Trotz KriegWie Ukraine International immer noch Flüge durchführen kann

In der Ukraine herrscht Krieg. Dennoch führt die Nationalairline weiterhin Flüge durch. Finanzchef Piotr Ikanowicz erzählt.

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An Schwierigkeiten ist sich Piotr Ikanowicz gewöhnt. Mit der Besetzung der Krim und des Donbas durch Russland im Jahr 2014 haben wir unser zweit- und unser drittstärkstes Ziel verloren, Simferopol und Donetsk», so der Finanzchef von Ukraine International Airlines. Gleichzeitig schloss Russland seinen Luftraum für ukrainische Fluglinien, was für gewisse Routen deutlich längere Flugzeiten mit sich brachte.

Und die Flüge nach Moskau, von denen es vorher sieben pro Tag gab, musste die Nationalairline der Ukraine auf null reduzieren. «Im Januar 2020 wurde dann eine Boeing 737 nach dem Start in Teheran abgeschossen», so Ikanowicz. Auch dann waren die Probleme nicht vorüber. Im Februar gab es eine Triebwerksexplosion bei einer Boeing 777 von United Airlines. Auch Ukraine International musste deshalb bis heute ihre Triple Seven grounden.

Einige Mitarbeiter gingen zur Armee

Danach kam die Pandemie. Doch das war alles nichts im Vergleich zu dem, was am 24. Februar 2022 kam. Russland griff die Ukraine an. «Am Abend packte ich meinen Koffer, am nächsten Tag fielen bereits Bomben in der Nähe meiner Wohnung», erzählt Ikanowicz im Interview mit Aviation-Event Live TV. «Danach hatten wir eine Krisensitzung im Büro und ich entschied, das Land zu verlassen.»

Ikanowicz flüchtete in seine Heimat Polen. Das konnten nicht alle Mitarbeitenden der Fluggesellschaft. «Einige gingen zur Armee, aber wir haben keinen Kontakt zu ihnen», sagt der Manager. Andere sitzen zu Hause, andere sind geflüchtet. «Das Management trifft sich jeden Morgen um 10 Uhr zur Videokonferenz, um das Tagesgeschäft zu besprechen.»

«Wenn jemand flüchtet, denkt er nicht an die Uniform»

Dennoch führt Ukraine International noch immer Flüge durch. «Es sind vor allem Flüge für Flüchtlinge», so Ikanowicz. Sie starten oft in Polen. Einfach ist das allerdings nicht. «Wir planen das von zu Hause aus, einige sitzen im Keller», so der Finanzchef. Einige Piloten sind im Ausland, die eingesetzt werden können. Auch Flugbegleitende sind mitunter im Ausland. Doch auch dann gibt es Probleme. «Wenn jemand flüchtet, denkt er nicht daran, seine Uniform mitzunehmen.»

Glücklicherweise befinden sich viele Flugzeuge von Ukraine International im Ausland. Und auch die, die in Kyiv blieben, wurden noch nicht von Bomben getroffen. Deshalb versucht die Airline auch Wet-Lease-Aufträge zu bekommen, um noch Einnahmen generieren zu können. «Wir sind in Gesprächen und glauben, bald etwas bekannt geben zu können. Aber auch das wird limitiert sein.» Die Flüge seien auch eine Motivation für die Mitarbeitenden.

Embraer E-Jets von Ukraine International. Bild: aeroTELEGRAPH

Keine Lohnzahlung mehr im April

Gleichzeitig versucht das Management von Ukraine International, für Flugbegleiterinnen temporäre Arbeit im Ausland zu finden. Denn im März konnte der Fluggesellschaft noch Löhne bezahlen. Im April aber kann sie das nicht mehr. «Nur noch, wer wirklich arbeitet, wird bezahlt, unsere finanziellen Möglichkeiten gehen zu Ende.»

Über eines freut sich Ikanowicz ganz besonders. Viele unserer Geschäftspartner sind extrem rücksichtsvoll. So muss Ukraine International beispielsweise Leasingraten aktuell oftmals nicht bezahlen. «Dafür bin ich extrem dankbar.»

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