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Antrieb

Russland drückt bei eigenen Triebwerken aufs Tempo

Aus dem Westen bekommt die russische Luftfahrtindustrie keine Triebwerke mehr. Daher forciert sie die eigene Entwicklungsarbeit - aktuell besonders bei den Turboprops.

Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erließen viele westliche Länder Sanktionen. Diese zwingen Russland unter anderem dazu, den eigenen Flugzeugbau voranzutreiben. Eine der großen Herausforderungen dabei ist, auf Triebwerke westlicher Hersteller zu verzichten. Bei der Irkut MS-21 ist das Aviadvigatel PD-14 schon im Testbetrieb, damit das Modell ohne das PW1400G von Pratt & Whitney auskommen kann.

Die kleinere Version, das Aviadvigatel PD-8, ist noch nicht so weit. Es wird derzeit an einer Ilyushin Il-76 getestet, wird künftig aber die neue, russischere Variante des Superjets antreiben. Die Zertifizierung soll im Laufe des Jahres 2023 geschehen.

Keine Kraftstofffilter mehr aus Frankreich

Bis dahin will man auch beim aktuellen Superjet-Triebwerk Power Jet Sam 146 unabhängiger werden. Es entstand in französisch-russischer Kooperation mit dem Triebwerksbauer Safran, der aber nicht mehr liefert. Nun erklärt Russlands staatliche Technologie- und Rüstungskonzern Rostec, man teste derzeit Prototypen für eigene Kraftstofffilter für das Sam 146, da man von Safran keine mehr bekomme.

Auch bei den Motoren für kleinere Flugzeuge will Rostec, unter dessen großem Dach all dies geschieht, nun aufs Tempo drücken. Bereits Ende Januar teilten der Konzern und die russische Luftfahrtbehörde Rosaviatsiya mit, dass das Triebwerk Klimov TV7-117ST-01 für die Turbopropmaschine Ilyushin Il-114-300 seine Musterzulassung erhalten hat.

Vier Testexemplare für neues Triebwerk

Die Behörde erklärte, der Triebwerksbauer plane für die Zukunft ebenfalls die Zertifizierung der Variante TV7-117ST-02 für das Regionalflugzeug TVRS-44 Ladoga. Rostec kündigte nun an, dass die United Engine Corporation, zu der Klimov gehört, 2023 vier Testexemplare des TV7-117ST-02 für das geplante Turbopropflugzeug herstellen wird – zwei bis zum Sommer, zwei bis Ende des Jahres. Im Jahr 2025 soll die Serienproduktion der Motoren starten.

So soll das TV7-117ST-02 aussehen. Bild: Rostec

Die Ladoga soll 40 bis 50 Sitze haben und damit kleiner sein als die Il-114-300 mit bis zu 68 Plätzen. Beide sind jedoch wichtig. «Die Schaffung neuer Passagierflugzeuge für die Regionalluftfahrt ist eine Priorität für die Luftfahrtindustrie», sagte Vladimir Artyakov, erster stellvertretender Generaldirektor von Rostec. «Einer der Bereiche dieser Arbeit ist die Schaffung geeigneter Triebwerke, einschließlich Turboprops.»

Chef von Triebwerksbauer wird befördert

Auch auf Managementebene nimmt der Staatskonzern Anpassungen vor. So wird Alexander Artyukhov, bisher Chef der United Engine Corporation und als solcher für PD-8, PD-14, TV7-117ST-01 und Co. zuständig, befördert. Er ist nun für Rostecs gesamte Luftfahrtprogramme verantwortlich. Bei der United Engine Corporation übernimmt als amtierender Chef Vadim Badekha, der zuvor die Ural Civil Aviation Plant UZGA leitete.