Nach einem Triebwerksausfall ließen Piloten von Delta Air Lines im Jahr 2020 über Wohngebieten Treibstoff ab. Die Anwohner klagten - und erhalten jetzt von der Airline Geld. Die sieht aber weiterhin keine Schuld bei sich.
Der Zwischenfall sorgte schon im Januar 2020 für Aufsehen. Delta-Air-Lines-Flug DL89 war mit einer Boeing 777-200 von Los Angeles nach Shanghai gestartet, als kurz nach dem Abheben eines der beiden Triebwerke Probleme machte. Die Crew brach den Langstreckenflug ab, schaltete das betroffene Triebwerk ab und entschied sich für eine sofortige Rückkehr nach zum Flughafen Los Angeles LAX.
Um eine Überlastung bei der Landung zu vermeiden, ließ die Maschine Treibstoff ab. Ein üblicher Vorgang bei einem Flugabbruch so kurz nach dem Start. Es ging dabei fast 57.000 Liter, denn das Flugzeug war für den 14-Stunden-Flug voll betankt. Doch statt über dem Meer oder in größerer Höhe geschah dies in nur rund 2000 Fuß Höhe über dicht besiedelten Stadtvierteln von Los Angeles und Orange County.
Schulen, Häuser und Gärten wurden mit Kerosin benetzt. Mehrere Dutzend Menschen, auch Kinder mussten medizinisch behandelt werden, glücklicherweise nur mit leichten Symptomen. Doch das Ganze hatte Folgen für Delta. Schon kurz nach dem Vorfall reichten Anwohner Klage ein. Sie warfen der Crew von Delta vor, den Treibstoff unnötig tief und über bewohntem Gebiet abgelassen zu haben. Die Airline versprach damals zwar eine Reinigung der betroffenen Flächen, wies aber jede Schuld zurück.
Nach fünf Jahren juristischen Streits gibt es nun eine Einigung. Delta will 78,75 Millionen Dollar zahlen, um den Fall abzuschließen. Davon werden nach Abzug von Anwalts- und Gerichtskosten noch etwa 50,6 Millionen Dollar an Betroffene verteilt. Eigentümer von rund 38.000 Grundstücken sollen im Schnitt knapp 900 Dollar erhalten, rund 160.000 Anwohner jeweils gut 100 Dollar.
Die Airline betont bis heute, dass die Crew im Sinne der Sicherheit agierte. Man habe die Vorgaben der FAA und das eigene Training befolgt. Die Gefahr einer Überlastlandung sei zu hoch gewesen, außerdem habe das Risiko bestanden, dass auch das zweite Triebwerk ausfällt. Die FAA untersuchte den Vorfall und sprach die Besatzung später von jedem Fehlverhalten frei.
Delta erklärt zudem, dass die Menge an Kerosin, die tatsächlich den Boden erreicht habe, vernachlässigbar gewesen sei. Labortests, die sieben Tage nach dem Vorfall durchgeführt wurden, hätten zudem keine Spuren von Kerosin im lokalen Erdreich nachgewiesen. Warum also der Vergleich? Delta erklärt, man wolle die Unsicherheit und die enormen Kosten eines Prozesses vermeiden, bestreite aber weiterhin jede Schuld.