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Vor 100 Jahren

Das Mammutprojekt der ersten Weltumrundung

Vor 100 Jahren wurde die Erde erstmals per Flugzeug umrundet. Die vier Douglas World Cruiser legten über 42.000 Kilometer in 175 Tagen zurück und machten 74 Zwischenstopps.

Die Vorstellung, die Welt durch das Fliegen besser miteinander zu verbinden, internationale Beziehungen zu fördern und den globalen Handel anzukurbeln, klingt wie der aktuelle Slogan einer großen Fluglinie. Doch genau dieses Ziel verfolgten bereits die Pioniere der Luftfahrt bei der ersten Weltumrundung, die vor 100 Jahren, am 28. September 1924, in Seattle zu Ende ging.

Nur 20 Jahre nach dem ersten Motorflug in der Luftfahrtgeschichte dachte die United States Army Air Service, eine Vorgängerorganisation der US Air Force, groß und plante eine Weltumrundung. 1923 wurde dafür das World Flight-Programm aufgelegt. Speziell für dieses Abenteuer entwickelte der Flugzeugbauer Douglas Aircraft den Douglas World Cruiser, eine modifizierte Version der DT-2, einem zweisitzigen Torpedobomber.

Präzise Planung

Am 6. April 1924 starteten vier Douglas World Cruiser von Seattle. Benannt nach den Städten in jeder Himmelsrichtung, Seattle, Chicago, Boston und New Orleans, begannen sie ihre Reise in Richtung Alaska. Die Route war präzise geplant und beinhaltete 74 Zwischenstopps auf der ganzen Welt.

Um dieses logistische Mammutprojekt zu ermöglichen, wurden im Vorfeld an verschiedenen Stationen Tausende Liter Treibstoff und Öl, Ersatzmotoren, Schwimmkörper und unzählige Ersatzteile verteilt. So konnte sichergestellt werden, dass die Flugzeuge stets versorgt waren, egal wo auf der Welt sie landeten.

Sowjetunion verweigerte Überflug

Die acht Piloten durften nur 135 Kilogramm an Vorräten pro Flugzeug mitführen. Fallschirme oder Rettungsringe nahmen sie nicht mit. Den ersten schweren Verlust musste das Projekt nur sechs Tage nach dem Start verkraften. Die Seattle prallte in Alaska gegen einen Berg und stürzte ab. Die Piloten wurden einige Tage später gerettet.

Die Douglas World Cruiser Chicago mit Schwimmern. Bild: US Air Force

Die drei verbliebenen Flugzeuge setzten den Flug über Japan, Korea, die chinesische Küste, Hongkong, Thailand, Indien, den Nahen Osten und über Europa fort. Die Sowjetunion durfte aufgrund fehlender Überflugerlaubnis nicht überflogen werden. Die Douglas World Cruiser erreichten pünktlich zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli 1924 Paris.

Boston über Atlantik abgestürzt

Von Paris führte die Route über London bis nach Nordschottland. Dann folgte die Überquerung des Nordatlantiks, eine der größten Herausforderungen während ihrer Weltumrundung, da es sich um die längsten Überwasserflüge handelte. Um die Sicherheit der Flieger zu gewährleisten, stationierte die Marine entlang der Route eine Reihe von Schiffen, die bereitstanden, um die Piloten im Falle einer Notlandung auf offenem Meer zu retten.

Diese Sicherheitsmaßnahme stellte sich als äußerst wichtig heraus: Die Boston musste im Atlantik notwassern, nachdem der Öldruck abgefallen war. Die Piloten wurden gerettet, jedoch sank das Flugzeug beim Abschleppversuch im Atlantik. Die verbleibenden beiden Flugzeuge überflogen Island und Grönland und erreichten schließlich Kanada. Das Testflugzeug mit dem Namen Boston II ergänzte die Dreierformation für den Flug in Richtung USA.

Reine Flugzeit von 371 Stunden

Nach ihrer Ankunft in den USA wurden die Piloten von begeisterten Menschenmengen empfangen, die die neuesten Luftfahrthelden des Landes sehen wollten. Sie flogen die Ostküste entlang nach Washington D., über die Alleghenies nach Dayton und Chicago, und dann weiter nach Dallas im Süden. 175 Tage nach ihrem Start landeten die Flugzeuge am 28. September 1924 wieder in Seattle.

Die dokumentierte Flugdistanz variiert zwischen 42.733 und 46.771 Kilometern. Die Piloten meisterten in dieser Zeit zahlreiche herausfordernde Situationen mit Winden, Regen, Schnee, Eis und Nebel. Insgesamt betrug die reine Flugzeit, 371 Stunden und 11 Minuten. Zwei der vier Flugzeuge stehen heute in Museen in den USA.