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Weltwirtschaft

Warum das Frachtgeschäft so volatil ist

Im Passagiergeschäft verzeichnet die Luftfahrt seit Jahren steigende Zahlen. Bei der Luftfracht ist das komplizierter. Aber warum?

Piloten von Frachtairlines scherzen gerne gegenüber ihren Kollegen im Passagierdienst: «Fracht kotzt nicht.» Ruppige Landungen fallen im Frachtflieger zwar tatsächlich nur den Kollegen auf. Doch die Cargobranche hat einen entscheidenden Nachteil gegenüber Passagierflügen: Sie hängt deutlich stärker von der globalen Wirtschaftslage ab. Das zeigt sich gerade aktuell wieder deutlich.

In der Frachtfliegerei sah es vor Kurzem noch vielversprechend aus. 2017 wuchs die Nachfrage nach Luftfracht um den Rekordwert von 9 Prozent und übertrumpfte sogar das Wachstum des Passagierverkehrs um 2 Prozent. In der Fünfjahres-Vorschau hat der Weltluftfahrtverband Iata den Wert jedoch mittlerweile halbiert. Im vergangenen März lag das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr bei bereits nur noch 3 Prozent. Während der Passagierverkehr konstant zu wachsen scheint, schwankt es im Cargobereich. Das hat verschiedene Gründe – und es sieht nicht überall schlecht aus. 

Handelskrieg sorgt für Unsicherheit

Der Handelskrieg zwischen China und den USA etwa sorgt unter Exporteuren für große Unsicherheit, schreibt der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL. Dem Wachstum der Luftfracht setzt das nicht nur in Asien und Amerika zu. Abstrahleffekte soll es auch in Europa geben, wo zudem bereits der Brexit die Stimmung dämpft. Währungsschwankungen belasten den internationalen Handel zusätzlich.

Dies macht sich vor allem im Geschäft mit normaler Luftfracht (im Jargon: General Cargo) bemerkbar. Zwar werden Rohstoffe, Autos oder Massengüter wie Textilien noch nach wie vor per Schiff aus fernen Ländern antransportiert. Doch bei hochwertigen oder etwas eiligeren Produkten setzen Logistiker mittlerweile auf den schnelleren Luftweg. Insbesondere bei Smartphone-Produzenten oder Arzneimitteln hat sich das Flugzeug deshalb zum bevorzugten Transportmittel entwickelt.

Expressfracht wird wichtiger

Kapazitäten werden deshalb nach wie vor ausgebaut. Zudem mischen auch vermehrt normale Fluglinien mit. Die zusätzliche Mitnahme von Transportgütern im Frachtraum von Passagierfliegern (sogenannte Belly Cargo) kann ein lukratives Nebengeschäft sein. Doch es ist für Airlines weltweit schwer geworden, die neuen Kapazitäten auszulasten. Der Ladefaktor ging laut dem BDL um 1 Prozent zurück.

Besser läuft es in der Express-Fracht. Insbesondere der boomende E-Commerce verlangt nach schnell gelieferten Waren, die über Nacht von Kontinent zu Kontinent geschafft werden. So können Online-Häuser ihre Versprechen einhalten, binnen 24 Stunden zu liefern. Auf dem deutschen Markt betrug das Wachstum auf den Express-lastigen Flughäfen wie Leipzig oder Köln-Bonn rund 3 beziehungsweise 7 Prozent.

Größere Airports werden unbedeutender

Express-Dienste wie DHL oder Fedex sind vor allem wegen der fehlenden Nachtflugverbote auf beiden Airports präsent. Im belgischen Lüttich explodierte die Nachfrage mit einem Zuwachs von mehr als einem Fünftel. Der chinesische Online-Gigant Alibaba wird den Flughafen zukünftig als Europa-Drehkreuz nutzen.

Das Nachsehen haben die klassischen Luftfrachtstandorte. In Frankfurt am Main, europaweit größter Cargo-Airport, ging das Wachstum im letzten Jahr sogar um 1 Prozent zurück. In Paris, Amsterdam und Londons sieht es ähnlich aus.