Nach dem dritten Radarausfall innerhalb von zwei Wochen will die Luftfahrtbehörde der USA den Flugverkehr am Flughafen Newark vorübergehend einschränken. Er könne das aktuelle Verkehrsaufkommen nicht mehr zuverlässig bewältigen, so die FAA.
Frei nach Hamlet könnte man sagen: Etwas ist faul im Staate Pennsylvania. Denn dort liegt Philadelphia. Und vom dortigen Anflugkontrollzentrum (genau vom Philadelphia Terminal Radar Approach Control Facility oder Tracon) werden die An- und Abflüge am Newark Liberty International Airport gesteuert. Und damit für den zweitgrößten Flughafen der Metropolregion New York City, der jeden Tag 1000 Starts und Landungen zählt.
Am Sonntagmorgen (11. Mai) verlor das für Newark zuständige Kontrollzentrum in Philadelphia gegen 5:00 Uhr Ortszeit erneut für etwa 90 Sekunden den Zugriff auf seine Systeme. Die Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration FAA musste daher für 45 Minuten den Betrieb stoppen.
Der Vorfall ist bereits der dritte seiner Art innerhalb von zwei Wochen. Auch bei den vorherigen Ausfällen am 26. April und am Samstag (10. Mai) war dasselbe Kontrollzentrum Philadelphia betroffen. Zwar blieben alle drei Störungen kurz, führten aber jeweils zu spürbaren Auswirkungen auf den Flugverkehr rund um den Großraum New York.
Die FAA teilte laut dem TV-Sender CNN mit, dass der Flugverkehr im betroffenen Zeitraum unter Einsatz von Ersatzverfahren weitergeführt wurde. Daher kam es nicht zu einem vollständigen Stillstand des Anflugverkehrs, etwa von Flugzeugen, die bereits in der Luft waren. Dennoch kam es erneut zu Verspätungen, da der Flugverkehr während des Ausfalls reduziert wurde. Sieben Prozent der abgehenden Flüge wurden am Sonntag in Newark annulliert, zwölf Prozent waren verspätet.
Am 28. April hatte ein Ausfall dazu geführt, dass mehrere Mitarbeitende der Flugsicherung traumabedingt den Dienst quittierten. Zuvor war gemäß der National Air Traffic Controllers Association Natca, die Vereinigung der Mitarbeitenden der Flugsicherung in den USA, wegen eines Kabelbrandes für 90 Sekunden die gesamte Radarkontrolle und Kommunikation ausgefallen. Die Lotsinnen und Lotsen seien deshalb nicht mehr in der Lage gewesen, die kontrollierten Flugzeuge «zu sehen, zu hören oder mit ihnen zu sprechen».
Seit Mitte April gab es am Flughafen Newark durchschnittlich 34 Streichungen von geplanten Ankünften pro Tag. Laut der FAA steigt die Zahl der Verspätungen im Tagesverlauf deutlich an – von durchschnittlich fünf am Morgen auf 16 am Abend. Diese dauern im Schnitt zwischen 85 und 137 Minuten. Ein weiterer Grund für die Probleme sind Bauarbeiten an einer der Start- und Landebahnen.
Die FAA erklärt, dass der Flughafen die derzeitige Verkehrslast offensichtlich nicht bewältigen könne. Daher werde man vorschlagen, die Zahl der Ankünfte und Abflüge vorübergehend auf jeweils 28 pro Stunde zu begrenzen – bis die Bauarbeiten an der Start- und Landebahn abgeschlossen sind. Nach Abschluss des Hauptprojekts sollen es 34 Bewegungen pro Stunde sein.
Verkehrsminister Sean Duffy sagte am Sonntag, «es ist sicher», vom Flughafen Newark zu fliegen. Zwar sei das System veraltet. Ddoch Duffy zeigte sich gegenüber dem TV-Sender NBC zuversichtlich, dass die Störung bald behoben werde. «In den nächsten Wochen werden wir in Newark mit reduzierter Kapazität arbeiten. Ich werde ein Treffen mit allen Fluggesellschaften einberufen, die Newark bedienen, damit sie sich auf eine Reduzierung der Kapazitäten einigen.»
Lufthansa ist sich der Probleme bewusst. «Die Situation in Newark ist uns bekannt und wir verfolgen die Entwicklung sehr genau», so eine Sprecherin zu aeroTELEGRAPH. Ähnlich wie bei anderen Fluggesellschaften, die den Flughafen anfliegen, komme es zu vereinzelten Verspätungen. Alle Flüge würden jedoch planmäßig durchgeführt.