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Qatar droht Airbus und Boeing

Die Airline hat genug vom Warten auf die Lieferungen neuer Flieger - und macht den Produzenten aus dem Westen Druck.

Qatar-Chef Akbar Al Baker ist genervt. Die Unzuverlässigkeit der großen Flugzeugbauer behindere die Wachstumspläne der Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten, so der Manager laut der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei werden genau die als Kunden für Airbus und Boeing immer wichtiger. Wenn die Produzenten ihre Zeitpläne nicht in den Griff bekämen, würde man sich aber auf neue Kooperationen mit aufstrebenden Flugzeugbauern einlassen, sagte er bei einer Luftfahrtkonferenz in Abu Dhabi. Ein Großteil der Bestellungen, die Qatar tätigte, blieb hinter dem Zeitplan zurück. Dazu zählen der A380-Superjumbo von Airbus, der B787-Dreamliner von Boeing, die Neuversion des A320-Mittelstreckenfliegers und auch der Airbus A350, der in der ersten Jahreshälfte 2014 auf den Markt kommen soll. Wenn denn alles nach Plan läuft. Aber Designänderungen und Kinderkrankheiten, wie sie beim A380 und beim Dreamliner vorkamen und vorkommen, verzögern die Abläufe der Hersteller immer wieder.

Weil Al Baker davon langsam genug hat, tut er es einem Kollegen gleich, der eigentlich eine ziemlich andere Zielkundschaft hat: Ryanair-Chef Michael O’Leary denkt schon lange laut über Alternativen nach. Nun trägt man sich auch bei Qatar mit dem Gedanken, Jets aus China oder Russland zu kaufen. O’Leary hat schon öfter damit gedroht, vom Stammlieferanten Boeing auf Modelle aus Fernost umzusteigen. Der irische Billigflieger sei schon in Verhandlungen mit dem chinesischen Flugzeugbauer Comac, hieß es immer wieder. Auch Al Baker sieht das als durchaus möglich an. Auf die Frage, ob er auch mit chinesischen Jets fliegen würde, antwortet er: «Warum nicht? Wenn sie sicher und effizient sind und alle Voraussetzungen erfüllen, spricht nichts dagegen.» Die Produzenten aus dem Westen würden ohnehin zu einem großen Teil auf Bauteile aus Fernost setzen.

Qatar macht es Ryanair nach

Qatar Airways’ Wachstumspläne sind ambitioniert: Schon jetzt leigt die Airline auf Platz 15 der Größten der Welt, was die Passagierzahlen angeht. Ihre Flotte besteht aus 107 Fliegern. Bis 2020 will Al Baker diese mehr als verdoppeln. Und dafür offenbar auch die Partner wechseln, falls das nötig ist.