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SAS will zurück zu alter Größe

Die skandinavische Fluggesellschaft will endlich heraus aus den roten Zahlen - mit einer neuen Strategie.

Am Mittwoch (14. September) stellt Scandinavian Airlines System ihre neue Strategie vor. Die ist dringend nötig. Drei Jahre schreibt die von den Regierungen Dänemarks, Schwedens und Norwegens kontrollierte Fluggesellschaft jetzt schon Verluste. Schuld sind die starke Konkurrenz und der hohe Kerosinpreis sowie letztlich auch die schleppende Konjunktur. Kosteneinsparungen auf der einen Seite und eine vorsichtige Expansion auf der anderen sollen nun den Turnaround bei SAS herbeiführen, die einst als beste Airline in Europa galt.

Begonnen haben die harten Zeiten 2008. Nach einem Gewinn von 59,5 Millionen Euro im Jahr zuvor schrieb die Airline 590 Millionen Verlust. Darauf folgte ein harter Restrukturierungsplan: Core SAS hieß dieser. Man wollte weniger komplex werden, sich auf den Kernmarkt Skandinavien konzentrieren, sich auf Geschäftsreisende fokussieren und sich von nicht-profitablen Tochtergesellschaften trennen. Ein Beispiel dafür war der Verkauf der britischen Problemtochter BMI, die 2009 an die Lufthansa ging – und die von dieser nun auch abgestoßen wird. Auch die Flotte und die Zahl der Angestellten dezimierte man, um die Kostenstruktur zu reduzieren.

Lernen vom Vorgänger

Durch die Maßnahmen konnte man immerhin etwa 850 Millionen Euro einsparen und die Stückkosten um rund 20 Prozent senken. Erst in den letzten Quartalen begann man wieder, an Wachstum zu denken. Mit der erneuerten Flotte wurden wieder mehr und andere Routen angeboten. Das war in einem Umfeld von steigenden Treibstoffkosten und immer größerer Konkurrenz durch Billigflieger nicht einfach. Trotzdem schaffte es die Airline, im zweiten Quartal dieses Jahres einen Gewinn von rund 82 Millionen Euro zu erwirtschaften. Konzernchef Rickard Gustafsson, seit Januar am Steuer, ist daher optimistisch, dass man in diesem Jahr zum ersten Mal seit 2007 wieder schwarze Zahlen schreiben wird. Branchenexperten gehen daher aus, dass mit der neuen Strategie vor allem auch die Expansion wieder weiter vorangetrieben wird, um die Airline aus der Stagnation zu befreien.

Ein Vorbild könnte für Gustafsson sein Vorgänger aus den Jahren 1981 bis 1994 sein: Als Jan Carlzon damals das Ruder übernahm, war SAS auf dem absteigenden Ast. Die Fluggesellschaft schrieb rote Zahlen und genoss unter den Reisenden keinen besonders guten Ruf. Von den damals 17 europäischen Airlines landete SAS auf dem drittletzten Platz, wenn es um Pünktlichkeit ging. Carlzon entschied sich für eine damals ungewöhnliche Strategie, um SAS wieder auf Kurs zu bringen. Er wollte sie zur besten Airline der Welt machen und damit Business-Reisende ködern – die immerhin eine der stabilsten Einnahmenquellen von Airlines sind. So führte SAS etwa als erste Airline eine getrennte Businessklasse ein und schaffte die Erste Klasse innerhalb von Europa ab.

Pünktlicher geht nicht

Das erinnert stark an die Ziele, die auch im Core SAS-Plan formuliert sind. Und auch damals wurden alle dafür nicht essenziellen Einheiten eiskalt gestrichen. Was man auf der einen Seite sparte, investierte man in das Erreichen der neuen Ziele. Mit Erfolg: Schon 1982 machte SAS wieder einen Gewinn von rund 40 Millionen Euro, in den Jahren 1983 und 1984 kürte das Magazin Air Transport World die Fluglinie zur besten der Welt. Und auch das Pünktlichkeits-Problem löste man. Inzwischen gehören die Skandinavier zu den pünktlichsten der Welt. Im Juli 2011 wurde SAS von Flightstats sogar zur Nummer eins gewählt (aeroTELEGRAPH berichtete).