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Das Ende von Lufthansa & Co.?

Eine Studie der französischen Regierung zur Luftfahrt kommt zu einem harten Fazit: Wenn die Politik nichts unternehme, riskiere sie den Untergang der großen Airlines.

Eine Gruppe profitierte ganz gewaltig. In den letzten 25 Jahren verbesserte sich die Situation der europäischen Passagiere dank der Liberalisierung des Luftverkehrs markant. Das Angebot an Direktverbindungen stieg exponentiell. Die Ticketpreise sanken massiv. Doch es gab auch Verlierer – vor allem unter den mittelgroßen Fluggesellschaften. Sie ächzen ganz besonders unter scharfer Konkurrenz und hohen Kosten. Viele mussten deshalb bereits aufgeben – etwa Malev, Spanair oder auch die Swissair. Die großen Anbieter sind gemäß dem Commissariat général à la stratégie et à la prospective CGSP ebenfalls nicht ungefährdet. «Man kann nicht ausschließen, dass ihre Strategien nicht wirklich an die Herausforderungen angepasst sind», so die Denkfabrik der französischen Regierung in einer neuen 142-seitigen Studie (siehe Link unter dem Artikel).

Auf der Kurz- und Mittelstrecke leiden die drei großen europäischen Konzerne Air France-KLM, IAG mit Iberia und British Airways und Lufthansa unter den Lowcost-Anbietern mit ihren tiefen Kosten. Auf der Langstrecke setzen ihnen die Golfairlines und die aufstrebenden Fluglinien aus Asien mit ihrem großen Angebot und hervorragenden Service zu. Dagegen fanden die Großen bislang noch nicht wirklich ein Rezept, auch weil ihre Rahmenbedingungen oft zu starr sind. Die Folgen sind sinkende Gewinne oder gar Verluste.

Von einem Extrem ins andere

Strategiedefizite sind für die Regierungsberater jedoch nicht alleine schuld. Die Politik in Europa könnte in ihren Augen durchaus verständnisvoller mit den Flughäfen und Fluggesellschaften umgehen. «Natürlich sind wir nicht mehr in der Zeit, in der sich die Politik nach den Bedürfnissen der nationalen Fluglinien ausrichtet», halten die Autoren fest. Doch man müsse sich schon fragen, ob man in Europa von einem Extrem ins andere gefallen sei.

In der Studie werden vier Szenarien durchgerechnet. Das erste ist das freundlichste. Die drei großen europäischen Airline-Gruppen schaffen es da, ihre Marktanteile zu halten. Im Szenario zwei kommt es zur Annäherung der Konzerne, um gemeinsam gegen die harte Konkurrenz bestehen zu können. In der dritten Modellrechnung verlieren die klassischen Anbieter die Kurz- und Mittelstrecken an die Lowcostanbieter und kämpfen nur noch auf der Langstrecke. Und im vierten musste das Trio aufgeben.

Mehr Zurückhaltung

Damit es nicht zu Szenario vier kommt, empfiehlt das Commissariat général à la stratégie et à la prospective zwei Maßnahmen. So soll die Luftfahrt nicht noch mit mehr Steuern und Abgaben belastet werden. Bei der Erteilung von Landerechten müsse man zudem genau darauf achten, dass wirklich gleich lange Spieße existierten. Man müsse sich dringend fragen, ob die bisherige Praxis völliger Liberalisierung gut sei für Europa.