Die Fluggesellschaft aus Taiwan hat die Kabinen ihrer Boeing 787 modernisiert. Rundum neu gestaltet wurde von Eva Air auch die Premium Economy Class. Wir haben sie getestet.
Es war ein großer Moment für Eva Air: Am 17. Mai 2025 die Fluggesellschaft aus Taiwan ihre neue Boeing 787-9 nach Europa. An Bord war als Premiere die vierten Generation der Premium Economy Class. Mit der Nonstopverbindung nach Taipeh wurde München zur ersten europäischen Destination, auf der das neue Bordprodukt zum Einsatz kommt.
«Mit unserer hochwertigen Zwischenklasse können wir die starke Nachfrage nach der Premium Economy sowohl bei Urlaubs- als auch Geschäftsreisenden noch besser bedienen», sagt Eva Airs Deutschland-Chef Willy Lo.
Doch wie fühlt sich die neue Premium Economy Class auf einem rund zwölfstündigen Flug nach Asien wirklich an? Wir haben es getestet.
Buchung/Reservierung: ★★★★☆. Das Online-Check-in erfolgte problemlos zwei Tage vor Abflug über die Webseite. Diese wirkt zwar etwas altmodisch, ist aber klar strukturiert und einfach zu bedienen. Besonders praktisch: Bereits hier lässt sich die bevorzugte Hauptspeise für den Flug auswählen.
Eva Air möchte damit erreichen, dass möglichst viele Reisende ihr Menü frühzeitig festlegen – das erleichtert die Planung, reduziert Lebensmittelverschwendung und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Wunschgericht auch wirklich verfügbar ist.
Check-in/Einsteigen: ★★★☆☆. Einen separaten Check-in-Schalter für Premium-Economy-Passagiere gibt es am Flughafen München nicht. Die Schlange am Economy-Schalter war entsprechend lang, bewegte sich aber immerhin zügig. Da ich auf Einladung der Airline unterwegs war, durfte ich das Gepäck am Business-Class-Schalter aufgeben – was eine objektive Bewertung etwas verfälscht. Lounge-Zugang ist für Premium-Economy-Gäste nicht inbegriffen. Das Boarding am Gate H23 verlief pünktlich und reibungslos. Passagiere der Premium Economy wurden in Zone 4 aufgerufen.
Am Heimatflughafen Taipeh-Taoyuan (TPE) stehen Premium-Economy-Gästen separate Check-in-Schalter zur Verfügung.
Crew und Service: ★★★★★. Bereits vor Abflug kam die Purserin auf mich zu und bestätigte persönlich meine vorab gewählte Mahlzeit – ein kleines Detail, das zeigt, wie aufmerksam der Service an Bord ist. Auch während des Fluges war das Kabinenpersonal sehr freundlich, präsent und hilfsbereit. Immer wieder wurden Wasser und andere Getränke gereicht, ohne dass man extra danach fragen musste.
Kabinenausstattung: ★★★★★. Die Premium Economy befindet sich zwischen der Royal Laurel Business Class (26 Sitze) und der Economy Class (224 Sitze). Beim Betreten der Premium Economy überrascht vor allem eines: das großzügige Raumgefühl. Die Klasse umfasst 28 Sitze in einer 2-3-2-Konfiguration. Die Kabine wirkt offen, wird durch eine Trennwand dennoch klar abgegrenzt. Schon beim Hinsetzen fällt auf, wie viel Platz zur Verfügung steht – nicht nur vor dem Sitz, sondern auch seitlich. Besonders an den Fenstersitzen entsteht durch die kluge Gestaltung der Kopfstütze mit seitlichem Sichtschutz ein Gefühl von mehr Privatsphäre – deutlich mehr als in vergleichbaren Produkten anderer Airlines.
Auch die Ausstattung rund um den Sitz ist durchdacht. Persönliche Gegenstände lassen sich in mehreren Fächern bequem verstauen, oben gibt es ausreichend Platz im Gepäckfach. Eine Flasche Wasser liegt bereits bereit, ebenso eine Leseleuchte, eine Halterung für Smartphone oder Tablet sowie USB- und Stromanschlüsse. Wer sein eigenes Gerät nutzen möchte, findet hier alles, was man braucht – ohne improvisieren zu müssen.
Sitz: ★★★★★. Die Sitze in der neuen Premium Economy Class von Eva Air bieten mit einem Abstand von 42 Zoll und einer Neigung von 8 Zoll viel Platz. Die Sitzbreite ist ebenfalls großzügig. Die Sitze verfügen über eine ledergepolsterte, höhenverstellbare Kopfstütze mit seitlichem Sichtschutz und eine ledergepolsterte Fußstütze.
