Air Lease Corporation war Erstkundin des Airbus A350 F, stornierte ihre Bestellung jedoch im Juni. Jetzt äußert sich Chef John Plueger zu den Gründen - und die dürften weder Airbus noch Boeing gefallen.
Mitten in der Covid-Pandemie, im Dezember 2021, bestellte Air Lease Corporation ALC bei Airbus sieben A350 F. Damit wurde das Leasingunternehmen zur Erstkundin des neuen Airbus-Frachters. Das geschah nur wenige Monate, nachdem Chef John Plueger sich im Gespräch mit aeroTELEGRAPH noch skeptisch gegenüber dem A350 F gezeigt hatte.
Bei der Order sagte Plueger dann, man habe in der Zwischenzeit nicht nur Details über den A350 F erfahren, sondern auch die Markteinschätzung habe sich geändert. Der ALC-Chef betonte besonders die Bedeutung des E-Commerce. Steven Udvar-Házy, Verwaltungschef von Air Lease Corp, sagte, es gebe Interessenten für das Leasing des neuen Frachters in Europa, Nordamerika und Asien. Verhandlungen mit führenden Frachtairlines würden bereits laufen.
Doch all das ist mittlerweile hinfällig. Denn als Airbus kürzlich sein Orderbuch für Juni 2025 präsentierte, fehlten darin die sieben A350 F für Air Lease Corp. Die Firma hatte sie abbestellt.
In einem Analysten-Gespräch zu den Zahlen des zweiten Quartals hat sich Plueger nun zu den Gründen für die Stornierung geäußert. Er bestätigte zuerst, «dass wir unsere Bestellung von sieben A350 F storniert haben». Der Air-Lease-Chef erklärte, man halte das Modell zwar für ein hervorragendes Frachtflugzeug, habe aber mittlerweile entschieden, sich lieber weiterhin auf neue Passagierjets zu konzentrieren und nicht auf neue Frachter. Durch die Abbestellung seien Investitionsausgaben von mehr als einer Milliarde Dollar frei geworden. Zudem sagte Plueger: «Vertraglich waren die meisten unserer A350 F mehr als ein Jahr verspätet.»
Auf die Frage einer Analystin zum Einfluss von Zöllen auf die Nachfrage sagte der ALC-Chef zudem: «Ich kann ganz klar sagen, dass sich bei Passagierflugzeugen die positive Dynamik und die allgemeine Nachfrage nach Flugzeugen nicht verändert haben.» Bei bestimmten Flugzeugtypen wie dem Airbus A321 Neo sei die Nachfrage sogar etwas gestiegen zuletzt.
«Ich denke jedoch, dass die Zölle Auswirkungen auf die Frachtmärkte hatten», sagte der Air-Lease-Chef. In den vergangenen Monaten habe es größere Schwankungen im Frachtmarkt gegeben. Die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten. «Das war zum Beispiel einer der Punkte, die wir im Zusammenhang mit unserer A350-F-Bestellung in Betracht gezogen haben», erklärte Plueger. Denn man spüre eine gewisse Zurückhaltung.
Diese Einschätzung des Marktes dürfte nicht nur Airbus mit dem A350-F-Programm missfallen, sondern auch Boeing. Der amerikanische Flugzeugbauer hat gerade die Produktion seines neuen Frachtflugzeuges, der Boeing 777-8 F, aufgenommen.