Ein banaler Defekt brachte die Flugsicherung in Nizza in höchste Alarmbereitschaft: Weil das Wort Toilet im Funkverkehr wie Pilot klang, sorgte ein eigentlich harmloser Hinweis der Crew einer Embraer E190 von Tap unbeabsichtigt für Stress.
Es war kein medizinischer Notfall, keine Rauchentwicklung, kein technischer Defekt im Cockpit und auch kein Pöbelpassagier. Und doch versetzte ein ganz banales Problem an Bord eines Fluges von Tap die Flugsicherung in Südfrankreich kurzzeitig in höchste Alarmbereitschaft.
Am 20. Juli befand sich eine Embraer E190 der portugiesischen Airline auf dem Weg von Lissabon nach Nizza. An Bord: 106 Passagiere – und keine einzige funktionierende Toilette. Wieso die WCs ausfielen, ist nicht bekannt.
Die Pilotin bat um einen beschleunigten Anflug – keine Notlage, lediglich eine pragmatische Lösung für ein unangenehmes, aber nicht sicherheitsrelevantes Problem, damit die Reisenden an Bord nicht zu lange auf die Toiletten warten mussten.
Doch im Gespräch mit der Flugsicherung ging etwas schief: Das englische Wort «toilet» wurde zunehmend undeutlicher ausgesprochen – und klang schließlich wie «pilot.» Die Folge: Die Unterhaltung zwischen Cockpit und Flugsicherung könnte auch einem Monty-Python-Sketch entstammen. Nachzuhören ist sie in einem Video, das zuerst das Portal PYOK entdeckte.
Pilotin: «Nur zu Ihrer Information: Wir haben ein Problem mit den Toiletten an Bord. Sie funktionieren nicht, und wir müssen so bald wie möglich in Nizza landen. Deshalb bitten wir um eine direktere Route und höhere Geschwindigkeit, wenn möglich.»
Fluglotse: «Wiederholen Sie bitte Ihre Anfrage?»
Pilotin: «Wir bitten um mehr Geschwindigkeit, wenn möglich, bis mindestens Flugfläche 100, und um eine direktere Route. Wir haben auf diesem Flug keine funktionierenden Toiletten, deshalb müssen wir so bald wie möglich landen – wegen der Passagiere.»
Fluglotse: «Verstanden. Melden Sie eine Notlage?»
Pilotin: «Nein, wir melden keinen Notfall. Wir bitten nur um Unterstützung in dieser Situation, also eine direktere Route und mehr Geschwindigkeit, wenn möglich.»
Obwohl alle Beteiligten auf Englisch kommunizierten, entwickelte sich die Unterhaltung in eine unerwartete Richtung.
Pilotin: «Wir haben keine Toiletten. Keine der Toiletten ist funktionsfähig, deshalb müssen die Passagiere so bald wie möglich landen, um sich erleichtern zu können.»
Fluglotse: «Nur um sicherzugehen: Ist Ihr Autopilot außer Betrieb?»
Pilotin: «Nein, Sir, unser Autopilot funktioniert einwandfrei. Unser Problem betrifft die Toiletten. Aber im Moment ist das egal. Wir melden nichts. Wir müssen nur landen, das ist alles.»
Fluglotse: «Ihr Pilot hat ein medizinisches Problem?»
Pilotin: «Sir, ich sage es nochmal: Wir haben kein medizinisches Problem. Wir haben einfach keine Toiletten (und das klang für die Lotsen wohl wie «Piloten», Anm. d. Red.). Aber das ist jetzt egal – wir müssen nur landen. Ich erkläre es besser, wenn wir am Boden sind.»
Jetzt war die Verwirrung perfekt. Die Lotsen hörten heraus, dass es möglicherweise gar keinen Piloten mehr gebe – und aktivierten vorsorglich den Notfallmodus:
Fluglotse: «Alarmstatus, Alarmstatus, Alarmstatus für ein Flugzeug, bei dem wir vermuten, dass kein Pilot mehr in der Lage ist, das Flugzeug zu steuern.»
Pilot: «Unser Betrieb ist normal, Sir. Wir möchten den Anflug normal fortsetzen.»
Fluglotse: «Sie haben vorher gesagt, es gibt keinen Piloten an Bord?»
Pilot: «Das habe ich nicht gesagt. Wir reden am Boden weiter – wir möchten jetzt einfach nur anfliegen.»
Am Ende setzte der Embraer E190 von Tap sicher in Nizza auf. Die Lage an Bord war jederzeit unter Kontrolle, niemand war verletzt, niemand handlungsunfähig. Doch es lässt sich erahnen, wohin der erste Weg einiger Reisender nach der Landung führte.