Margot von Engelmann und ihr 176-Mark-Lächeln: Sie prägte die Lufthansa mit.
Eine der ersten Stewardessen

Abschied von einer Ikone der Lüfte: Lufthansa-Pionierin Margot von Engelmann verstorben

Sie war dabei, als die deutsche Fluggesellschaft zum ersten Mal wieder den Atlantik überquerte. Und sie stand wie kaum eine andere für den Aufbruch Lufthansas in der Nachkriegszeit. Nun ist Margot von Engelmann gestorben.

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Sie war eine Pionierin in der Luft. Als eine der ersten Flugbegleiterinnen prägte sie den Neustart der Lufthansa nach dem Weltkrieg und wurde über Jahre zum Gesicht der Airline. Jetzt ist Margot von Engelmann am 26. Juni im Alter von 95 Jahren verstorben.

Engelmann stammte aus gutbürgerlichen Verhältnissen in Berlin, ihre Familie betrieb eine kleine Mineralwasserfabrik. Doch nach dem Krieg war nichts mehr wie vorher – das Zuhause verloren, die Stadt geteilt, die Zukunft ungewiss. Also machte sie, was viele junge Frauen damals taten: Sie suchte sich einen Job bei den Alliierten, denn sie hatte in der Schule englische Stenografie gelernt. Die Briten gaben ihr Arbeit

Karriere begann bei BEA

Doch ihr Ziel lag woanders. «Jedes junge Mädchen träumte davon, Stewardess zu werden», erinnerte sie sich Jahrzehnte später in einem Gespräch mit dem Sender WDR 5. Und sie machte den Traum wahr. Als bei British European Airways BEA begann, mit der Douglas DC-3 von Berlin nach Hannover, Düsseldorf und München zu fliegen, war sie dabei.

Doch dann kam ein Gerücht auf: Lufthansa startet wieder. Engelmann bewarb sich heimlich. «Sonst hätte man mich bei BEA sofort entlassen», erzählte sie. Und sie wurde genommen. Als eine von 16 Kabinencrews startete sie die Ausbildung bei Lufthansa in Hamburg.

«Aussehen war damals natürlich Voraussetzung»

«Aussehen war damals natürlich Voraussetzung», erzählte sie im Podcast rückblickend. Doch wer die ersten Kabinenbesatzungen auf ihre Erscheinung reduzierte, unterschätzte sie gewaltig. Die Ausbildung war umfassend: «Ich hätte danach ein Flugzeug auseinander und wieder zusammenbauen können», so Margot von Engelmann. Auch, wie man ein Kind zur Welt bringt, wusste sie. «Gebraucht habe ich das zum Glück beides nicht.»

Die Flugbegleiterin war 1955 auf dem ersten Flug von Lufthansa nach dem Krieg dabei. Es war eine reine Pressereise. Zuerst ging es von Hamburg nach Frankfurt, dann nach München, schließlich wieder nach Frankfurt. Und von dort sollte es via Düsseldorf wieder nach Hamburg gehen. Doch in der Stadt am Rhein ging etwas schief. Ein Fahrzeug rammte die Convair CV‑340. Die Folge: mindestens drei Stunden Verspätung.

Margot von Engelmann - die Frau mit dem 176-D-Mark-Blick

Für die Crew war das eine schreckliche Vorstellung - gleich der erste Flug mit so einer Panne - was soll die Presse denken? Die Lösung, die sich von Engelmann und ihre Kolleginnen überlegten: Eine improvisierte Cocktailparty im Terminal. Die Journalisten blieben – und schrieben anschließend ausschließlich positiv. «Nicht ein Wort über die Verspätung», so Engelmann.

Ein Journalist der Zeitung Die Welt erwähnte sie gar persönlich. Dieses Lächeln sei das Ticket nach München wert gewesen. Die Kollegen machten sich daraus einen Spaß und recherchierten den Ticketpreis. Seither war sie die Frau mit dem 176-D-Mark-Blick - heute wären es immerhin rund 2000 Euro. «Wann immer es dann Probleme gab, hieß es nur: Lös das doch mal mit dem 176-Mark-Lächeln», erinnerte sich von Engelmann belustigt im WDR.

Die Super Constellation war ihre erste große Liebe

Der wirkliche Traum von Fliegen begann aber mit der Lockheed Super Constellation. «Das erste Flugzeug, was uns wirklich rausbrachte in die große weite Welt», sagte sie. Mit ihr startete Lufthansa den ersten Linienflug über den Atlantik – Hamburg, Düsseldorf, Shannon, dann hinaus aufs offene Meer, über Island nach New York. Dort wartete ein Empfang im Waldorf Astoria.

Margot von Engelmann Jahrzehnte später: Die Super Connie blieb ihr Lieblingsflugzeug.

Es war der Beginn eines Jahrzehnts voller Premieren: Rio de Janeiro, Tokio, Bangkok. «Plötzlich stand uns die Welt offen.» Doch der Wandel kam schnell. Mit dem Jet-Zeitalter wurden die Maschinen schneller, aber auch enger. «Die Flugzeit halbiert, die Passagierzahl verdoppelt – aber der Service blieb gleich.» Engelmann und ihre Kolleginnen machten sich einen Spaß daraus, es trotzdem zu schaffen. «Und es gelang uns.»

Nach der Hochzeit war es vorbei mit dem Fliegen

Dennoch blieb die Zeit auf der Super Connie die schönste für sie. Das Flugzeug war so etwas wie die erste große Liebe - bis sie die dann wirklich kennenlernte - ebenso über den Wolken. 1963 traf sie einen Diplomat, enger Vertrauter des liberalen Religiösen Aga Khan – ein Mann, der ihr Leben ebenso international prägte wie ihr Beruf. 1965 heirateten sie. Gemeinsam lebten sie in München, Genf und fast drei Jahrzehnte lang in der Nähe von Paris.

Wie alle Ehemänner damals, so erinnerte sich von Engelmann, die seit der Hochzeit Margon von Engelmann-Rohde hieß, habe ihr Mann es nicht so gut gefunden, wenn seine Frau fliegt. Also habe sie den Beruf als Stewardess aufgegeben. Aber der Fliegerei blieb sie verbunden. Sie sagte selbst einmal: «Wenn mir langweilig wird, rufe ich meine Pilotenfreundin an, die nimmt mich dann mit.»

Sie hatte den Willen, anzupacken

Mit Margot von Engelmann hat Lufthansa nicht nur eine ihrer ersten Flugbegleiterinnen verloren. Sondern eine, die das Bild der Airline mitgeprägt hat – durch Haltung, Charme und vor allem auch den Willen, anzupacken.

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