Das Wrack der PS-VPB: Die ATR 72 stürzte in eine Wohnsiedlung.

Bericht zum Absturz in BrasilienDie letzten Minuten der ATR 72 von Voepass

Vor einem Monat stürzte eine ATR 72 ab und 62 Menschen starben. Jetzt hat die brasilianische Unteruchungsbehörde den ersten Zwischenbericht veröffentlicht. Er zeigt, dass die Piloten von Voepass früh ein Problem bemerkten.

Top-Jobs

aaa aviation academy austria logo

Fluglehrer/-in FI(A) mit Funktion Deputy CFI

Vollzeit
Aviation Academy Austria
Flugschule
Feste Anstellung
Top jobs
Wiener Neustadt - LOAN
Österreich
aaa aviation academy austria logo

Fluglehrer/-in FI(A)

Vollzeit
Aviation Academy Austria
Flugschule
Feste Anstellung
Top jobs
Wiener Neustadt - LOAN
Österreich
Goldeck Logo

Captain Pilatus PC-12NGX (f/m/d)

LOWW/VIE
LOAN
Feste Anstellung
Business Aviation
Goldeck-Flug Gesellschaft m.b.H.
Österreich
Vollzeit
Top jobs
Goldeck Logo

Inflight Service Personnel (M/F/D)

LOWW/VIE
Feste Anstellung
Business Aviation
Goldeck-Flug Gesellschaft m.b.H.
Österreich
Vollzeit
Top jobs

Pünktlich einen Monat nach dem tragischen Unglück hat das Centro de Investigação e Prevenção de Acidentes Aeronáuticos Cenipa in Brasília seinen ersten Zwischenbericht zu Unglücksflug 2Z-2283 präsentiert. Die ATR 72-500 von Voepass war am 9. August bei Vinhedo in Spiralbewegungen abgestürzt. Alle 62 Menschen an Bord starben beim Aufprall des Flugzeuges mit dem Kennzeichen PS-VPB und der Seriennummer 908 in eine Wohnsiedlung.

Noch gibt es keine klare Ursache für das tragische Unglück. Doch die Fachleute der brasilianischen Untersuchungsbehörde wiesen darauf hin, dass sie sich einen Punkt noch viel genauer anschauen müssen. Denn schon wenige Minuten nach dem Start erhielten die beiden Piloten von Voepass im Cockpit eine Warnung vor einem Ausfall des Anti-Vereisungssystems.

Anti-Vereisungssystem eingeschaltet

Schon früh war auf das Wetter als möglicher mitauslösender Faktor für den Absturz hingewiesen worden. In der Region um Vinhedo herrschte am Unglückstag instabiles Wetter mit der Gefahr von Gewittern, Turbulenzen und Vereisung. Schätzungen aus meteorologischen Modellen deuten auf Temperaturen zwischen -9 und -11 Grad in Flughöhe hin. Doch zugleich wurde betont, dass Flugzeuge dafür mit Schutzsystemen ausgerüstet sind.

Doch genau damit gab es bei der ATR 72 von Voepass offenbar ein Problem, wie der Zwischenbericht zeigt. Es hat schon früh begonnen, wie die Cenipa festhält. Um 11:58 Uhr Ortszeit startete die ATR 72 mit 58 Passagieren und vier Besatzungsmitgliedern an Bord am Aeroporto Regional do Oeste – Coronel Adalberto Mendes da Silva in Cascavel. 14 Minuten später wurde das Anti-Vereisungssystem für die Propeller eingeschaltet.

Warnleuchte geht an - und aus

Als sich der Flieger nochmals zwei Minuten später auf Flugfläche 130 befand (bei normalem Luftdruck beziehungsweise unter Standardbedingungen entspricht das einer Flughöhe von 13.000 Fuß oder 3960 Metern), ging im Cockpit eine Warnleuchte an. Sie wies auf die Gefahr von Vereisung hin. Die Piloten schalteten daraufhin auch den restlichen Vereisungsschutz des Fliegers ein.

Wenig später, um 12:15 Uhr, erklang ein Warnton im Cockpit. Er wies auf ein Problem mit dem Anti-Vereisungssystem hin. Die Piloten erkannten ihn und bestätigten ihn, wie aus den Aufnahmen des Stimmenrekorders zu vernehmen ist. Wenige Sekunden später schaltet sich das System aus. Doch bereits 30 Sekunden danach erlischt die Warnleuchte. In den folgenden 50 Minuten geht sie immer wieder an und aus.

