

Trend geht zu größeren Varianten

Embraer brachte die E2 gerade zu einer Zeit auf den Markt, in der der Trend hingeht zu größeren Varianten. So verkaufen sich etwa bei Airbus die kleineren Varianten A220-100 der A220-Familie und A319 Neo ebenfalls nicht gut.

Derweil bietet der größere Airbus A220-300 mehr Sitze (160) und mehr Reichweite (6297 Kilometer) als die Embraer-E2. Gerade große Airlines wählen ihn daher gerne als E190-Nachfolger. So betreibt etwa Jetblue aus den USA immer noch 40 Embraer E190, hat aber nicht die neue Version E190-E2 als Nachfolger bestellt, sondern den A220-300.

E195-E2 oder A220-300 – aber nicht E190-E2

Air Canada betrieb einst Embraer E190 und E175, setzt jetzt aber ebenfalls auf A220-300. Dagegen ist die KLM-Tochter Cityhopper Embraer zwar treu geblieben. Sie nutzt für die Zubringer-Flüge zum Drehkreuz Amsterdam neben der E175 und der E190 der alten Generation nun allerdings die E195-E2 und nicht die E190-E2 aus der neuen Generation.

Kleinere Regionalairlines setzen zudem auf sparsamere Turbopropflugzeuge. So betreibt etwa Binter Líneas aéreas de Canarias als Jet die Embraer E195-E2 und als kleinere Flugzeuge Turboprops vom Typ ATR 72. Auch hier kommt die E190-E2 nicht zum Zuge.