Letzte Aktualisierung: um 12:58 Uhr

Rostec-Chef

Russland träumt vom Bau von Langstreckenjets in zwei bis drei Jahren

Der staatliche russische Technologiekonzern will wieder Langstreckenflugzeuge bauen. Doch der dafür von Rostec-Chef Sergei Chemezov verkündete Zeitplan scheint illusorisch.

«Rostec belieferte das Verteidigungsministerium mit einer neuen Charge 2B11-Mörsern», «Rostec lieferte 19 Millionen Impfdosen gegen Masern und andere Krankheiten», «Rostec begann mit der Lieferung eines tragbaren Radars zur Erkennung von Drohnen in extrem niedrigen Höhen». Wer Pressemitteilungen des staatlichen russischen Technologiekonzerns liest, merkt: Rostec ist in sehr vielen Bereichen aktiv, zivil und militärisch.

Im Jahr 2018 schluckte der riesige Konzern, zu dem Hunderte Unternehmen gehören, auch das staatlich kontrollierte Flugzeugbaukonsortium UAC, in dem Tupolev, Ilyushin und Co. vereint sind. Rostec trieb anschließend die Verschmelzung der Hersteller weiter voran.

Eigentlich kommt nur eine Möglichkeit infrage

Rostec-Chef Sergei Chemezov hat nun laut der Nachrichtenagentur Tass angekündigt, in zwei bis drei Jahren Langstreckenflugzeuge zu bauen. Bis dahin soll auch das Triebwerk PD-35 startklar sein. «Ich hoffe, dass wir in zwei bis drei Jahren dieses Triebwerk auf den Markt bringen und bereits Langstreckenflugzeuge bauen werden», sagte Chemezov bei einem Treffen mit dem russischen Ministerpräsidenten Michail Mischustin.

Genauere Angaben zum geplanten Bau von Langstreckenflugzeugen gibt es nicht. Klar ist: Ein neues Modell kann nicht gemeint sein, denn eine Entwicklung in von zwei bis drei Jahren ist unmöglich. Somit kommt eigentlich nur die Neuauflage der Ilyushin Il-96 infrage.

Kann Il-96 zum Zweistrahler werden?

Der Flieger mit der Bezeichnung Il-96-400 M war schon vor Jahren einmal geplant, dann stoppte Russland das Projekt, weil es am zivilen Markt keine Nachfrage gab. Durch den russischen Angriff auf die Ukraine und die folgenden westlichen Sanktionen hat die Lage sich jedoch geändert. Und im November 2023 fand der Erstflug des Prototyps statt.

Das Flugzeug soll in Zwei-Klassen-Konfiguration 386 Fluggäste fassen und bis zu 10.000 Kilometer weit fliegen können. Falls Russland das Modell aber wirklich in Serie bauen und bei Airlines platzieren will, müsste die Il-96-400 M wohl weiter modernisiert werden. Für einen effizienten Betrieb müsste es vor allem gelingen, den Jet vom Vier- in einen Zweistrahler zu verwandeln. Auch dafür sind zwei bis drei Jahre kaum genug Zeit.

Triebwerk PD-35 ebenfalls später erwartet

Auch das benötigte Triebwerk PD-35 wird bis dahin kaum fertig sein. 2021 war der Start der Serienfertigung für 2028 geplant. Heute ist eher von 2029/2030 die Rede. Chemezovs Traum vom Bau von Langstreckenjets daher dürfte deutlich ferner liegen als verkündet.