Letzte Aktualisierung: um 21:09 Uhr

«Mayday, Mayday, Flug 1536»

Eine Boeing B737 der Fluglinie Gol kam kurz nach dem Start in gravierende Probleme. Ein Fluglotse hat eine Katastrophe verhindert.

Flug 1536 hob auch an diesem Tag völlig normal ab. Er ist eine der Dutzenden von täglichen Verbindungen zwischen den beiden Millionenmetropolen im Süden Brasiliens. Die brandneue Boeing B737-800 der Fluggesellschaft Gol hatte 95 Passagiere geladen und hob wie geplant in São Paulo Congonhas ab, um weniger als eine Stunde später in Rio de Janeiro Santos Dumont zu landen. Doch während die Reisenden auf das unendliche Häusermeer von São Paulo blickten, begannen im Cockpit tragische Minuten. Kurz nach dem Start verlor der Pilot jegliche Angaben zu seiner Position, seiner Höhe und seiner Geschwindigkeit. Zugleich befand sich der Jet in einer dicken Wolkenschicht. Die Crew hatte deshalb eine miserable Sicht.

Der Zwischenfall ereignete sich am vergangenen 16. Oktober, wurde aber erst jetzt durch einen Bericht der Zeitung O Globo bekannt. Kaum bemerkte der Pilot den Ausfall der Instrumente, wandte er sich an den Fluglotsen. «Mayday, Mayday, Flug 1536», funkte er. Am anderen Ende der Leitung saß ein Profi mit 31 Jahren Berufserfahrung. Der Flugkapitän der B737 fragte nach alternativen Notlandemöglichkeiten, da Congonhas zu stark bewölkt war. Zugleich fragte er nach Höhe, Geschwindigkeit uns Position. Seine Bildschirme gaben ihm zu jener Zeit etwa zwei völlig unterschiedliche Messungen für die Geschwindigkeit an – rund 370 Stundenkilometer betrug die Differenz. «Am Anfang war ich aufgeregt. Doch mit der Zeit schaffte ich es, die Ruhe zu bewahren», erklärte Fluglotse Ricardo Blanco der Zeitung.

Den ganzen Flugraum gesperrt

Blanco klärte die Lage und sah, dass sich Flug 1536 auf einer sicheren Höhe und an sicherer Stelle befand. Danach leitete er das Flugzeug zum nahegelegenen Flughafen Viracopos in der Nachbarstadt Campinas, wo die Wolken viel weniger dicht waren. Zuerst wurde aber der gesamte Luftraum über São Paulo gesperrt. Am Ziel angekommen, sah der Pilot die Landebahn und konnte auf Sicht landen. Nun untersucht die Aufsichtsbehörde Centro de Investigação e Prevenção de Acidentes Aeronáuticos (Cenipa) den Fall. Denn die Ursache des Instrumentenausfalls ist völlig unklar. Gol hatte den Jet erst eine Woche zuvor übernommen. Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls hatte er gerade einmal 20 Flugstunden auf dem Buckel.

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