Die Vergewaltigung einer 15-Jährigen auf einem Swiss-Flug erschüttert. Und so etwas passiert öfter, als man denkt. Warum gerade Langstreckenflüge ein Risiko sind – und wie sich Passagierinnen schützen können.
Passiert ist es im März. Und vergangene Woche stand der 44-Jährige wegen der Tat vor dem Bezirksgericht Bülach in der Schweiz. «Es ging mit mir durch», sagte er dort. Auf einem Flug von Swiss in der Business Class von Mumbai nach Zürich hatte er fünf Monate zuvor eine 15-Jährige vergewaltigt, wie die Zeitung Tages-Anzeiger berichtet.
Als das Mädchen neben ihm schlief, führte er unter anderem seinen Finger in ihre Scheide ein und nahm ihre Hand in seinen Schoß und masturbierte. Der Mann wurde vom Gericht der Vergewaltigung und sexuellen Handlungen mit einem Kind schuldig gesprochen. Er bekam eine Strafe von anderthalb Jahren Gefängnis auf Bewährung und wird zudem der Schweiz verwiesen.
Der traurige Fall wirft ein Licht auf menschliche Abgründe, die sich leider auch an Bord von Flugzeugen auftun. Genaue Zahlen zu sexueller Belästigung auf Flügen gibt es zwar nicht. Doch das FBI meldet für das Jahr 2024 alleine für die USA 104 Fälle von sexuellen Übergriffen in der Luft. «Die Zahl der Vorfälle könnte jedoch höher sein, da weitere Vorfälle möglicherweise nicht gemeldet wurden», erklärt die Sicherheitsbehörde der USA.
Zwischen den verschiedenen Taten gebe es auffallende Ähnlichkeiten, so das FBI. Sie ereignen sich in der Regel auf Langstreckenflügen, wenn die Kabine abgedunkelt sei. Die Opfer säßen meist auf Mittel- oder Fenstersitzen, schliefen und seien mit einer Decke oder Jacke zugedeckt. «Es handelt sich um einen eher abgeschirmten Bereich, in dem ein potenzieller Angreifer oder Täter Opfer mit weniger Zeugen ins Visier nehmen kann», kommentiert FBI-Experte David DArcangelis.
Betroffen sind in der Regel allein reisende Frauen oder unbegleitete Minderjährige. Was die Täter - es sind fast ausschließlich Männer - zusätzlich zu animieren scheint: Viele Reisende trinken Alkohol oder nehmen Beruhigungs- oder Schlafmittel, um sich im Flugzeug zu entspannen. Die Täter sähen ihre Opfer offenbar als schutzlos an, schreibt das FBI. Die Opfer berichteten, «dass sie aufwachen, weil die Hände ihres Sitznachbarn in ihrer Kleidung oder Unterwäsche sind», so die Behörde weiter.
So schlimm die Vorfälle sind, die Crews werden durch regelmäßige Trainings auch auf solche Situationen vorbereitet. Dies sei «ein vorgegebenes Prozedere, um Besatzungsmitglieder bestmöglich vorzubereiten und ein sicheres und reibungsloses Flugerlebnis für unsere Gäste an Bord sicherzustellen», heißt es bei Condor. Wenn sich Gäste an Bord in irgendeiner Art und Weise unangemessen verhielten, werde das stets erfasst, so die Sprecherin weiter.
«Wir tolerieren keinerlei unangemessenes Verhalten und ergreifen alle erforderlichen Maßnahmen, um solche Vorfälle zu verhindern», heißt es von KLM. Die Crews seien für den Umgang mit einer Vielzahl von Situationen geschult, sodass sie bei Problemen schnell und effektiv reagieren könnten. «Passagiere, die sich unangemessen verhalten, werden als Unruly Passengers eingestuft und müssen mit Konsequenzen rechnen, darunter auch ein Flugverbot für künftige KLM-Flüge», so eine Sprecherin der niederländischen Fluglinie.
Doch wie können sich Passagierinnen schützen? Das FBI gibt vier wichtige Tipps:
Generell betont das FBI: «Eine rechtzeitige Benachrichtigung der Strafverfolgungsbehörden ist entscheidend. Denn Straftaten an Bord von Flugzeugen sind schwieriger zu untersuchen, wenn seit dem Vorfall bereits Stunden oder sogar Tage vergangen sind, da Zeugen das Flugzeug verlassen haben und Erinnerungen verblassen. Je früher die Flugbesatzung informiert wird, desto mehr Informationen kann sie den Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung stellen, um diese nach der Landung zu unterstützen.»