Idealer Punkt für Sinkflug

Um 13:05 Uhr meldeten sich die Piloten von Passaredo erstmals bei der Anflugkontrolle von São Paulo. Die Besatzung der ATR 72 meldete 13 Minuten danach, dass sie sich am idealen Punkt für den Sinkfluges befindet. Die Flugsicherung sagt kurze Zeit später, sie sei sich dessen bewusst und bittet, auf die Genehmigung zum Sinkflug zu warten. Ein anderes Flugzeug befindet sich gerade in der Gegend. Die Genehmigung werde in zwei Minuten kommen.

Kurz zuvor hatte der elektronische Eisdetektor wieder ein Warnsignal angezeigt. Die Piloten schalteten das Anti-Vereisungssystem ein. Dann wurde es wieder ausgeschaltet. Bei einer Geschwindigkeit von 184 Knoten oder 384 Kilometern pro Stunde erschien im Cockpit eine Warnung. Degraded Performance wird angezeigt, nachlassende Leistung.

Warnung vor Strömungsabriss

Um 13:20 Uhr sagte der fliegende Pilot: «Eine Menge Eis». Die Crew schaltete das Anti-Vereisungssystem ein. Sie erhielt jetzt die Erlaubnis, Wegpunkt Sanpa anzusteuern - auf Flugfläche 170. Die Crew ging in eine  Kurve über. Bei einer Geschwindigkeit von 169 Knoten wurde die Warnung Increase Speed angezeigt, Geschwindigkeit erhöhen. Auch ein Warnton erklang.

Danach setzten Vibrationsgeräusche im Flugzeug ein und der Strömungsbariss-Alarm erklang. Von 13:22:02 Uhr bis 13:22:49 Uhr versuchte die Anflugkontrolle von São Paulo fünf Mal, die Crew von Voepass zu erreichen - erhielt aber keine Antwort. Das war auch nicht mehr möglich, wie dem Zwischenbericht zu entnehmen ist.

Zuerst nach links, dann nach rechts

Denn gemäß den Fachleuten der Cenipa hatten die Piloten um 13:21:09 die Kontrolle über das Flugzeug verloren. Die ATR 72 neigte sich um 52 Grad nach links und dann um 94 Grad nach rechts, sodass sich sein Bug um 180 Grad im Uhrzeigersinn drehte. Anschließend drehte es sich gegen den Uhrzeigersinn und vollführte fünf flache Schraubbewegungen. Dann schlug es am Boden auf.

Den Zwischenbericht der Cenipa können Sie hier herunterladen (in Portugiesisch).

Mehr zum Thema

Abgestürzte ATR 72 von Voepass war ein Pannenflieger

Abgestürzte ATR 72 von Voepass war ein Pannenflieger

Was über den Absturz der ATR 72 von Voepass bekannt ist

Was über den Absturz der ATR 72 von Voepass bekannt ist

Eis am Fenster: Das ist völlig harmlos.

Wie Eis Flugzeuge gefährdet - und was dagegen getan wird

Zwei ATR-72 von Madagascar Airlines: Die Flotte soll auf sieben Maschinen wachsen.

So will Madagascar Airlines das Comeback schaffen

Video

ilyushin il 96 ra 96024 alaska 01
Für das Präsidenten-Treffen zwischen Donald Trump und Vladimir Putin flogen mindestens sechs Flugzeuge der russischen Staatsflotte nach Anchorage in Alaska. Ein Überblick.
Timo Nowack
Timo Nowack
Löschflugzeug auf dem Douro: Etwas ging schief.
Portugal steht vor einem gefährlichen Sommer: Alle Canadair-Wasserbomber sind defekt – während das Land unter Hitze, extremer Trockenheit und steigender Waldbrandgefahr leidet.
Laura Frommberg
Laura Frommberg
super star lufthansa frankfurt 19
Dank Millimeterarbeit und Muskelkraft schaffen es der Rumpf und das Leitwerk einer Lockheed Super Star von Lufthansa in das neue Frankfurter Zuhause des historischen Flugzeugs. Aber nicht ohne Wanken und Anspannung.
Laura Frommberg
Laura Frommberg