Blick aus dem Fenster: Mit dem Airbus A321 XLR über dem Nordatlantik.
Flugtest

Das bietet Iberia in der Economy Class ihrer Airbus A321 XLR

Die spanische Nationalairline hat als erste Fluggesellschaft der Welt Airbus A321 XLR in Betrieb genommen. Wie reist es sich als Economy-Passagier im kleinen Langstreckenmodell von Iberia auf einem langen Flug? aeroTELEGRAPH hat es getestet.

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Seit vergangenen November steht der Airbus A321 Neo mit Langstreckenfähigkeit bei Iberia im Einsatz. Inzwischen besitzt die spanische Nationalairline schon drei XLR: EC-OIL, EC-OLE und EC-ONR. Sie fliegen nach Boston und Washington in den USA, im Sommer kommen mit dem Ausbau der Flotte als weitere Strecken Recife und Fortaleza in Brasilien hinzu.

Viele Menschen sind skeptisch, was kleine Flugzeuge auf der Langstrecke anbetrifft. Sie fürchten einen niedrigeren Komfort. Gleich vorweg: Ich teile nach inzwischen fünf mit kleineren Flugzeugen - A321 Neo, A321 LR und A321 XLR - absolvierten Transatlantikflügen diese Meinung nicht. Dennoch war ich gespannt, was Iberia in ihren Airbus A321 XLR auf einem regulären Langstreckenflug bietet. Ich habe es Ende April auf einem Flug von Madrid nach Boston getestet.

Buchung/Reservierung: ★★★★★. Die Website und die App von Iberia überzeugen mit einem modernen, zugleich schlichten Design. Sie sind benutzerfreundlich aufgebaut und zeichnen sich durch kurze Ladezeiten aus. Die Menüführung ist übersichtlich gestaltet, sodass sich alle relevanten Informationen schnell und intuitiv abrufen lassen.

Sämtliche wichtigen Services können unkompliziert online oder über die App genutzt werden. Besonders positiv fällt mir erneut die Sitzplatzwahl auf: Statt eines bloßen Sitzplans erhalte ich beim Klick auf einen Platz ein Kabinenbild mit 360-Grad-Perspektive direkt von diesem Sitz aus. So weiß ich genau, was mich erwartet – und werde beim Einsteigen nicht von einem halben Fenster überrascht.

Auch der Online-Check-in funktioniert reibungslos, und die Bordkarte lässt sich problemlos in der Wallet-App speichern – etwas, das längst nicht bei allen Airlines selbstverständlich ist. Und für einen Flugzeugfan wie mich ist das Wartesymbol beim Laden von Inhalten natürlich eine freudige Überraschung.

Das Wartesymbol in der App von Iberia: ❤️

Auch das Benachrichtigungssystem ist vorbildlich: Schon frühzeitig erhalte ich per SMS, Push-Mitteilung und E-Mail alle Infos zu meinem Abflug-Gate und dann nochmals, wenn es Zeit fürs Einsteigen ist. Insgesamt hinterlässt das digitale Angebot einen rundum überzeugenden Eindruck.

Check-in/Einsteigen: ★★★★★. Da ich aus Zürich anreise, habe ich den Check-in dort durchgeführt. Am Flughafen Madrid stehen für Passagiere der Economy Class zahlreiche Self-Service-Kioske bereit. Dadurch entstehen kaum Wartezeiten – auch deshalb, weil die Geräte nebeneinander angeordnet sind. So können langsamere Reisende oder Gruppen die zügigeren nicht behindern.

Im Anschluss gibt man sein Gepäck nur noch an einem separaten Schalter ab – das geht schnell und unkompliziert. Auch die Sicherheitskontrolle ist effizient organisiert: Dank vieler Spuren und eines langen Kontrolltresens kommt man zügig durch.

Beim Einsteigen setzt Iberia auf Gruppen. Ich bin in Gruppe 3 eingeteilt. Dennoch geht das Einstiegen zügig. Denn in einen A321 XLR passen deutlich weniger Menschen als etwa in einen A350. Das ist kein zu unterschätzender Vorteil gegenüber Langstreckenflügen mit großen Fliegern, wo sich das Boarding manchmal eine gefühlte Ewigkeit hinziehen kann.

Kleine Freude: Am Gate steht dann der Airbus A321 XLR mit dem Kennzeichen EC-OLE. Olé!

