Kontrollturm in Zürich: Schweizer Lotsinnen und Lotsen sind verunsichert.
Schweizer Flugsicherung

Lotsinnen und Lotsen: «Uns beherrscht Angst vor Systemausfällen»

Vor zwei Jahren ging im Schweizer Luftraum gar nichts mehr. Seither kam es zu drei weiteren, kleineren Pannen. Die Flugsicherung Skyguide hat reagiert. Das Personal ist dennoch beunruhigt und die Behörden habe die Aufsicht verstärkt.

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Am am 15. Juni 2022 musste Skyguide das tun, was ein Flugsicherungsanbieter hofft, nie tun zu müssen. Er musste den Himmel räumen. «Clear the sky» hieß am frühen Morgen der Befehl - der Schweizer Luftraum wurde geräumt, weil die Lotsinnen und Lotsen keine zuverlässigen Daten mehr bekamen. Es fehlten Angaben zu Flughöhe, Flugnummern und Routenplanung.

Den GAU, ausgelöst durch Informatikprobleme, hat Skyguide seither aufgearbeitet. Man habe mit externen Fachkräften weitergehende Untersuchungen in den Bereichen technische Infrastruktur, IT-Betriebsprozesse und Kompetenzen des Personals durchgeführt, erklärt das staatliche Unternehmen in seinem jüngsten Jahresbericht. Daraus habe man zusätzliche Maßnahmen abgeleitet, die bereits mehrheitlich umgesetzt seien.

Weitere drei Zwischenfälle

Doch Pannen hat es trotzdem weitere gegeben. Kürzlich gab die Schweizer Flugsicherung bekannt, dass es von Anfang 2023 bis Februar 2024 drei weitere technische Zwischenfälle gegeben hat. Am 30. Oktober verursachte ein Anwendungsfehler bei der Einsetzung neuer Firewalls die Unterbrechung von Starts am Flughafen Zürich für rund zwei Stunden.

Und am 18. Dezember verzögerte eine Unterbrechung zwischen zwei technischen Applikationen Starts und Landungen am größten Schweizer Airport um rund 20 Minuten. Das dritte Mal passierte es vor zwei Wochen. Ein Server verlangsamte sich am 18. Februar vorübergehend. Das führte dazu, dass Starts und Landungen am Flughafen Zürich erneut für etwa zehn Minuten unterbrochen werden mussten.

«Vertrauen in unsere Systeme verloren»

Skyguide erklärt die wiederholten IT-Probleme mit der Umstellung von einem alten, teilweise analogen System auf ein neues, virtualisiertes und vollständig digitalisiertes. Die alte IT-Infrastruktur, die mitunter Teile enthält, die mehr als 30 Jahre alt sind, ist teilweise aber noch in Betrieb. «Dieser vorübergehende Doppelbetrieb erhöht die Fehleranfälligkeit und die Kosten», so Skyguide.

Das macht dem Personal Sorgen. Die Schweizer Gewerkschaft der Fluglotsinnen und Fluglotsen, Helvetica, schrieb deshalb kürzlich einen Brief an Skyguide-Chef Alex Bristol, wie die Zeitung Tages-Anzeiger berichtet. «Das Betriebspersonal hat das Vertrauen in unsere Systeme verloren», heißt es darin. Und weiter: «Unser vorrangiges Ziel ist es, dass die Verkehrsteilnehmer in der Luft mit genügend Abstand zueinander fliegen. Gleichzeitig beherrscht uns aber die Angst vor Systemausfällen. Diese Last können wir nicht länger tolerieren.»

Gigantisches Umbauprojekt

Die Vorfälle haben gemäß dem Bericht auch die Behörden alarmiert. Nach der letzten Panne sei eine hochrangige Taskforce eingesetzt worden, die sich wöchentlich austauscht. Die Aufsichtstätigkeit sei bereits vor anderthalb Jahren erhöht worden, so ein Sprecher des Bundesamtes für Zivilluftfahrt Bazl zum Tages-Anzeiger. Ein Sprecher von Skyguide bestätigt und erklärt zugleich, die Sicherheit sei zu jeder Zeit vollständig gewährleistet gewesen.

Skyguide hat 2018 ein riesiges Projekt gestartet, um die Flugsicherung in der Schweiz zu vereinfachen. Virtual Centre heißt es. Aktuell kontrolliert man aus Genf die Westschweiz und aus Dübendorf bei Zürich den Rest des Landes. Künftig wird jeder Mitarbeitende jeden Bereich von seinem Arbeitsort aus überwachen können. Das erlaubt eine bessere Steuerung der Personalressourcen an die Kapazität und optimierte Flugbahnen.

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