Im Jahr 2023 flog der Handel von Triebwerksteilen mit gefälschten Zertifikaten auf. Jetzt hat die Polizei in Portugal in diesem Zusammenhang drei Personen festgenommen. Einer arbeitete für Tap. Die Fluglinie hatte die Untersuchung selbst ins Rollen gebracht.
Die Operation trägt den Titel «Voo Cego», auf Deutsch «Blindflug». Sie dreht sich um gefälschte Flugzeugteile. Im Rahmen dieser Operation hat die portugiesische Kriminalpolizei am Mittwoch (21. Mai) zehn Durchsuchungen in den Regionen Lissabon, Margem Sul, Alentejo und Algarve durchgeführt und dabei drei Verdächtige festgenommen.
Die Liste der Vorwürfe gegen die drei ist lang: Betrug, Urkundenfälschung, Amtsmissbrauch, Verstoß gegen die Luftverkehrssicherheit, Geldwäsche, passive Korruption, Korruption zum Nachteil des internationalen Handels und Steuerbetrug. Hintergrund ist der «Verdacht der Lieferung von Luftfahrtteilen und -komponenten an Luftfahrtunternehmen und deren jeweilige Wartungseinheiten, begleitet von mutmaßlich gefälschten Zertifizierungsdokumenten», schreibt die Polizei. «Diese Komponenten, die als 'mutmaßlich nicht zugelassene Teile' eingestuft werden, erfüllen nicht die Anforderungen der Originalhersteller.»
Aktiv wurden die Behörden aufgrund der Beschwerde einer der betroffenen Fluggesellschaft aus dem Jahr 2023. «Diese hatte bei Wartungsarbeiten nicht zertifizierte Komponenten in ihren Lieferketten entdeckt, die für den Einbau in Flugzeugtriebwerke vorgesehen waren», so die Polizei. Wie portugiesische Medien berichten, handelt es sich bei der Fluglinie um Tap.
«Vor Einreichung der Beschwerde meldete die Fluggesellschaft die Entdeckung der verdächtigen Komponenten den nationalen und internationalen Flugsicherungsbehörden und trug so zur Risikominimierung und einem schnellen Eingreifen der internationalen Flughafensicherheitsbehörden bei», lobt die Polizei.
Laut dem Sender CNN Portugal handelt es sich bei den Festgenommenen um zwei Geschäftsleute aus dem Materialvertrieb sowie um einen Angestellten von Tap. Bei diesem besteht der Verdacht, er sei bestochen worden, um für die Tap-Wartungssparte Teile und Komponenten einzukaufen, von denen er wusste, dass die Zertifizierungen gefälscht waren.
Die Fluggesellschaft erklärte gegenüber dem Sender, man wisse von Durchsuchungen in einem Fall, in dem Tap als Whistleblower auftrete. Man arbeite mit den Behörden zusammen.
2023 war bekannt geworden, dass die britische Firma AOG Technics mit gefälschten Dokumenten Fake-Teile für CFM56-Triebwerke von Boeing 737 und Airbus A320 in Umlauf gebracht hatte. Diese landeten unter anderem bei United, Southwest und Virgin Australia.
Auch Buchsen in der Verkleidung beim Eintrittsleitrad (im Englischen inlet guide vane shroud bushings) von CF6-Triebwerken von GE waren Teil des AOG-Fälschungsskandals. CF6 kommen unter anderem an Airbus A300 (auch an Beluga ST), A310, A330-200 und -300, Boeing 767-300 und 747-400 zum Einsatz.
Die Wartungsabteilung von Tap - mit Airbus A330-200 in der Flotte - teilte GE Ende Juli 2023 den Verdacht über unautorisierte Teile mit, berichtet damals das Magazin Aviation Week mit Bezug auf ein Gerichtsdokument im Zusammenhang mit einer Klage gegen AOG. Bei einer Prüfung seien anschließend Hunderte betroffene CF6-Teile aufgetaucht.
Das Ganze fiel durch Abweichungen im Text auf. So wurde das CF6-Teil in gefälschten FAA-Dokumenten nur als «bushing» bezeichnet, wo im Original von «bushing shrd (IGV)» die Rede ist. An einer anderen Stelle fehlte ein Stück Text im gefälschten Dokument. Wiederum andere Bereiche waren nicht wie im Original grau hinterlegt.