Junger Mann mit dem Sunflower-Schlüsselband: Diskreter Hinweis.

Unsichtbare BeeinträchtigungenLufthansa, Frankfurt und Zürich haben keine Sunflower-Pläne

Für Menschen mit unsichtbaren Behinderungen können Flugreisen eine Herausforderung sein. Viele Flughäfen und Airlines setzen daher auf einen Hinweis per Sonnenblumen-Symbol. Andere sind zurückhaltend.

Top-Jobs

Aero-Dienst

Fluggerätmechaniker (w/m/d) als Prüfer / Certifying Staff (m/w/d) EASA Part 66 CAT B1 und/oder B2 für Pilatus

Feste Anstellung
Luftfahrt
Aero-Dienst GmbH
Deutschland
Vollzeit
Top jobs
Aero-Dienst

Fluggerätmechaniker (w/m/d) als Prüfer / Certifying Staff (w/m/d) EASA Part 66 CAT B1 und/oder B2 für Challenger 650

Feste Anstellung
Luftfahrt
Aero-Dienst GmbH
Deutschland
Vollzeit
Top jobs

Wer im Rollstuhl sitzt, wer nicht sprechen kann oder wer blind ist, bekommt bei praktisch jeder Fluggesellschaft Unterstützung auf seiner Reise. Doch vier Fünftel aller Beeinträchtigungen sind nicht sichtbar. Dazu zählen etwa Störungen wie Autismus, Alzheimer, Epilepsie, Narkolepsie oder Tourette-Syndrom. Wer davon betroffen ist, hat am Flughafen oder im Flugzeug schnell Probleme.

Denn die unsichtbaren Beeinträchtigungen sind im Alltag schwer zu erkennen und oftmals auch schwierig zu erklären. Deshalb reagieren viele Menschen auf Betroffene mit Unverständnis und Ablehnung. «Der soll sich mal nicht so anstellen», ist dann eine häufige Reaktion.

Besondere Bedürfnisse signalisieren

Dagegen kämpft seit 2016 die nicht gewinnorientierte, britische Organisation Hidden Disabilities Sunflower. Ihr Ziel ist es, Menschen mit unsichtbaren Beeinträchtigungen zu helfen, sich an öffentlichen Orten zurechtzufinden und Hilfe zu bekommen. Der Flughafen London-Gatwick ist Gründungsmitglied. Denn an Flughäfen treffen die Betroffenen auf besonders viele für sie schwierige Situationen, etwa beim Check-in, bei der Sicherheitskontrolle oder beim Einsteigen. Ähnliche Hindernisse gibt es für Menschen, wenn sie dann an Bord sind.

Zentrales Werkzeug von Hidden Disabilities Sunflower ist ein bedrucktes grünes Schlüsselband, auf dem Sonnenblumen zu sehen sind. Es weist das Gegenüber diskret auf eine unsichtbare Behinderung hin. Und es signalisiert, dass der oder die Tragende eventuell mehr Unterstützung, Zeit oder Hilfe benötigt.

Keine direkte Hilfe nötig

Es geht aber nicht darum, die Betroffenen zu begleiten - wie es das etwa im Fall von körperlichen Beeinträchtigungen der Fall ist. Vielmehr ist der Sinn des Schlüsselbandes, dass es ein diskretes Signal ist. Die Nutzerinnen und Nutzer wollen ihren Weg eigenständig gehen. Sie brauchen aber für gewisse Schritte länger oder benötigen zusätzliche Unterstützung.

Damit das auch verstanden wird, muss zuvor das Personal geschult werden. Die Mitarbeitenden bekommen so ein Verständnis dafür, was eine unsichtbare Behinderung ist und wie sie bewusster auf solche Kundinnen und Kunden zugehen und sie unterstützen können.

Spanische Flughäfen habe alle ein Programm

Beim Programm machen inzwischen viele Fluggesellschaften und Flughäfen mit. So beispielsweise die Flughäfen Berlin und Hamburg in Deutschland, aber auch globale Airports wie Amsterdam, Atlanta, Delhi, Dubai, Istanbul, Paris-Charles de Gaulle, Singapur-Changi oder Toronto-Pearson das Sonnenblumen-Schlüsselband, ebenso kleinere wie Ancona, Bogota, Calgary, Curação, Larnaca, Liverpool, Minneapolis, Newquay oder Wien. Bei den Fluggesellschaften sind Air Canada, Air France, Air New Zealand, Aurigny, Austrian Airlines, British Airways, Jetstar, KLM, Ryanair, Transavia, Turkish Airlines und Qantas dabei.

