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Verhandlungen über Überflüge über Saudi-Arabien

Kann El Al bald ohne Umwege nach Osten fliegen?

Auch wenn Flüge zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten jetzt theoretisch möglich sind, sie sind noch unattraktiv. Doch Israel verhandelt mit Saudi-Arabien über Überflugsrechte - mit guten Chancen.

Es ist zwar ein großer politischer Erfolg. Doch El Al nützt der historische Friedensdeal Israels mit den Vereinigten Arabischen Emiraten vorerst nichts. Auch wenn nun direkte Flüge zwischen den beiden Ländern möglich wären, sind sie vorerst nicht attraktiv. Denn Saudi-Arabien verbietet Flüge von israelischen Fluggesellschaften oder mit wenigen Ausnahmen auch Flüge mit Start- oder Zielort Israel in seinem Luftraum.

Das soll sich allerdings ändern. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat am Montag (17. August) bekannt gegeben, dass er mit Saudi-Arabien über die Aufhebung der Luftraumsperre verhandelt. «Das wird die israelische Luftfahrt und die Wirtschaft stark verändern, mit einer großen Zahl von Touristen auf beiden Seiten», kommentierte er.

Abu Dhabi baut Synagoge

Nahost-Experte Gérard Al-Fil sieht durchaus gute Chancen für ein Ende des Überflugverbots. «Aufgrund der gemeinsamen empfundenen Bedrohung aus dem Iran gibt es zwischen Riyadh und Tel Aviv seit Jahren eine Annäherung», sagt er im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. «Deshalb könnten die Saudis auch Linienflügen zustimmen».

Zu regelmäßigen Überflügen israelischer Privatjets sage Saudi-Arabien schon seit Jahren Ja. «Insbesondere nach Abu Dhabi, wo Israel ein Büro am Hauptsitz der internationalen Agentur für erneuerbare Energien unterhält, verkehren Israelis seit Jahren von Tel Aviv aus», sagt er. «Die Jets landeten dann nach Durchquerung des saudischen Luftraums diskret auf dem Al Bateen Executive Airport. Er liegt mitten in Abu Dhabi.»

Israir will nach Abu Dhabi und Dubai

Al-Fil sieht nicht nur ein Potenzial für Israelis, die in Abu Dhabi oder Dubai auf Langstreckenflüge umsteigen, sondern auch für lokalen Tourismus. Zum einen hätten die Vereinigten Arabischen Emirate ein großes Angebot an Freizeitaktivitäten. Zum anderen seien die «Sicherheit, die überschaubare geografische Größe und der schnurgerade Küstenverlauf, der an die Heimat erinnert» Pluspunkte für Israelis, so der Experte.

«Nicht zuletzt baut Abu Dhabi gerade eine Synagoge auf der Insel Saadiyat, die 2022 eingeweiht werden soll.» Umgekehrt könnten arabische Gäste durchaus Interesse haben, Jerusalem zu besuchen und andere historische Stätten sowie das quirlige, moderne Tel Aviv. Israir hat denn auch bereits bekannt gegeben, Flüge nach Abu Dhabi und Dubai beantragt zu haben.

Danach noch 18 Länder mit Flugverbot

Der große Profiteur aber wäre El Al – nicht nur wegen der Möglichkeit, Flüge in die Vereinigten Arabischen Emirate anbieten zu können. Nach Asien muss die Fluggesellschaft derzeit noch zuerst über das Rote Meer und dann den Golf von Aden steuern. Das kostet Zeit und verursacht Mehrkosten.

Zwar sperren auch danach immer noch 18 Länder die israelische Fluggesellschaft von ihrem Himmel aus (siehe Karte). Doch Afghanistan, Algerien, Bahrain, Bangladesh, Brunei, Iran, Irak, Katar, Kuwait, Libanon, Libyen, Malaysia, Marokko, Pakistan, Somalia, Syrien, Tunesien und Yemen sind für El Al bei Weitem nicht so relevant wie Saudi-Arabien.

 

Nicht die erste arabische Fluggesellschaft in Israel

El Al in Dubai sowie Emirates und Etihad in Tel Aviv, das könnte also bald möglich werden. Die ersten arabischen Fluggesellschaften in Israel wären die beiden Golfairlines freilich nicht. Royal Jordanian fliegt bereits seit vielen Jahren nach Tel Aviv. Seit 1994 gibt es ein Friedensabkommen zwischen Jordanien und Israel.