Flughafen Düsseldorf, Gerichtsurteil: Altes Urteil, aber immer noch aktuell.

Angerland-VergleichWie eine 60 Jahre alte Regelung Verspätungen am Flughafen Düsseldorf verstärkt

Nach Gewittern hat der Flughafen mitunter größere Probleme, die Verspätungen danach wieder in den Griff zu bekommen. Das liegt an einer Einigung, die 1965 geschlossen wurde und den Airport Düsseldorf bindet. Der würde nun gerne etwas ändern - mit einer Art Sparschweinmodell.

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Das Gegenteil von gut ist gut gemeint, lautet ein geflügeltes Wort. Nicht immer ist das auch wirklich wahr. Doch im Fall des Angerland-Vergleichs ist das, was eigentlich gut gemeint war, zumindest nicht mehr wirklich zeitgemäß. Der Flughafen Düsseldorf erzielte die Einigung vor 60 Jahren mit den Anwohnerinnen und Anwohnern nahe gelegener Gemeinden.

Nach langen Auseinandersetzungen über den Fluglärm in den dicht besiedelten Anfluggebieten des Düsseldorfer Flughafens einigten sich die Beteiligten am 13. Mai 1965 vor dem Oberverwaltungsgericht Münster auf den sogenannten Angerland-Vergleich. Der Name stammt von den vom Lärm stark betroffenen Gemeinden der ehemaligen Verwaltungskörperschaft Angerland. Grundlage der Einigung zwischen dem Flughafen und den umliegenden Kommunen war ein neuer Masterplan für den Ausbau des Flughafens.

Nachtflugverbot in Düsseldorf beruht auf Angerland-Vergleich

Der Vergleich sah unter anderem ein Nachtflugverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr vor. Zudem verpflichtete sich der Flughafen, die Anwohnerinnen und Anwohner unter Berücksichtigung des jeweils aktuellen Stands der Technik bestmöglich vor Lärm zu schützen. Zur Klärung laufender und zukünftiger Probleme wurde außerdem die Einrichtung eines Flughafen-Beirats vereinbart, in dem sowohl Vertreter des Flughafens als auch der betroffenen Gemeinden Einsitz haben.

Das Urteil von 1965: Hat Folgen bis heute.

Nach der Gebietsreform in den Siebzigerjahren wurden die Angerland-Gemeinden größtenteils in die Städte Düsseldorf und Ratingen eingegliedert. Seitdem gilt Ratingen als rechtlicher Nachfolger des Vergleichs. Die Regeln bleiben bestehen. Und vor allem eine dieser Regeln macht es dem Flughafen Düsseldorf heute ziemlich schwer: Zwar verfügt der Flughafen über zwei Start- und Landebahnen. Doch die zweite Bahn darf nur die Hälfte der Betriebszeiten genutzt werden. Auch das, um die Gemeinden vor Lärm zu schützen.

Zu lange Vorlaufzeiten für den Flughafen

Grundsätzlich akzeptiere man den Vergleich, so Lars Redeligx, Geschäftsführer des Flughafens Düsseldorf, zu aeroTELEGRAPH. «Das ist gesellschaftlicher Konsens in Düsseldorf und in NRW.» Doch eine intelligente Nutzung der bestehenden Infrastruktur sei durch die praktische Umsetzung stark erschwert.

Das Problem ist, wie festgelegt wird, wann die zweite Bahn genutzt wird. Denn das muss der Flughafen eine Woche im Voraus stundengenau anmelden. «Leider ist dem Wetter unser Stundenplan aber egal», sagt Redeligx und lacht - immerhin sieht man das Ganze in Düsseldorf also noch mit Humor.

Regelung führt zu absurder Situation

Denn tatsächlich kann es ziemlich paradox sein, wenn das Wetter nicht mitspielt. «Gibt es ein Gewitter, sind wir manchmal in der absurden Situation, dass wir genau für diesen Zeitraum eine Zweibahnnutzung angemeldet hatten», erklärt Redeligx. «Aber dann bringt sie uns gar nichts.»

Terminal in der Dämmerung

Und wenn das Gewitter schließlich vorbei ist, ist es meist zu spät. «Dann bräuchten wir die zweite Bahn, haben die Nutzung aber nicht angemeldet.» Verändern kann man das aber nicht mehr. Das wollen die Geschäftsführer nun ändern.

Flughafen hofft auf baldige Einigung

«Wir würden im Prinzip gern mit einer Art Sparschweinmodell arbeiten», erklärt Redeligx. «Also: Wir beantragen wie bisher unsere Bahnstunden im Voraus – aber wenn uns das Wetter dazwischenfunkt, ist es nur konsequent, dass wir ungenutzte Zeiten flexibel nachholen können.»

Die Idee dahinter: Stunden, die nicht genutzt werden, sollen als Guthaben verfügbar bleiben. «Natürlich immer unter der Bedingung, dass wir insgesamt nicht über die Hälfte der Betriebsstunden für die Zweibahnnutzung hinausgehen», so Redeligx. «So können wir besser auf unvorhersehbare Situationen reagieren, Verzögerungen minimieren und letztlich auch verspätete Nachtlandungen reduzieren.»

Flughafen hofft auf baldige Einigung

Man hoffe, noch in der laufenden Legislaturperiode des NRW-Landtags im Rahmen des laufenden Planfeststellungsverfahrens eine bessere Lösung zu finden, so die Geschäftsleitung des Airports. Das sei im Interesse aller Beteiligten. Daher sei man auch optimistisch, dass es klappen könnte.

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