EC-OLE: Der zweite Airbus A321 XLR von Iberia flog mich nach Boston.

Crew und Service: ★★★★☆. Die Kabinencrew ist nett und professionell. Was mir jedoch etwas fehlt, ist die persönliche Note im Umgang mit den Passagieren. Es wirkt alles etwas mechanisch. Die Durchsage aus dem Cockpit ist dafür ausführlich, was ich immer sehr schätze. Leider kommt das bei vielen Airlines heutzutage zu kurz.

Kabinenausstattung: ★★★★☆. Die Airbus A321 XLR von Iberia sind neu und entsprechend tadellos ist die Kabine. Die Economy Class liegt nach den sieben Reihen der Business Class. Zwischen den beiden Klassen steht eine Trennwand, während des Fluges wird zudem ein dichter Vorhang gezogen. Die Economy-Kabine ist in einer 3-3-Konfiguration bestuhlt. Platz für Handgepäck gibt es dank den großen Fächern genug. Ich sitze auf 31 F. Die Reservierung kostete 20 Euro, die ich gerne ausgab, da ich auf langen Flügen am Fenster sitzen will.

Ich sitze damit in etwa in der Mitte der Economy Class. Wer weiter vorn sitzt, kann zwar bei der Ankunft früher aussteigen, hat aber einen Nachteil. Er muss bis ganz nach hinten laufen, um eine der drei Toiletten zu erreichen. Auf ein WC kommen also rechnerisch 56 Fluggäste. Schlangen vor den drei Waschräumen sah ich nie.

Sitz: ★★★★★. Der Economy-Class-Sitz an Bord der A321 XLR von Iberia – ein Recaro R3-Modell – misst 18 Zoll beziehungsweise knapp 46 Zentimeter in der Breite. Der Sitzabstand beträgt in meiner Reihe 31 Zoll, also 78,7 Zentimeter, was dem heutigen Branchenstandard entspricht. Es gibt jedoch auch Reihen mit nur 30 Zoll Abstand. Für jemanden mit durchschnittlicher Körpergröße wie mich bieten beide ausreichend Platz. Der Tisch ist schön groß, um problemlos neben dem Tablett mit dem Essen problemlos Getränke hinstellen zu können.

Das Sitzdesign entspricht dem neuen Standard bei Iberia: in einem eleganten Beigegrau gehalten, mit dezenten Akzenten im Iberia-Rot.

Die Rückenlehne bietet seitlich eine gute Unterstützung für die Rückenflanken. Am oberen Ende befindet sich eine angenehm gepolsterte Kopfstütze, deren seitliche Flügel sich einknicken lassen – ideal, um den Kopf komfortabel anzulehnen. Als Stauraum dient eine elastische Sitztasche mit zwei kleineren Zusatzfächern, die überraschend viel Platz bietet und sich flexibel füllen lässt.

Der Economy-Sitz im Airbus A321 XLR von Iberia.

Sauberkeit: ★★★★★. In dieser Kategorie lässt sich einfach punkten. Und Iberia lässt hier keine Punkte liegen.

Mahlzeiten: ★★★★☆. Mein Flug startete am Mittag, und sobald wir Reiseflughöhe erreicht hatten, wurde das Mittagessen serviert. Als Vorspeise gab es einen Bulgursalat – gut, aber einfach nicht nach meinem Geschmack – begleitet von verpackten Crackern. Bei der Hauptspeise entschied ich mich für Pasta in Käsesauce, die angenehm würzig und gelungen war. Zum Abschluss wurde ein kleines Vanilletörtchen als Dessert gereicht.

Die Mahlzeit wurde ansprechend auf hochwertigem Kunststoffgeschirr serviert. Das Besteck ist aus Bambusholz. Dazu gehört standardmäßig eine große Flasche Wasser. Getränke - auch Wein und Bier - sind kostenlos.

Das Essen.

Zwischendurch serviert Iberia dann noch einen Kitkat-Riegel und vor der Landung dann ein Sandwich. Dazu bekommt man erneut Getränke nach Wahl.

Unterhaltungssystem: ★★★★★. Iberia bietet ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm mit über 160 Filmen – von aktuellen Produktionen bis hin zu Klassikern. Besonders schätze ich die Auswahl an Filmen aus spanischsprachigen Ländern, die man sonst kaum zu sehen bekommt. Ergänzt wird das Angebot durch mehr als 200 TV-Beiträge.

