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Austrian Airlines

«Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied»

Ein Kommentar von Michael Csoklich.

Mit

Rund 500 Millionen € beträgt der Schaden der AUA durch den von den Regierungen verordneten lockdown. Das sogenannte Rettungspaket der Regierung macht diesen Schaden mit 150 Millionen € an nicht rückzahlbaren Zuschüssen nur zu einem Drittel wett, dazu gibt es noch die Staatsgarantie für den 300 Millionen € Kredit, den die AUA aufnehmen muss. Jede Menge, vor allem ökologische Auflagen unter dem Titel Nachhaltigkeit, garnieren das Paket. (Auflagen, die mit Corona-Hilfe nichts zu tun haben, und die keinem anderen Betrieb, dem geholfen wurde, auferlegt worden sind.)

Die Auflagen sind populär, könnten sich aber als Hemmschuh für die AUA beim Wiederaufstieg erweisen. Keine Flüge mehr zu Destinationen, die mit der Bahn in weniger als drei Stunden erreichbar sind. Flüge, die kürzer als 350 km sind, werden mit einer Abgabe von 30€ belegt. Das betrifft nicht nur Salzburg und Graz (was wohl leicht verschmerzbar sein wird), sondern wahrscheinlich auch die Hauptstädte Budapest, Prag, Zagreb und Laibach. Diese Städte, die auch von allen Billigfluglinien bedient werden, nicht mehr anfliegen zu dürfen, würde das Streckennetz der AUA ausdünnen, und/oder die Tickets wegen der Abgabe verteuern. Zusätzlich könnten die Passagiere der AUA auf ihren Langstreckenflügen fehlen.

Die AUA war vor Corona im Würgegriff der Billigfluglinien am Kampfplatz Wien. Und sie war schon vor der Krise (finanziell) schwachbrüstig, wie es ein Insider so schön bezeichnet. Die Auflagen und damit verbundenen Einschränkungen, die vorgezogene Flugticketsteuer von 12€ und die Kreditkosten werden dem Unternehmen keinen zusätzlichen finanziellen Spielraum geben. Im Gegenteil. Die AUA muss sauberer werden, und sie will und muss weiter Langstrecke fliegen. Mit den sehr alten Boeing 767 und 777 geht das nicht mehr lange. Lufthansa CEO Carsten Spohr hat in Wien ja unmissverständlich klar gemacht, dass es neue Flugzeuge, in welcher Form auch immer, nur geben wird, wenn die AUA sie auch finanzieren kann. Wir werden sehen, wo das Geld für diese und alle anderen Investitionen herkommt.

Die AUA und ihr Personal mit seinen 300 Millionen € schweren finanziellen Zugeständnissen muss sich also am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Personell, strukturell und mit einem attraktiven Produkt. Ob die Personalreduktion alleine durch die übliche Fluktuation und über jahrelange Kurzarbeit ausreicht, wird sich zeigen. Strukturell muss das Unternehmen die Chance nutzen (die wievielte eigentlich?), seine Strukturen so umzukrempeln, dass sie der heutigen Zeit und den künftigen Anforderungen gerecht wird. Alte Zöpfe abschneiden nennt man das. Konsequent, nicht (wieder) halbherzig. Beim Produkt darf die AUA nicht nur davon reden ein Premium Carrier zu sein, sie muss es auch leben. In allen Klassen und Ebenen. Sie muss sich vor allem von der Billigkonkurrenz wohltuend unterscheiden. Das Geld dafür kann nur aus Einsparungen in der Struktur kommen. Die AUA muss auf allen Ebenen zukunftsfit werden, kleiner, straffer, schlagkräftiger. Sie darf aber nicht zu klein werden im globalen Konzert.

Der Unterstützung der Mutter Lufthansa bei dem Unterfangen sollte man sich Gewiss sein können. 150 Millionen € schießt sie dem AUA-Eigenkapital zu. Und Carsten Spohr bekannte sich klar wie selten zur AUA und zum Hub Wien:“Die AUA ist elementarer Bestandteil unserer Multi Hub Strategie, die Lufthansa-Gruppe braucht die AUA und sie braucht den Markt Österreich.“

Fazit: Wenn man bedenkt, wer sich in der Diskussion um die AUA-Staatshilfen wie weit aus dem Fenster gelehnt hat, und wenn man bedenkt, welche Ideen da durch Raum und Medien gegeistert sind, dann muss man das Hilfspaket dennoch als geglückt bewerten. Es hätte schlimmer kommen können. Besonders wenn man weiß, wieviele Uraltideen unter dem Titel AUA-Rettung wieder aus der Mottenkiste geholt worden sind, und wenn man weiß, welche Rolle es beim Ergebnis gespielt hat, dass alle ihr Gesicht wahren können und der Koalitionsfrieden gewahrt bleibt.

Jetzt liegt es an der AUA, was sie aus der neuen Chance macht. „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“, schrieb Carsten Spohr dem Management noch ins Stammbuch, bevor er Wien wieder verlassen hat.