Airbus A320 von Lauda: Jets werden bereits verlegt.

Airbus A320 von Lauda: Jets werden bereits verlegt.

aeroTELEGRAPH

Unnötig und unprofessionell

Lauda-Crew verbockte Evakuierung in London

Die Passagiere mussten einen Airbus A320 von Lauda nach einem Triebwerkschaden über Notrutschen verlassen. Die Evakuierung war unnötig und wurde schlecht durchgeführt, kritisieren die Ermittler im Bericht zum Zwischenfall in London.

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Passiert ist es am 1. März 2019. Ein neu zur Flotte gestoßener Airbus A320 von Lauda musste wegen eines Triebwerksproblems den Start in London-Stansted abbrechen. Die Passagiere verließen den Flieger über die Notrutschen, der Flughafen musste kurzzeitig gesperrt werden.

Jetzt ist der Bericht der britischen Ermittler zum Zwischenfall erschienen. Und dabei kommt vor allem die Kabinenbesatzung von Lauda nicht sehr gut weg. Missverständnisse und, so die Ermittler des Air Accidents Investigation Branch AAIB, wohl auch mangelnde Erfahrung, führten zu einer chaotischen und auch gefährlichen Evakuierung.

Der Zwischenfall

Der Airbus A320 mit dem Kennzeichen OE-LOA sollte am 1. März 2019 von London-Stansted nach Wien fliegen. Kurz vor dem Abheben um 20:06 Uhr Ortszeit hörten Crew und Passagiere auf der linken Seite des Flugzeugs einen lauten Knall. Der Kapitän brach den Start ab und schaltete das linke Triebwerk aus. Es war zu einer Triebwerksexplosion gekommen, bei der sich Teile der Kompressorschaufeln lösten, im Jargon contained engine failure genannt.

Er entschloss sich, das Flugzeug mit dem Schub rechten Motors von der Startbahn zu steuern, da die Situation unter Kontrolle zu sein schien. Nirgendwo war ein Feuer zu sehen. Doch dazu kam es nicht. Die leitende Flugbegleiterin hatte inzwischen beschlossen, eine Evakuierung zu veranlassen und die Notrutschen auszulösen.

Die Evakuierung

Die Evakuierung des Fliegers beruhte laut dem Bericht des Air Accidents Investigation Branch auf einem Missverständnis. Nur kurz nach dem Zwischenfall wollte der Kapitän den Flieger von der Startbahn steuern. Doch im Cockpit ertönte die Meldung, dass die Türen geöffnet wurden. Beim Blick aus dem Fenster sah er, dass die Notrutschen herabgelassen worden waren.

Er fragte daraufhin die leitende Flugbegleiterin, warum sie das entschlossen habe. Die  Antwort: Sie habe gedacht, er habe das angeordnet. Doch das, so sagt der Kapitän, habe er nie getan. Er habe nur den Befehl «Attention Crew: On Station» ausgegeben. Die Flugbegleiter überwachen dabei die Lage an der ihnen zugewiesenen Flugzeugtür und bereiten sich mental auf eine mögliche Evakuierung vor.

Auch die Notrutsche an der Tür drei (die hinterste Tür ) wurde aktiviert. Doch sie konnte nicht genutzt werden. Der Grund: Das Triebwerk lief zu dem Zeitpunkt noch. Passagiere, die das Flugzeug bereits verlassen hatten, wurden von dem mehr als hundert Stundenkilometer starken Abgasstrahl umgeweht.

Grundsätzlich sei die Evakuierung unnötig gewesen, so die Kritik der Ermittler. Doch viel schlimmer ist, dass auch die Ausführung fehlerhaft war. Das Flugzeug zu verlassen, während das Triebwerk läuft, kann lebensgefährlich sein. Laut dem Bericht bestand die Gefahr, dass Passagiere ins Triebwerk gesaugt werden.

Bild: AAIB/Bearbeitung aeroTELEGRAPH

Die leitende Flugbegleiterin

Die Ermittler machen mangelnde Erfahrung der leitenden Flugbegleiterin als einen der Gründe für die fehlerhafte Evakuierung aus. Erst im Mai 2017 war sie Junior-Flugbegleiterin bei ihrem vorherigen Arbeitgeber geworden. Nach dessen Pleite folgte zwischen Dezember 2017 und März 2018 eine Zeit am Boden. Schon im Mai 2018 wurde sie dann zur Senior Flight Attendant ernannt.

Sie selbst sagte aus, dass sie sich in der Situation «unter Druck, unter Schock und überfordert» gefühlt habe. Schließlich hätten alle Passagiere in dieser Ausnahmesituation ihre Augen auf sie gerichtet gehabt. Erschwerend hinzu kam, dass sie mit ihren Kollegen nicht richtig kommunizieren konnte, weil der Hörer der Gegensprechanlage aus der Vorrichtung gefallen war und sich das Kabel verhedderte.

Das Handgepäck

Auf Bildern des Zwischenfalls ist zu sehen, dass viele Passagiere das Flugzeug über die Rutschen mit ihrem Handgepäck verlassen. Die Evakuierung verzögerte sich auch dadurch, dass die Reisenden ihre persönlichen Gegenstände in Sicherheit bringen wollten.

Das passiert immer wieder und kann im Zweifel wichtige Sekunden kosten, die im Notfall – etwa bei einem Brand – über Leben und Tod entscheiden. Zwar habe die Crew sie angewiesen, die Gegenstände zurückzulassen. Doch die Botschaft sei offenbar nicht angekommen.

Das Flugzeug

Der Airbus A320 mit der Registrierung OE-LOA war keine zwei Wochen zuvor auf seinen Namen Düsseldorf getauft worden. Mitte Dezember 2018 war er zur Flotte der österreichischen Ryanair-Tochter gestoßen, zuvor war er für eine indonesische Airline im Einsatz gewesen. Das betroffene Triebwerk wurde im Jahr 2007 gebaut und war seither am Flugzeug befestigt. Vor der Übergabe an Lauda hatte die Leasingfirma einige Mängel festgestellt und behoben.

Die Konsequenzen

Wenn man nichts unternehme, werde die Gefahr, dass Passagiere ihr Handgepäck mitnehmen, auch in Zukunft existieren, so die britische Behörde. Daher müsse man die Vorgehensweisen bei Evakuierungen anpassen. Die europäische Luftfahrtbehörde Easa schreibt vor, dass ein Flugzeug innerhalb von 90 Sekunden geräumt sein muss. Doch bei den Simulationen würden derzeit noch keine renitenten Passagiere berücksichtigt, die ihr Gepäck trotz der  Gefahr mitnehmen wollen. Das müsse man ändern, so der Air Accidents Investigation Branch.

Lauda hat seither als Folge des Unfalls Ausbildung der Flugbegleiterinnen und  Flugbegleiter angepasst, heißt es weiter.

Den Bericht des Air Accidents Investigation Branch können Sie hier herunterladen.

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