Das Bordprogramm lässt sich über einen 30 Zentimeter (12 Zoll) großen Touchscreen bequem bedienen. Zur Nutzung erhalten Passagiere kostenlos einfache Ohrhörer mit zufriedenstellender Klangqualität. Wer möchte, kann aber auch eigene Kopfhörer per Bluetooth mit dem System verbinden.

Was mir sehr gut gefällt, ist die Flugkarte. Für viele mag das vielleicht ein Detail sein. Für mich ist es aber auf einem Langstreckenflug aber immer ein wichtiges. Sie ist weitaus moderner und übersichtlicher gestaltet als bei vielen anderen Airlines. Sie bietet auch nicht zu viel unnütze Informationen, etwa über Orte, die man nur zufällig überfliegt, wie das oft vorkommt.

Die moderne, übersichtliche Flugkarte.

Wifi/Strom: ★★★★★. Zum Aufladen elektronischer Geräte bietet Iberia unterhalb des Bildschirms nicht nur klassische USB-A-, sondern auch moderne USB-C-Anschlüsse – das Laden von Smartphone und Co. ist also problemlos möglich. Beim Wlan ist das Nachrichtenpaket für Mitglieder des Vielfliegerprogramms Iberia Plus kostenlos, alle anderen zahlen dafür 5,99 Euro pro Flug. Wer auch im Internet surfen möchte, kann das Surf-Paket für 20,49 Euro buchen – ein insgesamt fairer Preis. Ich entscheide mich für die kostenpflichtige Variante und kann sie größtenteils stabil nutzen; nur vereinzelt kommt es zu kurzen Unterbrechungen.

Extras: ★★★☆☆. Passagiere in der Economy Class bekommen bei Iberia eine angenehme Fleece-Decke und ein wirklich bequemes, schön großes Kissen. Mehr aber gibt es nicht. Eine kleine Überraschung fehlt.

Gesamtnote: 4,5 - Sehr gut

(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: In meinen Augen ist Iberia eine der Fluggesellschaften, die in den vergangenen Jahren die größte Veränderung durchgemacht haben. Einst Staatsairline ohne jede Kundenorientierung und Anspruch, kann sie heute problemlos mit den besten in Europa mithalten. Die Spanier haben ein sehr gutes und stimmiges Produkt geschaffen und stehen bei der Digitalisierung weiter als viele Konkurrenten - oder auch innerhalb von IAG. Hinzu kommen die neuen Kabinen, die es in immer mehr Flugzeugen gibt - und bald überall geben soll. Das gilt natürlich für die brandneuen Airbus A321 XLR ganz besonders.

Klar, ein Airbus A350 sieht ästhetisch besser aus. Aber Schönheit ist nicht alles. Der weniger attraktive und kleinere A321 XLR hat aber andere Pluspunkte. Platz habe ich in der Economy Class im kleinen genau gleich viel wie im großen Flieger. Da der Sitz sehr bequem ist (derselbe wie bei Iberia im A350) gibt es auch da keinen Unterschied. Weniger Bewegungsfreiheit? Ich kann diesen Punkt nicht wirklich nachvollziehen, da man auch im A321 XLR den Gang auf und ab laufen kann. Schlechteres Raumgefühl? Theoretisch ja, aber gleichzeitig fühlt sich ein kleinerer Flieger viel gemütlicher an als etwa eine Boeing 777-300 mit 3-4-3 und Unmengen von Reihen und Menschen. Mehr Turbulenzen? Habe ich bisher nie bemerkt (und sind auch nicht nachgewiesen bisher). Und dann ist da eben noch der bereits erwähnte Vorteil beim Einsteigen. Alles in allem: Ich bleibe dabei: XLR ist eine coole Sache!

In der unten stehenden Bildergalerie sehen Sie weitere Bilder des Flugtests. Ein Klick aufs Foto öffnet die Galerie im Großformat.

Der Testflug verursachte 927 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen reduzierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen über den Partner Myclimate durch Maßnahmen zum Vermeiden, Verringern oder Beseitigen von Treibhausgasemissionen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette (Beyond Value Chain Mitigation) .

my climate sponsoring

Das Flugticket für den Test wurde von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt. aeroTELEGRAPH hatte beim Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.

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