Fußstützen und eine angenehme Neigung erleichtern das Ruhen während des Langstreckenflugs. Eine komfortable Decke und ein großzügiges Kissen ermöglichen es, sich richtig einzukuscheln.
Sauberkeit: ★★★★★. Das Flugzeug war in tadellosem Zustand – was nicht überrascht, da es sich um einen der ersten Einsätze der neuen Kabine handelte. Keine Flecken, kein Staub, makellose Sitze. Besonders positiv: Premium-Economy-Gäste dürfen die vorderen Toiletten zwischen Business und Premium Economy nutzen. Die Sauberkeit wurde während des gesamten Fluges aufrechterhalten. Das rollstuhlgängige WC auf meiner Seite war besonders geräumig und sauber – ein echtes Komfortmerkmal.
Mahlzeiten: ★★★★★. Beim Online-Check-in hatte ich die Möglichkeit, mein Wunschmenü im Voraus zu wählen. Die Auswahl dort war deutlich umfangreicher als an Bord, wo zwei Hauptgerichte zur Verfügung standen – allerdings keine vegetarische Option.
Ich entschied mich vorab für gegrillte Crevetten mit Parmesansauce, Polenta und Spinat. An Bord wurde dieses Gericht wie gewünscht serviert. Als Vorspeise gab es gegrillte Hühnerbrust auf Salat mit Thon-Sauce, zum Dessert wurden Schwarzwälder Kirschtorte und frische Früchte angeboten.
Ein stilvoller Auftakt: Vor dem Service wurde Champagner, Wein und selbstverständlich alkoholfreie Getränke mit gesalzenen Nüssen gereicht. Die Hauptspeise wurde mir vor dem offiziellen Service gebracht – nur das warme Brötchen ließ etwas auf sich warten. Zwischenmahlzeit war ein warmes Laugenbrötchen mit Schweinefleisch, Frischkäse und Radieschen. Zusätzlich wurden Bananen angeboten.
Das Frühstück: Hühnerbrust mit Shiitake-Pilzen, dazu ein kleines Croissant, Früchte, Joghurt, Käse und Trockenfleisch. Es standen Heißgetränke und Säfte zur Auswahl. Insgesamt: hochwertige Zutaten, geschmackvoll angerichtet, mit guter Auswahl.
Unterhaltungssystem: ★★★★★. Jeder Sitz in der Eva-Air-Premium-Economy ist mit einem 15,6-Zoll-HD-Touchscreen ausgestattet. Die Filmauswahl ist ausreichend, mit zahlreichen asiatischen Produktionen, aber auch vielen aktuellen Hollywood-Filmen und deutschsprachigen Titeln. Die Benutzerführung ist einfach, das Bild gestochen scharf, die Kopfhörer sehr hochwertig.
Wifi/Strom: ★★★★☆. Ich habe mich für das unbegrenzte Wlan-Paket für 39 Dollar entschieden. Das ist etwas teuer. Die Verbindung war durchweg stabil und schnell, auch beim Streamen. Lediglich zwei Mal kam es zu ganz kurzen Verzögerungen. An jedem Sitz gibt es Strom sowie USB-Anschlüsse zum Laden mobiler Geräte.
Extras: ★★★★☆. Eva Air verteilt Kissen, eine Decke, Hausschuhe. Das Amenity Kit – eine Kooperation mit der Marke Hunter – ist stilvoll gestaltet und enthält nützliche Pflegeprodukte und Reiseutensilien. Dazu werden eine große Decke, ein bequemes Kissen sowie umweltfreundliche Bambusservietten bereitgestellt.
Gesamtnote: 4,6 – Sehr gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)
Fazit: EVA Air bietet mit der neuen Premium Economy ein herausragendes Produkt, das sich deutlich von der Economy Class abhebt – mit großzügigem Sitzkomfort, hochwertiger Verpflegung und durchdachten Kabinendetails. Der Service ist aufmerksam, das Unterhaltungsangebot stark, und auch bei kleinen Details punktet Eva Air mit durchdachten Lösungen. Alles in allem: ein sehr gutes Produkt zu einem vernünftigen Preis.
Der Testflug verursachte 5,6 Tonnen CO2. Wie bei allen Dienstreisen reduzierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen über den Partner Myclimate durch Maßnahmen zum Vermeiden, Verringern oder Beseitigen von Treibhausgasemissionen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette (Beyond Value Chain Mitigation).
Das Flugticket für diesen Test wurde von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt. Der Tester von aeroTELEGRAPH hatten bei seinem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.