Rügen, Usedom und mehr
Große GPS-Störaktion trifft auch Nordosten Deutschlands
Im Luftraum über mehreren Ostsee-Anrainerstaaten kam es am Wochenende zu umfangreichen GPS-Störungen. Auch Deutschland war betroffen.
Himmel über der deutschen Insel Rügen: Auch hier war der Luftraum betroffen.
Himmel über der deutschen Insel Rügen: Auch hier war der Luftraum betroffen.
Die Zahl ist eindrücklich. Mehr als 1600 Flugzeuge waren zwischen Freitagabend (22. März) Sonntagabend (24. März) von sogenanntem GPS Jamming über Nordosteuropa betroffen. Das berichtete zuerst das Magazin Newsweek unter Berufung auf einen Open-Source-Analysten mit dem Pseudonym Markus Jonsson.
GPS Jamming bezeichnet eine beabsichtigte Störung der Signale des satellitengestützten Systems zur Positionsbestimmung. Das Global Positioning System nutzen auch Flugzeuge. Die von Josson veröffentlichten Karten zum Jamming vom Wochenende decken sich mit Daten des Flugverfolgungsdienstes Flightradar. Deutlich wird, dass am Freitagabend, Samstag, Sonntag und auch noch am Montag Estland, der Süden Schwedens und Norden Polens betroffen waren.
Kam die Störung aus dem russischen Kaliningrad?
Worauf Newsweek nicht eingeht, was jedoch auf den Karten beider Quellen zu erkennen ist: Die Störaktion traf auch den Nordosten Deutschlands, etwa die Inseln Rügen und Usedom. Und am Samstagabend reichten die Störungen sogar weit nach Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg hinein, bis nördlich von Berlin.
Das Magazin berichtet über Vermutungen, dass es sich um Störungen aus der russischen Enklave Kaliningrad handeln könnte, die landseitig von Polen und Litauen eingeschlossen ist und die selber nicht betroffen war von den Störungen. Schon früher hatte ein Vertreter des polnischen Verteidigungsministeriums gegenüber Newsweek erklärt, russisches GPS Jamming und Spoofing rund um die Ostsee würde darauf abzielen, eine «Atmosphäre der Bedrohung und ein Gefühl der Hilflosigkeit in der Gesellschaft» zu säen.
Cockpitcrews schalten GPS offenbar teilweise aus
Im Gegensatz zum GPS Jamming, bei dem es sich nur um Störungen handelt, ist das Spoofing der Versuch einer bewussten Irrleitung eines Flugzeuges durch falsche Daten. Darum geht es in dem aktuellen Fall von diesem Wochenende offenbar nicht.
Newsweek zitiert auch Vertreter der Streitkräfte Estlands, Schwedens und Litauens, die Russland erhebliche Fähigkeiten zu GPS-Störaktionen bescheinigt hatten. Gegenüber dem Magazin Forbes hatten Ende Januar zudem nicht genannte Airline-Piloten gesagt, dass sie das GPS im Ostseeraum mittlerweile ausschalten würden.