Letzte Aktualisierung: um 22:25 Uhr

Ärger mit den Angestellten

Ryanair droht Flugbegleitern mit Kündigung

Eine Crew von Ryanair weigerte sich in Köln wegen Übermüdung weiterzufliegen. Kein Einzelfall. Die Billigairline reagiert mit einer Warnung.

Die Crew von Ryanair startete am Sonntag (8. Juli) um 13.30 Uhr* pünktlich zum Dienst. Vier Flüge standen auf dem Tagesprogramm. Palma – Madrid, Madrid – Palma, Palma – Köln und Köln – Palma. Schon da war den in Mallorca stationierten Mitarbeitern bewusst, dass es ein schwieriger Tag wird. Denn Europas Luftfahrt kämpft aktuell Tag für Tag mit ungewöhnlich vielen Verspätungen. Das Problem zog sich denn auch durch den ganzen Tag.

Am frühen Abend stand ein Flug von Palma nach Köln auf dem Programm der Ryanair-Besatzung. In der Domstadt landete sie um 22:48 Uhr. Weitere 20 Minuten vergingen, bis die Passagiere aussteigen konnten. Die Crew hatte inzwischen mehr als neun Stunden Arbeit hinter sich. Der Kapitän fragte deshalb die gesamte Besatzung, ob sie sich noch fit für den geplanten Rückflug FR7212 zurück an die Basis Palma fühlte. Während der Kopilot bejahte, verneinten die vier Flugbegleiter.

Antraben in Dublin

Der Kapitän teilte den Entschluss seinem Vorgesetzten mit. Er bot zugleich an, die Boeing 737 mit dem Kopiloten noch leer nach Palma zu fliegen, damit sie wenigstens am nächsten Morgen am richtigen Ort stand. Das wurde von der Zentrale in Dublin abgelehnt. Beim Kapitän meldete sich später ein Manager von Ryanair. Er verlangte, einzeln mit allen Flugbegleitern sprechen zu können.

Auch ihm teilten die Flugbegleiter mit, weshalb sie sich nicht mehr fähig fühlten, zurück nach Palma zu fliegen. Sie argumentierten dabei hauptsächlich mit der Sicherheit. Der Manager aus Dublin ließ das nicht gelten und befahl der ganzen Crew, sich am nächsten Tag in Dublin vorzusprechen. Abflug um 7:55 Uhr am kommenden Morgen via Manchester.

Verspätungen und Flugzeuge an den falschen Basen

Bis die Besatzung im Hotel war, war es nach zwei Uhr nachts. Viel Schlaf gab es deshalb in jener Nacht nicht mehr. Beim späteren Treffen in Dublin wurden die Flugbegleiter dann gerügt und bei voller Bezahlung bis auf weiteres vom Dienst suspendiert, wie Dokumente belegen, die aeroTELEGRAPH vorliegen. Dies gilt bis die disziplinarische Untersuchung gegen sie abgeschlossen ist.

Es war offenbar kein Einzelfall. Denn jetzt am Mittwoch (11. Juli) wandte sich Ryanair-Managerin Andrea Doolan per Rundschreiben an alle Flugbegleiter der Billigairline. «In den letzten Wochen weigerten sich einige Flugbegleiter, ihre Dienste zu beenden.» Das sei unter der «irrigen Annahme geschehen, dass sie ein Recht dazu» hätten, schrieb die Chefin Inflight Operations weiter. Die Folge dieses Verhaltens seien Verspätungen und Flugzeuge an den falschen Basen gewesen.

«Inklusive Entlassungen»

Nur der Flugkapitän könne darüber entscheiden, ob der Dienst noch beendet werden müsse oder nicht, so Doolan. «Als Kabinenbesatzung haben sie Dienste von fünf Tagen und danach drei Tage frei. Ermüdung tritt darum kaum auf», so die Managerin. Erschöpfung sei auch beim Fall von Köln und anderen nicht der wahre Grund gewesen. Es seien Gründe wie zu wenig Essen oder Wasser an Bord vorgebracht worden. In solchen Fällen entscheide aber allein die Betriebszentrale in Dublin.

Es sei nur eine kleine Minderheit, die sich so verhalte, so Doolan im Rundschreiben weiter. Aber das könne man nicht tolerieren. «Wir weisen Sie darauf hin, dass solche Weigerungen disziplinarische Folgen haben – bis hin zu und inklusive Entlassungen.» Ryanair will zu den Vorgängen keine Stellung nehmen. «Wir kommentieren die Kommunikation mit unseren Mitarbeitern nich», erklärt ein Sprecher.

* Nach Erhalt neuer Dokumente wurde der Artikel angepasst. Insbesondere wurden nicht korrekt angegebene Zeiten korrigiert und neue Details zum Dienst der Crew und zur Anhörung in Dublin hinzugefügt. Die Aussagen des Artikels ändert das nicht.