Hinweis auf der Anzeigetafel auf das Programm der spanischen Flughafenbetreiberin Aena. Bild: aeroTELEGRAPH

Auch die spanische Flughafenbetreiberin Aena kennt ein Programm für Menschen mit unsichtbaren Beeinträchtigungen. Es nutzt allerdings nicht das Sonnenblumen-, sondern ein Symbol mit einem Strichmännchen. Es sei wichtig, «den Stress und die Angst, die sie während des Abflug- und Ankunftsprozesses erleiden können, so weit wie möglich zu reduzieren», erklärt sie in Bezug auf Betroffene. Diese müssen allerdings zur Aushändigung eines Ausweises erst ein Formular ausfüllen, mit dem sie dann auch eine spezielle Sicherheitskontrollspur benutzen können. Eingeführt wurde der Service vorerst in Madrid.

«Kein Mehrwert»

Andernorts zögert man noch. So erklärt Frankfurt-Betreiberin Fraport, man kenne das Sunflower-Symbol und schaue es sich an. Eine baldige Einführung sei aber nicht geplant. Ähnlich klingt es in Zürich. Aktuell sei die Einführung des Sunflower-Symbols nicht geplant, so eine Sprecherin. «Passagieren, die Unterstützung brauchen, steht unser Service für Menschen mit Beeinträchtigungen kostenlos zur Verfügung. Diesen Service können auch Menschen mit nicht-sichtbaren Beeinträchtigungen beanspruchen.»

Auch Lufthansa sieht aktuell keinen Handlungsbedarf. «Das Angebot des Sunflower-Service ist uns bekannt. Wir sehen allerdings für unsere Gäste keinen Mehrwert darin», so eine Sprecherin. Jeder, der eine unsichtbare Beeinträchtigung habe, könne wie Menschen mit Seh- oder Hörstörungen einen Betreuungs-Service buchen. «Ist dieser gebucht, wissen die Kollegen und Kolleginnen entlang der Reisekette, welche Hilfe der Gast benötigt.»

Mehr zum Thema

Kunde mit dem Sonnenblumen-Anhänger: Er braucht spezielle Unterstützung.

Schlüsselanhänger hilft Reisenden mit unsichtbaren Behinderungen

Lucy auf dem Schoß ihrer Mutter: Der Hinflug war einfacher verlaufen.

Crew von behinderter Reisender überfordert

Ein Rollstuhlfahrender an einem Flughafen: Simulierende Reisende stellen Fluggsellschaften und Flughäfen vor Probleme.

Wenn 55 Gäste im Rollstuhl ein- und 30 von ihnen zu Fuß aussteigen

ticker-lufthansa

Frankfurt und München: Sixt stellt künftig Limousinen für Lufthansa First-Class-Gäste

Video

Airbus A340-300 in Global-Airlines-Livery: Wird das das zweite Flugzeug für Global Airlines?
Im Mai führte sie ihre ersten vier Flüge durch, dann wurde es still um die britische Fluglinie. Während ihr Airbus A380 von Global Airlines in Tarbes steht, gibt Chef James Asquith ein neues Lebenszeichen und präsentiert einen Airbus A340.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies
Evangel auf dem Weg ins Mid-America Flight Museum: Von dem Flugzeug wurden nur acht Exemplare gebaut.
Das Mid-America Flight Museum in Texas hat ein neues Exponat: die Evangel 4500. Das Flugzeug ist robust und sollte in den 1960er Jahren die Buschflugzeuge sicherer machen. Der kommerzielle Erfolg blieb aus.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies
Die Kantine von Korean Air: Das Tollste kommt asm Ende des Flurs.
Im modernisierten Verwaltungssitz von Korean Air speisen Mitarbeitende nicht nur kostenlos – sie genießen auch einen Blick, der sonst nur Technikern vorbehalten ist: Die Kantine bietet freie Sicht in den riesigen, ins Gebäude integrierten Hangar.
Stefan Eiselin
Stefan Eiselin