Letzte Aktualisierung: um 18:49 Uhr

Strafe wegen Spezialbehandlung

Ene russische Fluggesellschaft ließ ihre Passagiere eine Stunde warten - damit es ein Manager auch noch an Bord schaffte.

Die russische Fluggesellschaft Tatarstan Airlines hat sich eine Strafe wegen Verstoßes gegen die Rechte ihrer Passagiere eingehandelt. Auch wenn diese mit 50’000 Rubel (rund 1250 Euro) wohl eher symbolisch gemeint ist – der Vorfall sorgt für Empörung im ganzen Land. Ein Flieger der Airline, der nach Moskau fliegen sollte, wartete am 30. September rund eine Stunde auf dem Rollfeld des Flughafens in Kasan, weil ein mächtiger Manager von Tatarstan sich verspätet hatte.

Die Fluglinie entschädigte die Passagiere mit Discounts und einer Entschuldigung – versuchte aber, den Vorfall geheim zu halten. Man habe nicht auf den Passage-Chef der Airline gewartet, sondern auf wichtige Papiere, ohne die der Flieger nicht hätte abheben dürfen, hiess es zunächst.

Der andere VIP

Herausgekommen ist das ganze nur durch einen Zufall: ein anderer VIP befand sich an Bord: der ehemalige Vizechef der russischen Zentralbank, Sergej Alexaschenko, machte Fotos des Tatarstan-Managers, anhand derer man ihn als den Manager der Airline identifizierte. Ausserdem schrieb er einen wütenden Blogeintrag: es könne doch nicht sein, dass 68 Passagiere eine Stunde warten, damit «dieses Rindvieh» seinen Hintern an Bord bewege.

Der Manager der Fluglinie ahnte wohl, dass das ganze nicht wirklich koscher war. So versuchte er zunächst, unerkannt zu bleiben, als er an Bord kam. Er gab sich als Ausländer aus. Sein schlechtes englisch verriet ihn jedoch. Es ist bereits das zweite mal, dass eine russische Fluglinie in diesem Jahr wegen einer solchen Vorzugsbehandlung Schlagzeilen macht. Im Juni wartete ein Aeroflot-Jet auf einen sibirischen Gouverneur, der sich verspätet hatte. Als die Konversation von Fluglotsen und Pilot an die Öffentlichkeit gelangte, kochte die Wut hoch: der Kapitän wollte damals nicht auf den VIP warten, wurde aber vom Lotsen dazu gedrängt.