Nach Jahren der Blockade soll der Flughafen Barcelona-El Prat für drei Milliarden Euro ausgebaut werden. Herzstück ist eine umstrittene Pistenverlängerung mitten ins Naturschutzgebiet.
Barcelona zählt mit schätzungsweise 32 Millionen Besuchern pro Jahr zu den beliebtesten Reisezielen Europas – mit spürbaren Folgen für den Flugverkehr. Der Flughafen Barcelona-El Prat, mit über 55 Millionen Passagieren im Vorjahr der zweitgrößte Spaniens nach Madrid-Barajas, stößt seit Jahren an seine Kapazitätsgrenzen.
Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die katalanische Regierung, das spanische Verkehrsministerium und der Flughafenbetreiber Aena am Dienstag (10. Juni) auf den Ausbau des überlasteten Flughafens Barcelona-El Prat geeinigt. Das Investitionsvolumen, das von Aena getragen werden soll, beträgt über drei Milliarden Euro.
Damit könnte eine der längsten politischen Blockaden in der spanischen Infrastrukturpolitik überwunden werden. Bisher hatten sich die Regierung Kataloniens und die spanische Zentralregierung nie auf eine gemeinsame Lösung einigen können. Laut spanischen Medien kam die Einigung nur zustande, weil der neue katalanische Regierungschef Salvador Illa auf ein Klima der Verständigung mit Madrid setzt. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern.
Illa sagte bei der Vorstellung der Pläne, den Flughafen zu einem internationalen Drehkreuz auszubauen und, dass er «den Katalanen die Möglichkeit geben möchte, weltweit zu reisen, ohne über Madrid, London oder Frankfurt reisen zu müssen». Der erst seit August 2024 amtierende Ministerpräsident in Katalonien erhofft sich von dem Ausbau rund zwanzig neue Verbindungen in Ländern wie Indien, China und Japan zu sichern.
Die Verlängerung der südlichen Start- und Landebahn gilt als Herzstück und umstrittenster Teil des Projekts. Die 2.660 Meter lange Piste wird östlich und westlich vom Naturschutzgebiet La Ricarda begrenzt – einem 135 Hektar großen Feuchtgebiet mit Sümpfen, Küstenkiefernwäldern und Dünensystemen, das zahlreichen einheimischen Arten als Lebensraum dient. Aktuell ist sie zu kurz, um von Großraumflugzeugen genutzt zu werden.
Die Ausbaupläne sehen vor, die Startbahn um 500 Meter – inklusive Bremszone sogar 600 Meter – in das geschützte Feuchtgebiet La Riconda hinein zu verlängern. Die Bahn würde damit auf 3.160 Meter wachsen. Laut Aena trägt dies auch dazu bei, die Lärmbelästigung in den umliegenden Wohngebieten zu reduzieren. Damit können künftig bis zu 90 Flüge pro Stunde abgefertigt werden.
Ein weiteres Großprojekt ist der Bau eines Satellitenterminals im südöstlichen Teil des Flughafengeländes. Mit diesem Bau soll die Kapazität von derzeit 55 Millionen auf 70 Millionen Passagiere pro Jahr erhöht werden. Geplant ist, das dritte Terminal mit einem unterirdischen Tunnel anzubinden. Pläne für das neue Terminal gibt es seit 2010. Entworfen vom lokalen Architekturstudio Ricardo Bofill Taller de Arquitectura. Ob der Entwurf gebaut wird, ist nicht klar.
Zusätzlich sollen auch die beiden Bestandsterminals - T1 (eröffnet 2009) und T2 (Baujahr 1968) - modernisiert und umgebaut werden. Regierungschef Illa erklärte, man rechne damit, den Masterplan bis 2028 fertigzustellen, um 2030 mit den Arbeiten beginnen zu können. Wenn alles nach Plan verläuft, sollen die Bauarbeiten voraussichtlich bis 2033 abgeschlossen sein.
Dem Ausbauplan steht noch die Europäische Union im Weg, da für die Verlängerung der Startbahn eine Verschiebung der Grenzen des Naturschutzgebiets erforderlich ist, die von der EU genehmigt werden muss. Als Ausgleich für den Eingriff in das Schutzgebiet hat der Flughafenbetreiber Aena zugesagt, fast 300 Hektar des Flughafengeländes zu renaturieren, um die Auswirkungen auf die besonders geschützten Gebiete zu kompensieren.