Die Konsolidierung in Europa schreitet voran. Die französisch-niederländische Gruppe übernimmt einen Mehrheitsanteil an der skandinavischen Airline. Von der Integration in Air France-KLM erhofft sich SAS Stabilität und Wachstum - will sich aber zugleich treu bleiben.
SAS scheint gerade wie entfesselt zu sein seit dem Abschluss ihres Gläubigerschutzverfahrens und ihrer Restrukturierung sowie dem Austritt aus der Star Alliance rund um das dominante Mitglied Lufthansa. Die skandinavische Fluggesellschaft plant in den kommenden Jahren einen kräftigen Ausbau auf der Langstrecke und im Europaverkehr. Und dazu will sie sich auch neue Flugzeuge beschaffen. So hat sie eben 45 Embraer E195-E2 fest bestellt.
Und jetzt macht Skyteam-Neumitglied SAS den nächsten großen Schritt. Sie begibt sich ganz unter das Dach von Air France-KLM. Die französisch-niederländische Gruppe plane, eine Mehrheitsbeteiligung zu übernehmen, teilt sie mit. Das sei «ein entscheidender Moment» für seine Fluggesellschaft, sagt SAS-Vorstandsvorsitzender Anko van der Werff. Und es sei «ein starkes Signal des Vertrauens in die Richtung, in die wir uns bewegen».
Aktuell hält Air France-KLM noch 19,9 der Aktien von SAS (siehe Grafik). Daneben halten der Finanzinvestor Castlelake und der dänische Staat große Anteile. Der französisch-niederländische Konzern sagt nicht, von wem er Aktien übernehmen wird, was sein Zielwert für die künftige Mehrheitsbeteiligung ist und in welchem Zeitrahmen die Transaktion vollzogen werden soll.
Van der Werff zeigt sich aber begeistert. Die Integration in Air France-KLM bringe nicht nur Stabilität, sondern ermögliche auch «eine tiefere industrielle Integration und den vollen Rückhalt einer der weltweit führenden Airline-Gruppen», sagt er. Sie werde die Fähigkeit von SAS stärken, Skandinavien mit der Welt und die Welt mit Skandinavien zu verbinden. Die Beziehung zum französisch-niederländischen Konzern basiere bereits jetzt «auf gegenseitigem Respekt, dem Engagement für operative Exzellenz und starken Nachhaltigkeitsambitionen». SAS werde aber «auch in Zukunft im Herzen, im Look und im Feeling stolz skandinavisch sein», verspricht der Manager.
Mit der Übernahme schreitet die Konsolidierung in Europa weiter voran. Auf der einen Seite stehen dabei die beiden großen Billigairlines Easyjet und Ryanair. Auf der anderen Seite stehen drei große Gruppen unter der Führung von Netzwerkairlines: IAG um British Airways und Iberia ist im Vereinigten Königreich, in Irland und in Spanien stark, Lufthansa Group mit Lufthansa, Austrian Airlines, Swiss und ITA Airways in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien und Air France-KLM in Frankreich, den Niederlanden und künftig auch Skandinavien.
Und die nächsten Konsolidierungsschritte zeichnen sich bereits ab. Der Kampf um Air Europa ist bereits im Gange. Und dieser Tage hat die portugiesische Regierung die Privatisierung von Tap bestätigt - wenn auch nur als Minderheitsbeteiligung.